Der schottische Seelengefährte (German Edition)
aufgewachsen und wollte nun das Gleiche für ihre eigene Zukunft. Mit Ewan wäre das völlig unmöglich gewesen. Ihre Eltern hatten aber schon ihr Wort zu dieser Verbindung gegeben und kein Bitten und Flehen deiner Mutter konnte sie umstimmen. Das einzige,was sie erreichen konnte war, den Hochzeitstermin auf einen Tag nach Beltane festzulegen. Das hatte sie sich nach einem Besuch bei der alten Rowana erbeten. Rowana war unsere Kräuterfrau und Heilerin, manche haben sie auch als Hexe bezeichnet, aber alle hatten Respekt, wenn nicht sogar Angst vor ihr.“
Mary konnte nur stumm und ungläubig diesen neuen Informationen lauschen.
Nach einer kurzen Pause fuhr Mairi fort. „Rowana hatte ihr gesagt, dass ihre einzige Möglichkeit, dieser Hochzeit zu entfliehen, der folgende Plan war, zumal sie Megan ansonsten einen frühen Tod vorhergesagt hatte. Sie sollte in der Nacht zum Sommeranfang zu dem kleinen Feenhügel auf der westlichen Lichtung hinter dem Wald gehen und dort fest an das denken, was sie sich am sehnlichsten wünschen würde.“
Mairi schaute Mary ernst an. „Ich habe damals nicht geglaubt, dass es wirklich funktionieren würde, aber am nächsten Tag war deine Mutter unauffindbar.“
Mary starrte Mairi völlig benommen an und schaffte es nicht, auch nur ein Wort herauszubringen.
„Wie Ihr vielleicht schon bemerkt habt, sehe ich Eurer Mutter sehr ähnlich und so habe ich am Vorabend ihrer Hochzeit ihre Stelle eingenommen. Da ich mir einen dünnen Schleier übers Haar und Gesicht gezogen habe, ist es niemandem aufgefallen. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, welche Hölle nach ihrem Verschwinden hier losbrach.“ Auch jetzt noch, nach all diesen Jahren kroch bei der Erinnerung an diesen Tag ein unangenehmer Schauer über Mairis Rücken.
„Beide Clans beschuldigten sich gegenseitig, die Hochzeit verhindern zu wollen. Den McKinnons wurde vorgeworfen, Megan versteckt zu haben, um die Hochzeit doch noch platzen zu lassen, keinem war die Abneigung von Megan Ewan gegenüber verborgen geblieben. Und die Fergussons wurden beschuldigt, sie entführt zu haben, um die Mitgift zu erhöhen, die nach Ewans Meinung viel zu niedrig ausgefallen war. Jeder wusste, wie raffgierig die Fergussons waren und wie oft sie schon Vereinbarungen gebrochen hatten, um im Nachhinein noch mehr Profit herauszuschlagen. Deshalb gab es von beiden Seiten wüste Kriegsandrohungen und die jeweiligen Verbündeten wurden zusammengerufen.“ Sie seufzte.
„Es hat ein paar kleinere Zusammenstöße gegeben, aber da kein einziger Beweis für die jeweiligen Anschuldigungen gefunden werden konnte und Megan verschwunden blieb, wurde ein Waffenstillstand ausgehandelt. Bis heute noch begegnen sich beide Clans mit offenem Misstrauen und treffen nur voll bewaffnet aufeinander. Ewan ist mittlerweile mit Shona Morrison verheiratet, einer Tochter vom Nachbarclan weiter im Landesinneren.“
Erschöpft strich sich Mairi eine graue Strähne zurück, die ihr während der Erzählung ins Gesicht gefallen war und schaute vorsichtig zu Mary, die sich während der ganzen Zeit nicht einen Zentimeter gerührt und die Augen nicht von Mairi genommen hatte.
„Deshalb bin ich sehr froh und erleichtert zu hören, dass sie ihr Glück gefunden hat“ schloss sie ihre Geschichte ab.
Minutenlanges Schweigen breitete sich im Raum aus, während Mairi nachdenklich ins Feuer blickte und Mary diese seltsame Frau nur sprachlos anstarren konnte.
„Und was wurde aus dir?“
Es dauerte eine Weile, bevor Mairi leise antwortete. „Zuerst überlegte man, ob ich Ewan heiraten sollte, aber ich hätte nicht genug Mitgift in die Ehe gebracht. Daher lehnte er ab, ein Glück für mich.“ „Ich glaube, ich bin doch stärker am Kopf verletzt, als ich dachte“ war das Erste, was Mary schließlich hervorbrachte.
Bisher hatte sie Mairi als geistig gesunde Frau betrachtet, vielleicht etwas schrullig was Aussehen und Sprache anging, sie lief immer noch im Kostüm von der Beltanefeier herum. Aber nun zweifelte sie doch stark an ihrem Verstand. Auf der anderen Seite würde dies einiges an ihrer Mutter erklären. Je länger sie darüber nachdachte, umso wütender wurde sie und setzte sich auf, ihren pochenden Schmerz am Kopf ignorierend.
„Was sind das nur für antiquierte Ansichten, einen Ehepartner aufgrund von Bündnissen oder Zweckgemeinschaften auszuwählen? Das war vielleicht früher so üblich und an manchen Königshöfen auch heute noch, wobei auch immer mehr Bürgerliche
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