Der schottische Verfuehrer
versteckt.
Eine Lüge.
Aber eine Lüge, um Isabel weiterhin zu schützen.
Wegen ihr unternahm sie alles, um die Bibel vor Frasyer zu retten und damit das Geheimnis ihrer Herkunft zu bewahren. Ein schwaches Lächeln umspielte kurz Duncans Lippen. Lord Caelin schien von der Doppelexistenz von Lord Monceaux zu wissen. Und mit Nichola hatte die Schwester von Lord Monceaux Duncans Bruder Alexander geheiratet. All diese Verflechtungen waren schon sehr merkwürdig.
Seit Nichola und Alexander die Ehe eingegangen waren, hatte Duncan den englischen Lord sehr gut kennengelernt. Obwohl Griffin der Ratgeber König Edwards für die schottischen Belange war, hielt er weiter an dem fest, was er für richtig hielt. Darum hatte er sich als Spion den Schotten zur Verfügung gestellt.
Aye , dachte Duncan, er würde Lord Caelins Bitte befolgen, die Bibel Lord Monceaux zu übergeben, einem Mann, dem er sogar sein Leben anvertrauen würde.
Er sah zu Isabel. Schmerzhaft wurde ihm bewusst, was sie durchgestanden hatte - und einiges davon verdankte sie, ohne es zu wissen, ihren beiden Vätern, die nur das Beste für sie wollten. Der sanfte Schein der Flammen umspielte ihr Gesicht und fiel auf ihre weichen, im Schlaf leicht geöffneten Lippen.
Gott, wie sehr er sie liebte.
Dieses unschuldige Wesen, das er in die körperlichen Freuden einführen würde. Er würde sie lieben, mit Körper und Geist, bis sie einander erschöpft in die Arme fielen. Und noch mehr.
Er würde sein Leben mit ihr teilen.
Für immer.
Doch alles änderte sich, weil William Wallace ihr Vater war. Selbst wenn sich das Durcheinander mit Frasyer eines Tages aufklärte: Wie konnte er, ein einfacher Ritter, eine Frau heiraten, die die Tochter von Schottlands wahrem Anführer war? Diese einfache Überlegung ließ die schwache Hoffnung auf ein Leben mit ihr schon wieder zerbrechen.
Seine Gefühle, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie noch Jungfrau war, verblassten, als Duncan an die Herausforderungen dachte, die vor ihnen lagen. Das Geräusch des Windes, der gegen die Wände der Hütte stieß, unnachgiebig und einsam, entsprach den Gefühlen, die ihn peinigten.
„Duncan?“
Isabels schlaftrunkene Stimme riss ihn aus den Gedanken, und er schaute zu ihr. Sie hatte sich im Bett aufgesetzt und sah ihn aus vom Schlaf glasigen Augen an. Während sie langsam wach wurde, ließ sie ihren Blick mutig und voller Verlangen über seinen nackten Körper schweifen.
Er spürte, wie er sie begehrte, eine Tatsache, die für ihn so natürlich war wie zu atmen. Es würde nie anders sein. „Aye?“
„Was ist mit dir?“
Wenn sie nur wüsste! Er ließ die Bibel in den Beutel gleiten. „Ich kann nicht schlafen.“
Sie runzelte die Stirn, und ihr Blick fiel kurz auf den Beutel, ehe sie wieder Duncan anschaute. „Tut dir deine Wunde weh?“
„Nein.“ In der Tat merkte er seine Wunde überhaupt nicht, so sehr war er aufgewühlt von seinen Gefühlen. „Ich finde nur keine Ruhe.“
Beide schwiegen gespannt.
Er seufzte. War es wirklich erst einige Stunden her, seit sie sich zum ersten Mal geliebt hatten? Bei all dem, was er seither erfahren hatte, schien es ihm, als seien mehrere Jahre vergangen.
„Kommst du noch einmal ins Bett?“
Ihre Stimme verriet ein Begehren, das seine Willenskraft herausforderte. In wenigen Stunden würden sie die Hütte verlassen und nach Rothfield Gastle aufbrechen. Und sobald sie erst bei Griffins Burg ankamen, war es aufgrund von Isabels Herkunft sehr wahrscheinlich, dass sie nie wieder derart ungestört zusammen sein würden.
Sie, die geheime Tochter des mächtigsten schottischen Rebellenführers, die als Geliebte dem Feind ausgeliefert war.
Und er, ein Ritter, der nichts hatte außer seinem guten Ruf und törichten Träumen.
Wenn Duncan noch irgendwelche Zweifel gehabt haben sollte, ob er Isabel zu Frasyer zurückkehren lassen durfte, dann waren sie jetzt beseitigt, da er erfahren hatte, dass William Wallace ihr richtiger Vater war. Nein, er durfte sie nicht der unvorhersehbaren Gefahr aussetzen, die Frasyer für sie darstellte. Egal was er machen musste, er würde Isabel nie mehr diesem Schuft überlassen.
Das Feuer knackte leise in der Stille und erinnerte die beiden sanft daran, dass sie alleine waren. Ihnen blieb immer noch der Rest der Nacht, mochte nach ihrem Aufbruch von hier auch geschehen, was wolle. Kostbare Stunden, ehe sie sich wieder der Welt und den Problemen, die dort auf sie warteten, stellen mussten, um ihre gewohnten
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