Der schottische Verfuehrer
wir ihn immer an seine geliebte Ehefrau erinnert. Mein Lächeln ist wie das meiner Mutter, und Symon hat... hatte ihre Augen geerbt.“ Sie schloss ihre Augen, machtlos gegen die Erinnerungen an Symon und daran, wie wütend er gewesen war, als sie die Familie verlassen hatte, um Frasyers Geliebte zu werden.
Sie umfasste den Kettenanhänger mit Wallaces Wappen, während sie weitersprach. „Auch die Jahre heilten Vaters gebrochenes Herz nicht.“
„Darum begann er zu trinken“, sagte Duncan. Seine Miene wurde etwas weicher als zuvor.
Isabel nickte. „Aber er wollte uns ein guter Vater sein.“ Die Bilder, die in ihr aufstiegen, versetzten ihrem Herzen einen Stich. Sie sah ihren Vater, der sich zwar bemüht, aber auch oft geweint hatte, wenn er dachte, alleine zu sein. „Wenn er allerdings getrunken hatte, tat er oft das Falsche.“
Isabel suchte Duncans Blick. Er musste einfach verstehen, wie sehr es ihr leidtat, ihn verletzt zu haben. „Doch zum Glück kannte ich dich. Du wirst wohl niemals nachvollziehen können, wie viel mir in jenen schwierigen Jahren deine Freundschaft bedeutete. Als wir uns dann verliebten, war es wie ein Wunder für mich. Ich ... ich glaubte damals, wir beide könnten für immer glücklich miteinander werden.“
Sie ließ die Hände in den Schoß sinken und schaute in die züngelnden Flammen des Feuers. „Eines Abends, eine Woche vor unserer Vermählung, kam Vater spät nach Hause. Betrunken.“ Sie schüttelte den Kopf. „Er war verzweifelt, seine Augen vollkommen leer, sein ganzer Körper zusammengesunken wie nach einer schweren Niederlage. So niedergeschlagen hatte ich ihn zuvor nur gesehen, als unsere Mutter starb.“
Sie hielt ein, um sich zu sammeln. „Er musste kein Wort sagen.
Ich wusste auch so, dass etwas Furchtbares geschehen war. Jammernd bat er mich um Verzeihung, noch ehe er mir etwas erklärt hatte. Als ich ihm schließlich entlockt hatte, warum er so verzweifelt war, wünschte ich mir, es nie herausgefunden zu haben. “ Selbst jetzt konnte sie den Gedanken an jenen Abend nicht ertragen. Mit unvorstellbarer Kraft hatte sie damals die Wut über ihr Schicksal gepackt, all ihre Träume waren auf einmal zerbrochen.
Ihr liefen Tränen herab, und sie begann zu zittern.
„Isabel.“
Duncan sprach ganz sanft, doch flossen daraufhin nur noch mehr Tränen. Sie schüttelte den Kopf.
„Schau mich an, bitte!“
Schluchzend wandte sie sich zu ihm. Sein verständnisvoller Blick schmerzte sie.
„Erzähl mir alles.“
Sie wischte sich die Tränen ab. „An jenem Abend hatte mein Vater mit mehreren Männern gespielt. Einer von ihnen war Frasyer - Frasyer, der dich so sehr hasst.“
Duncan nickte nachdenklich. Er begann zu verstehen. „Daran hat er nie einen Zweifel gelassen, seit ich ihn als Jugendlicher bei einem Übungskampf besiegt habe.“
„Mein Vater hatte an dem Abend sehr viel an Frasyer verloren, er hatte mehr Goldstücke gesetzt, als er besaß. Er bat den Earl darum, ihm nicht unseren Familiensitz wegzunehmen, und versprach ihm, alles andere zu akzeptieren, um seine Schulden zurückzuzahlen.“ Isabels Stimme schwankte. Da sie Angst hatte zusammenzubrechen, fuhr sie schnell fort: „Frasyers Forderung war derart unvorstellbar, dass mein Vater sie zunächst ablehnte. Frasyer gab ihm bis zum Morgen Zeit, um seiner Forderung zuzustimmen, ansonsten wollte er ihn verhaften und lebenslang in den Schuldturm sperren lassen. Mein Vater ist ein stolzer Mann, und daher bin ich mir sicher, er hätte sich eher umgebracht, als in den Schuldturm zu gehen.“
„Was war es, das Frasyer von deinem Vater gefordert hat?“ Duncans Stimme war nur noch ein raues Flüstern, als ahnte er die Wahrheit, aber könnte diese nicht aussprechen.
Tränen brannten in Isabels Augen. Sie fühlte sich, als habe man sie zurückversetzt an jenen furchtbaren Abend. „Es gab etwas, das Frasyer mehr als alles Gold wollte. Mich. Nur ich konnte unseren Familiensitz retten und meinen Vater davor bewahren, den Rest seines Lebens in Gefangenschaft zu verbringen.“
Ihre Worte schwangen in der anschließenden Stille nach. Nur gelegentlich hörte man ein Knacken vom munter brennenden Feuer.
Jede Farbe war aus Duncans Gesicht gewichen. „Frasyer forderte, dass du seine Geliebte wirst?“
„Ja. Und ich musste schwören, nie den Grund dafür zu verraten. Du solltest glauben, ich hätte dich aus reiner Gier für den Reichtum eines anderen Mannes verlassen. Er schwor, dich zu töten, sollte ich dir je
Weitere Kostenlose Bücher