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Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Titel: Der schottische Seelengefährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Wyler
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fühlt.“
    Sie lächelte versonnen und etwas schwermütig, als sie sich an ihren Aufenthalt bei Susan und ihrer Familie erinnerte. Dann wurde sie wieder ernst. Heute Morgen hatte sie nach langem Hin und Her eine Entscheidung getroffen.
    „Aber ich kann nicht hierbleiben, dies ist nicht meine Zeit und ich wüsste gar nicht, was ich hier machen sollte. Ich werde wieder zurückgehen, um mein altes Leben aufzunehmen.“
    Lange Zeit sagte Iain nichts darauf und musterte nur die vor ihm stehende aufgebrachte und resolute Frau. Ihre Haare waren zerzaust und er stellte sich vor, wie er sie mit seinen Händen bändigen würde. Würden sie sich so seidig anfühlen wie sie aussahen? Ihre rauchige Stimme bewirkte bei ihm eine Gänsehaut, die sich danach sehnte, von ihren zarten Händen wieder glattgestrichen zu werden. Oder wie ein Kater, der sich buckelnd um ihre Beine windet und seine Streicheleinheiten einfordert. Sein Herzschlag erhöhte sich allein bei diesen Gedanken.
    „Und wie genau wollt Ihr das bewerkstelligen?“ fragte er äußerlich ruhig.
    Mary wand sich innerlich, sie wusste nicht, wie viel sie ihm schon über ihre Theorie verraten sollte. Schließlich entschied sie sich dagegen.
    „Nun, das wird die Zeit zeigen, ich arbeite noch an einer Lösung“ erwiderte sie ausweichend. Sie wollte nicht daran denken, ihn dann nie mehr wiederzusehen. Aber hierzubleiben erschien ihr einfach unmöglich. Sie gehörte nicht hierher. Wenn ihre Überlegungen richtig waren, hätte sie noch ein paar Wochen Zeit, das Leben dieses Jahrhunderts kennenzulernen. Ihre Entscheidung beinhaltete auch, gemäß carpe diem das zu genießen, was ihre geboten wurde. An das Danach wollte sie noch nicht denken. Mary haderte mit sich selbst während Iain sie aufmerksam beobachtete. In ihrem ausdruckstarken Gesicht konnte er die Zwiesprache mitverfolgen, die sie innerlich hielt.
    Erleichtert erkannte er, dass Mary sich ihres Entschlusses nicht absolut sicher war. Denn die widerstreitenden Gefühle, die er abwechselnd in ihrem Gesicht erkennen konnte, zeigten ihm, wie unsicher und hin und hergerissen sie wirklich war.
    „Was würdet Ihr denn hier am Meisten vermissen?“ fragte Iain behutsam und riss sie so aus ihren eigenen wirren Überlegungen.
    „Oh, da weiß ich gar nicht, wo ich beginnen soll“ rief Mary ungestüm aus.
    „Angefangen von meiner täglich notwendigen Ration Schokolade, um meine geistige Gesundheit und die Unversehrtheit meiner Umgebung zu erhalten, einer herrlichen heißen Dusche, über duftende Körpercreme, Pflegeshampoo und natürlich eine saubere, frisch riechende Toilette! Ein gutes Glas Rotwein mit cremigemBrie und einem frisch gebackenen Baguette! Oder ein köstlicher Salat mit Schafskäse, Oliven und gerösteten Sonnenblumenkernen! Meine Jeans, die mich sicherer und wärmer fühlen lässt als alle Röcke der Welt. Meine Sneakers, mit denen ich bequem und trockenen Fußes überall lang laufen kann, ohne dass ich jeden kleinsten Stein in der Fußsohle spüre und das Gefühl habe, eine ungewollte Fußreflexzonenmassage zu erhalten. Meine Unterwäsche, ohne die ich mich fast nackt fühle!“
    Mary redete sich richtig in Rage und Iain hörte aufmerksam zu. Nachdem Mary sich ausgetobt hatte und all ihren Frust der letzten Tage losgeworden war, fügte sie am Ende leise und deutlich ruhiger hinzu „und das Grab meiner Eltern.“
    Versonnen schwiegen beide eine Weile. Iain ergriff schließlich als Erster wieder das Wort.
    „Ich kann verstehen, wie schwierig alles für Euch sein muss, aber bitte habt noch ein wenig Geduld. Ihr müsst mir versprechen, nichts Unüberlegtes zu unternehmen“ bat er sie eindringlich.
    Mary dachte kurz nach.
    „Gut, ich verspreche Euch, nichts ohne vorherige Absprache mit Euch zu unternehmen. Dafür will ich aber Euer Wort, dass Ihr mir helfen werdet, wieder nach Hause zurückzukehren, wenn es soweit ist.“
    Iain sah die Entschlossenheit in Marys Augen und schluckte schwer. Sein Herz hämmerte fast schmerzhaft in seiner Brust. Dennoch, er war es ihr schuldig.
    „Ihr habt mein Wort“ und ging resolut zur Tür hinaus. Irgendwie war das Gespräch völlig anders verlaufen, als er geplant hatte und das frustrierte Iain. Er hatte nicht mal eine einzige Frage über ihre Kindheit oder ihr sonstiges Leben stellen können. Sie hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Plötzlich blieb er stehen und lehnt sich mit dem Rücken an die Wand im Treppenabgang. Ein nicht zu unterdrückender Drang zu lachen

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