Der schottische Seelengefährte (German Edition)
Lichtverhältnissen und den nassen Felsen wollte sie nicht abrutschen und als Fischfutter enden. Tief sog sie noch einmal die salzige Meeresluft ein und schloss sich gemächlich dem Strom der anderen Touristen und Schaustellern aus der Burg an und wanderte zurück zum Gasthaus.
Nach einer warmen Dusche und wieder in trockener Kleidung ging Mary hinunter zum Abendessen. Noch immer prasselte ein lebhaftes Feuer im Kamin und wärmte den Raum behaglich auf. Im Gegensatz zu ihrer Ankunft waren diesmal jedoch schon einige der Sessel direkt am Feuer belegt.
„Kommen Sie, setzten Sie sich zu mir“ rief ein älterer Herr, der Mary unschlüssig an der Tür hatte stehen sehen. Seine lustigen Augen funkelten und seine Wangen waren leicht gerötet, was entweder der Wärme des Feuers oder dem Genuss des Whiskys zugeschrieben werden konnte. Mary schmunzelte amüsiert, während sie auf das fast leere Glas in seiner Hand blickte. Sie setzte sich neben ihn in den freien Sessel und schon war auch Susan sofort an ihrer Seite.
„Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Tag auf Drumrudha Castle und sind nicht zu nass geworden“ plauderte Susan fröhlich, während sie ein paar Schüsseln und Teller vor Mary anrichtete. „Greifen Sie ordentlich zu, dass wird Sie stärken“ ermunterte sie Mary lächelndund verschwand wieder in der Küche. Vier weitere Gäste befanden sich im Kaminzimmer, einige bereits mit ihrem Abendessen fertig, andere mittendrin. Zwei erkannte Mary als jene Männer, die das Holz für die Feier morgen oben auf der Burg aufgeschichtet hatten. Mary schaute möglichst unauffällig zu ihrem Nachbarn und musste feststellen, dass dieser sie aufmerksam musterte.
„Ich heiße William Spicer und bin der Schwiegervater von unserer lieben Susan, ich gehöre sozusagen zum lebenden Inventar. Und Sie waren heute auf Drumrudha Castle? Wie hat es Ihnen gefallen?“
Während Mary sich den köstlichen Eintopf schmecken ließ, berichtet sie William von ihrer Erkundungstour und Eindrücken.
„Ja, die McAllisters, sie waren schon gute Menschen und wären sie nicht einem gemeinen Hinterhalt zum Opfer gefallen, gäbe es diesen feinen Clan auch heute noch“ seufzte William bedauernd.
„Was genau ist denn passiert? Aus meinem kleinen Prospektheftchen ging leider nicht hervor, warum eine so gut zu verteidigende Burg zerstört werden konnte“ fragte Mary interessiert.
Auch die anderen Gäste wurden nun aufmerksam und hörten William gebannt zu, der die allgemeine Aufmerksamkeit sichtlich genoss.
„Nun, der letzte Laird war Iain McAllister. Um ein starkes Bündnis zu schließen, verheiratete er seine Schwester Elizabeth mit einem Sohn der McGregors, einem Nachbarclan im Norden. Die Feierlichkeiten fanden auf Drumrudha Castle statt. Doch die Fergussons, ein Clan aus dem Süden, hatten Angst vor der großen Macht dieses Bündnisses und spielten ein falsches Spiel. Sie schleusten fast ihre ganze Armee getarnt als Hochzeitsgäste in die Burg und noch in der Hochzeitsnacht metzelten sie den gesamten Clan nieder, dabei auch viele der McGregors. Es muss ein grausiger Anblick gewesen sein. Sie verschonten keinen, auch nicht Frauen oder Kinder. Leider waren die Fergussons ein schlechtes Beispiel für den guten Ruf der Highlander. Sturköpfe, listenreich im Kampf und zäh in der Verfolgung ihrer Ziele. Kann man so oder so deuten“ und nickte Mary bedeutungsvoll zu. William schüttelte traurig den Kopf. „Aber sie haben eindeutig übertrieben. Ihre Gier hat alle ungeschriebenen Gesetze der Ehre der Highlands verletzt. Eine wahre Schande um den Clan der McAllister, der so mutige und ehrbare Krieger hervorgebrachte hatte. Nun, die Verbündeten der McAllister rächten sich jedoch, und belagerten die Burg. Es hat fast zwei Jahre gedauert und viele Menschenleben gekostet, aber sie haben nicht aufgegeben, denn das waren sie den McAllisters schuldig. Da keinem mehr die Burg rechtmäßig zustand, vernichtete man sie,riss alles bis auf die Grundmauern nieder und ließ die Ruinen als mahnendes Beispiel für gemeine und ehrlose Hinterlist stehen. Die überlebenden Fergussons wurden vertrieben und ihr Land zwischen den benachbarten Clans aufgeteilt, so dass auch sie von der Bildfläche verschwanden.“
„Warum wollten die Fergussons denn gerade Drumrudha Castle?“ fragte ein anderer Gast neugierig.
„Nun, ganz einfach: die Burg war nicht nur fast uneinnehmbar, sondern lag auch strategisch unschlagbar. Die McAllisters unterhielten einen regen Handel
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