Der schottische Seelengefährte (German Edition)
lächelte sie Mary aufmunternd zu.
Diese nickte nur lakonisch bei den offensichtlichen und schon so oft gehörten Aufmunterungen.
„Und wer weiß, vielleicht braucht es einen gestandenen, starken Highlander, der die hohen Erwartungen einer selbstbewussten und willensstarken Frau erfüllt, statt eines kleinen, mickrigen Sassenachs“ zog Susan Mary weiter belustigt auf und ihre Augen funkelten übermütig.
„Vorsicht“ warnte Mary betont entrüstet, „mein Vater war Engländer und alles andere als klein und mickrig. Und auf ihn lasse ich nichts kommen.“
Susan wog nachdenklich den Kopf hin und her. „Vielleicht hat Ihre Mutter den einzigen, männlichen Sassenach abbekommen, der vielleicht aber doch schottische Vorfahren hatte.“
Vergnügt flogen die Sätze und Argumente zwischen Susan und Mary wie beim Tennis hin und her, nur kurz unterbrochen von Marys Kauen. Sie griff ordentlich zu und als Mary sich endlich satt und zufrieden den Mund säuberte, hatte sie das Gefühl, eine neue Freundin in Susan gefunden zu haben.
„Ich werde mich gleich auf den Weg machen. Gestern habe ich leider nicht geschafft, alles anzuschauen. Deshalb möchte ich auch früh los, um wenigstens am Anfang nicht von den anderen Touristen tot getrampelt zu werden.“
Susan musterte sie plötzlich nachdenklich. „Das müsste eigentlich passen“, stemmte sich hoch, verschwand durch die Tür und ließ eine verdutzte Mary zurück. Nach kurzer Zeit kam sie mit einem Bündel auf dem Arm wieder.
„Wir sind zwar nicht ganz gleich groß, aber unter normalen Umständen“ sie zeigte auf ihren Umfang „gleich gebaut. Vielleicht würdest du dieses Kleid und die Schuhe gerne anziehen wollen, dann fällst du selber nicht so als Touristin auf.“
Mit diesen Worten reichte sie Mary ein langes dunkelgrünes, ärmelloses Leinenkleid, das mit farblich passend gemusterten Bordüren am runden Ausschnitt verziert war. Dazu gehörte ein einfaches beiges Unterkleid mit langen Ärmeln. Alles zusammen wurde mit einem braunen, abgenutzten Ledergürtel gebunden. Ein Paar einfache braune Lederschuhe und ein langer dunkelbrauner Wollmantel vervollständigten die Garderobe. Mary schaute Susan erstaunt an. „Das willst du mir wirklich ausleihen?“
Susan winkte ab. „Es ist nur ein einfaches Leinenkleid, nichts besonderes. Ich weiß aber, dass Touristen anders behandelt werden und mit diesem Aufzug fällst du weniger auf. Na los, zieh dich um und in der Zwischenzeit mache ich ein Lunchpaket fertig. Es wird bestimmt spät werden, denn wenn man erst einmal da ist, zieht es einen in seinen Bann und man vergisst die Zeit.“
Mary betrachtete sich in dem kleinen Spiegel in ihrem Zimmer. Sie hatte ihre Lockenmähne zu einem geflochtenen Zopf gebändigt, was ihre eher kantigen Gesichtszüge noch hervorhob. Eine eher herbe Schönheit spöttelte sie über sich selber. Aber Susan hatte Recht. Ein bisschen mehr Fülle im Gesicht konnte ihr nicht schaden. Ansonsten passten die Sachen ganz gut. Nur hatte sie sich nicht überwinden können, ihre Jeans auszulassen. So viel Freizügigkeit unter dem Kleid bei diesen Temperaturen muss nicht sein, dachte sie entschieden und krempelte kurz entschlossen die Hosenbeine etwas hoch, damit sie unter dem etwas zu kurzen Rock nicht zu sehen waren.
„Du siehst prima aus“ meinte Susan später unten am Eingang nach einer kurzen Musterung. „Das Kleid bringt deine grünen Augen toll zur Geltung. Du solltest aber dein Haar lieber offen tragen. Wenn die rötlichen Locken noch dein Gesicht umrahmen, siehst du mit der hellen Haut aus wie eine Erscheinung.“ Susan seufzte begeistert.
Verlegen wehrte Mary ab. „Eher wie eine typische Hexe, das kenne ich noch aus der Schule. Rote Haare, grüne Augen, helle Haut, ganz das typische Klischee. Nicht umsonst war mein Spitzname die große Hexe.“ Übermütig grinste sie Susan an. „Wenigstens passe ich dann zu diesem Fest. Solange ich nicht als besondere Attraktion mit einem Apfel im Mund auf dem Beltanefeuer lande, soll es mir recht sein.“
Lachend stimmte Susan ihr zu.
„Du wirst viel Spaß haben, glaub mir. Wenn ich nicht schon zu behäbig wäre, würde ich auch gehen, aber es wird mir doch zu anstrengend. Nächstes Jahr wieder. Hier, ich habe ein kleines Lunchpaket zusammengestellt, so dass du nicht Hunger leiden musst. Und pass auf den Weg auf, er ist sehr schmal und wird heute überfüllt sein.“
Mit diesen Worten gab sie Mary eine schwere braune Tüte, die nach dem Gewicht
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