Der schottische Verfuehrer
während er Isabel beobachtete, die mit sich rang, ob sie Frasyers Behauptung für möglich halten konnte. Langsam kam sie zu einem Entschluss. Auch wenn sie noch Fragen zu haben schien, verrieten ihre entsetzten Augen, dass sie Frasyer glaubte.
Verdammt, sie hatte nicht auf diese Weise erfahren sollen, wer tatsächlich ihr Vater war. Jetzt war es zu spät, es war geschehen. Duncan blieb nun nur noch, sie sicher zu Griffin zu bringen.
„Genug!“, befahl Frasyer. „Da ich sowohl Isabel als auch den Beweis ihrer Abstammung habe, werde ich beides an König Edward ausliefern.“
Duncan stellte sich breitbeinig hin und hob sein Schwert. „Sie wird zu Lord Monceaux gebracht.“
In der Gewissheit seines sicheren Sieges beachtete Frasyer Duncan gar nicht. Er streckte die Hand aus. „Isabel, gib mir die Bibel.“
Isabel griff die Bibel und spürte ihr Gewicht in der Hand. Warum hatte Duncan nicht der Unterstellung des Earls widersprochen? Ihr Herz schlug schneller. Sollte William Wallace tatsächlich ihr Vater sein?
Plötzlich wurde ihr klar, dass dies einiges erklären würde: Warum Wallace sie immer wieder besucht hatte, zum Beispiel, und warum er ihr in ihrer Jugend den Anhänger mit seinem Wappenzeichen gegeben hatte. Oder warum ihr Vater ... nein, nicht ihr Vater, warum Lord Caelin sie immer so übervorsichtig behandelt hatte. Doch es erklärte nicht, warum die beiden sie zu Frasyer hatten gehen lassen, als dessen Geliebte.
Nein, dafür war es in der Tat keine Erklärung.
Isabel spürte in sich eine unerträgliche Beklemmung aufsteigen. Gott im Himmel. Wenn William Wallace ihr Vater war, dann durfte sie unter keinen Umständen zulassen, dass Frasyer den Beweis dafür in die Hände bekam. Er würde ihn nur für seine eigenen selbstsüchtigen Zwecke ausnutzen und einem ganzen Land schaden - ganz zu schweigen von dem Mann, den sie liebte.
„Isabel“, befahl Frasyer, „gib mir jetzt die Bibel. Sofort!“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Du hast dich also entschieden“, sagte er drohend. „Dann sollst du jetzt zusehen, wie dein Geliebter stirbt.“
„Nein!“, rief sie.
Frasyer hob zur Antwort nur eine Augenbraue und trat hinter die schützende Wand seiner Ritter zurück. „Tötet ihn!“
Als die Männer nach vorne stürmten, schrie Isabel erschrocken auf.
Die Erfahrung unzähliger Kämpfe half Duncan dabei, den ersten Angreifer ohne Schwierigkeiten abzuwehren. Sofort fuhr er herum, um den zweiten Angriff zu parieren.
Isabel brachte sich seitwärts in Sicherheit, während bei je-dem Schlag die Stahlklingen laut klirrten; ein ohrenbetäubender Lärm, der die ganze Hütte erfüllte.
Sie sah, wie zu Duncans Linken ein Ritter nach hinten trat, nur um noch weiter ausholen zu können.
„Duncan!“, rief sie warnend.
Er hörte sie und wich zurück, um im nächsten Moment selbst anzugreifen. Sein Schlag traf die Schulter des Mannes, der schmerzerfüllt aufschrie und mit der Hand die Blutung zu stillen versuchte.
„Komm hinter mich, Isabel“, rief Duncan ihr zu und bemerkte zufrieden, wie sie hinter ihn huschte.
Erneut griff ein Ritter von links an.
Duncan parierte seinen Streich. Die Klingen überkreuz, blieben sie stehen. Ihre Arme zitterten, während sie beide versuchten, den anderen niederzudrücken. Duncan gelang es, sich von seinem Widersacher zu lösen, doch der trieb ihn immer weiter in die Zimmerecke.
Isabel flüchtete sich nach rechts.
„Was machst du?“, rief er ihr zu. „Du sollst hinter mir bleiben.“
Ein Ritter bemerkte, dass Isabel Duncans Schutz verlassen hatte. Er eilte zu ihr, die neben dem Kamin auf den Boden kniete.
„Hinter dir!“, warnte Duncan sie.
Sie drehte sich um, in ihrer Hand hatte sie eine Schüssel voll heißer Glut, die sie dem Ritter mitten ins Gesicht warf.
Schreiend taumelte er zurück. Der Geruch verbrannten Fleischs lag in der Luft. Der Ritter ließ sich auf die Knie fallen und wand sich vor Schmerzen. Davon abgelenkt passte der Ritter, der Duncan angegriffen hatte, kurz nicht auf, eine Gelegenheit, die Duncan sofort ausnutzte. Er versetzte dem Mann einen Hieb in die Seite und zog sein Schwert sofort wieder kraftvoll heraus. Es war voller Blut. Der Angreifer fiel zu Boden, aus seinem Mund drang ein qualvolles Stöhnen.
„Los, hinter mich!“, befahl Duncan Isabel ein weiteres Mal, während er in Position ging, um den nächsten Angreifer zu erwarten. Sie gehorchte und suchte Schutz hinter ihm.
Der nächste Ritter griff Duncan an, während
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