Der schottische Verfuehrer
verborgen.
Plötzlich fiel Duncan ein Name auf, auf einem Blatt, das er zuvor übersehen hatte.
Frasyer. Was hatte das zu bedeuten? Aufgeregt zog er das Pergament näher heran. In seinem Kopf begann sich alles zu drehen, als er Lord Caelins Geständnis las.
Sir William Wallace und der Lord hatten Frasyer getäuscht, mehr noch: Sie hatten ihn für ihre Zwecke benutzt.
Als König Edward die Suche nach Wallace verstärkt hatte, um ihn zu töten, hatten sich Lord Caelin und Wallace einen Plan ausgedacht, getrieben von der Angst, der König könnte auf irgendeine Weise von der Verbindung zwischen Isabel und Wallace erfahren. Lord Caelin hatte an jenem schicksalshaften Abend vor drei Jahren nur vorgegeben, betrunken zu sein, und hatte dann bei der Wette absichtlich eine enorme Summe an Frasyer verloren, denn er hatte von dessen Hass auf Duncan gewusst wie auch von seiner Liebesunfähigkeit aufgrund der Verwundung. Und darum hatte er ihm Isabel angeboten, um seine Schulden zu begleichen.
Nur zu bereitwillig war der Earl darauf eingegangen, selbstsicher und eingebildet wie er war - er glaubte sogar, einen Triumph zu erringen, indem er Duncans Verlobte zu seiner Geliebten machte. Damit war Isabel in Sicherheit, denn selbst wenn König Edward von Wallaces Tochter erfuhr, war diese mit Moncreiffe Castle an einem Ort versteckt, an dem kein Engländer sie vermuten würde.
Während ihr Vater und Lord Caelin anscheinend Isabel opferten, retteten sie sie tatsächlich vor einer größeren Gefahr. Die Gerissenheit, mit der die beiden Männer Isabel geschützt hatten, machte Duncan sprachlos.
Doch Lord Caelin wusste von Isabels unendlicher Liebe zu Duncan, und seine zittrige Schrift verriet seine Qual, sie mit einem Trick dazu zu bringen, sich Frasyer auszuliefern. Er hatte es zutiefst bedauert, ihr gutes Herz auszunutzen, damit sie von sich aus anbot, Frasyers Geliebte zu werden. Und so gern er Duncans Schmerz gelindert hätte, so hatte er doch befürchtet, Duncan würde Frasyer herausfordern, sollte er von den Schulden erfahren. Ein Risiko, das er und Wallace nicht eingehen konnten, weshalb Duncan nie die Wahrheit erfahren hatte.
Er fühlte eine schwere Last auf der Brust, als er das Pergament sorgfältig wieder zusammenfaltete. Nur unter Schwierigkeiten gelang es ihm, die Blätter in das Geheimfach zurückzuschieben, so sehr zitterte er. Er schloss die Augen. Es war einfach ungeheuerlich, was er gerade erfahren hatte.
Während Isabel bei Frasyer war, hatte Lord Caelin die ganze Zeit mitgelitten mit seiner Tochter. Nein, sie war ja gar nicht seine Tochter. In Isabel floss das Blut von Wallace.
Hätte jemand ihm diese ganze Geschichte erzählt, hätte er es als einen schlechten Scherz abgetan. Er fuhr mit dem Daumen über das abgegriffene Leder. Dort drin war die ganze Wahrheit verborgen, eine Wahrheit, die auf keinen Fall in die falschen Hände geraten durfte.
Duncan atmete schwer aus. König Edward musste nur von Isabels Verbindung mit Wallace erfahren, und er würde sie als Köder nutzen, um den Anführer der Rebellen in den sicheren Tod zu locken. Ohne einen starken Mann an der Spitze aber war Schottlands brüchige Hoffnung auf Frieden kaum zu halten.
Duncan fragte sich, was Isabel wohl zu all dem sagen würde. Sollte er es ihr erzählen? Er beobachtete sie, wie sie unwissend auf der Strohmatratze lag und dabei einen unschuldigen Schmollmund zog. Sie erinnerte ihn an eine eigensinnige Elfe, die ihren inneren Frieden gefunden hatte. Nein, bis sie die Bibel in sichere Hände übergeben hatten, durfte er ihr nicht die Wahrheit mitteilen. Denn wenn Frasyer sie fasste und Isabel davon Kenntnis hatte, wer ihr wahrer Vater war, dann konnte er ihr unter Folter alles entlocken, was sie über die Rebellen wusste. Isabels Schicksal wäre damit ebenso wie das von Wallace besiegelt.
Duncan fragte sich, was er nur mit der Bibel machen sollte. Sie so, wie von Lord Caelin gefordert, zu Lord Monceaux bringen? Natürlich! Jetzt erst verstand Duncan wirklich, warum Lord Caelin Isabel das aufgetragen hatte. Da der Lord solch ein enger Vertrauter von Wallace war, würde es ihm kaum verborgen geblieben sein, dass Lord Monceaux jener schottische Spion war, den die meisten nur unter dem Namen Wulfe kannten.
In Duncans Gedanken fügte sich plötzlich alles zusammen. Der Lord hatte sich nach seiner Gefangennahme nicht mehr selbst um die Bibel kümmern können, und darum hatte er Isabel gesagt, in der Bibel wäre der Beweis seiner Unschuld
Weitere Kostenlose Bücher