Der schottische Verfuehrer
„Nicht bevor du mir nicht gesagt hast, was du gefunden hast.“ „Es gibt nichts, weswegen du dir Sorgen machen müsstest.“ „Das glaube ich dir nicht.“ Sie sah zu der Bibel, die sich geschützt in dem Beutel befand. Ihr Herz raste. „Sag es mir.“
Er presste störrisch die Zähne aufeinander. „Wir haben augenblicklich keine Zeit für Auseinandersetzungen dieser Art, erst wieder, wenn wir auf Rothfield Castle angekommen sind.“ „Und bis dahin soll ich warten? Duncan, es ist meine Bibel.“ Sie hielt ihm die Hand hin. „Gib sie mir.“
Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht.“
Sie sah ihn wütend an und rutschte zur Bettkante. Ein kalter Luftzug strich über ihre Haut, sodass sie nach ihrem Unterkleid griff, um sich zu bedecken. Was auch immer Duncan ihr verheimlichte, es hatte etwas mit der Bibel zu tun. Ihr kam ein furchtbarer Gedanke, und ihr Herz begann, wild zu schlagen. Das konnte nicht wahr sein! Sie betete darum, sich zu irren. „Duncan, sag mir, dass der Beweis für die Unschuld meines Vaters existiert.“ „Isabel ...“
„Wir dürfen keine Geheimnisse voreinander haben!“
Sein Gesicht verfinsterte sich und sein Mund verzog sich unheilvoll. „Keine Geheimnisse?“, fragte er. „Eine Woche vor unserer Vermählung hast du aufgehört, mir zu vertrauen, und seitdem hast du mich nur noch angelogen. Dennoch wagst du es, das von mir zu fordern?“
Obwohl es stimmte, was er sagte, schüttelte Isabel den Kopf. „Dein Zorn ist gerechtfertigt, aber das ändert nichts daran, dass du mir nichts Wichtiges vorenthalten darfst.“
„Das tue ich auch nicht.“ Er schaute sie durchdringend an. „Du hast gesagt, du liebst mich. Ich muss dich bitten, mir einfach zu vertrauen.“
Sie begegnete seinem Blick. „Das habe ich immer getan.“ „Nay, wenn du mir vertraut hättest, dann hättest du dich an mich gewandt, nachdem dein Vater in Schwierigkeiten war.“ „Ich habe dir gesagt, warum das nicht ging.“
„Weil ich nicht die Mittel hatte, um dir oder deinem Vater zu helfen.“
Ihr stieg das Blut heiß in die Wangen, aber dennoch reckte sie trotzig das Kinn empor. „Seit meiner Entscheidung vor drei Jahren bist du weiterhin nur ein Ritter. Auch wenn es mir lieber wäre, es wäre nicht so, hat sich für mich nichts verändert.“ Als er das hörte, erstarrte Duncan. Aber er musste ihr in einer Hinsicht beipflichten: Frasyer war ein Earl und er nichts weiter als ein Ritter.
„Du irrst dich“, sagte er schließlich. „Eine ganze Menge hat sich geändert. Wir haben uns geliebt.“
„Was heute Nacht geschehen ist, hat nichts damit zu tun.“
Er stand auf. „Ja? Wir haben uns einander hingegeben, so wie es ein Mann und eine Frau nur machen, wenn sie einander vertrauen. Vertraust du mir?“
„Gib mir die Bibel!“
Er schüttelte den Kopf. „Sobald wir in Rothfield Castle angekommen sind.“ Er hoffte jedenfalls, sie ihr dann gleich aushändigen zu können. Dabei konnte er nur beten, dass Griffin dann schon dort war und ihrem Vater, nein, verbesserte er sich, Lord Caelin, keine Gefahr mehr drohte.
Isabel musterte ihn. Ihr Mund war leicht geöffnet und ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt, als sie sich vor ihn stellte. Duncan wich nicht zurück. „Fällt es dir wirklich so schwer, mir zu vertrauen?“ Er war sich nur zu bewusst, dass es ihm um mehr ging, als nur darum, ihr nicht die geheimen Blätter zu zeigen.
Er konnte es nicht, denn er wollte die Hoffnung nicht aufgeben, mit Isabel zusammen zu sein.
„Verflucht, Duncan.“
„Sag es.“
Sie kniff ihre braunen Augen zusammen. „Ich vertraue dir.“
Eine Welle der Erleichterung durchströmte ihn. Er hatte nicht gewusst, wie wichtig ihre Worte für ihn waren. Nun aber spürte er, sie waren Balsam für seine Seele, ein Licht in der Dunkelheit, die ihn drei Jahre lang gefangen gehalten hatte.
Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch Risse in den alten Abdeckungen vor dem Fensterschlitz.
„Wir müssen aufbrechen“, sagte er.
Sie presste die Lippen aufeinander. Ohne zu protestieren, wandte sie sich von ihm ab.
Nach den vergangenen Stunden, in denen sie sich die höchsten Freuden geschenkt hatten, ertrug er es nicht, dass zwischen ihnen eine gespannte Stimmung herrschte. Er ging zu ihr und fasste sie an der Schulter, um sie zu sich umzudrehen.
„Alles wird gut.“ Er küsste sie zärtlich auf die Wange. Wie gern er sie noch weitergeküsst und sich noch einmal mit ihr vereinigt hätte! Aber sie durften keine Zeit
Weitere Kostenlose Bücher