Der schottische Verfuehrer
Frasyer gleichzeitig den anderen etwas zurief. Wuchtig schlug das Schwert des Angreifers gegen Duncans. Während er dagegenhielt, spürte Duncan noch seine Verletzung. Seine Muskeln brannten, und die Liebesnacht hatte ihm einen Großteil der Kraft geraubt, die er nun so dringend gebraucht hätte.
„Feuer!“, rief Isabel alarmiert.
Er warf schnell einen Blick in die Richtung, in die sie zeigte.
An der Holzwand stiegen Flammen empor. Die Glut, die Isabel nach dem Ritter geworfen hatte, schien das Bett entzündet zu haben. Der Rauch stieg in Furcht einflößenden Schwaden auf, bald schon sah man die Wand nicht mehr.
Erneut attackierte ein Ritter Duncan, der sein Schwert querlegte, um den Angriff zu parieren. Aber durch eine Finte erwischte der Ritter ihn an der linken Schulter. Vor Schmerz wurde Duncans Arm wie taub. Er biss die Zähne zusammen und stöhnte laut auf, als er einen Gegenangriff startete. Doch sein erfahrener Kontrahent wich jedem gefährlichen Hieb aus und ließ Duncan fast verzweifeln.
Der Rauch wurde immer dichter, dazu gesellte sich der Geruch von Schweiß, Holz und Angst, der mit jedem Moment stärker wurde. Zu Duncans Rechten hustete Isabel.
„Wir müssen raus“, meinte sie heiser.
„Ja, gleich. Warte, Isabel!“ Er warf einen Blick zu Frasyer, der vorsichtig in Richtung des Ausgangs ging. Die Sicht wurde immer schlechter. Noch einmal kamen vier Ritter durch die Tür.
„Greift euch Isabel, bevor die verdammte Hütte vollkommen niederbrennt“, schrie Frasyer ihnen zu.
Die Männer sahen, wie die Flammen sich immer weiter ausbreiteten. Sie zögerten einen Augenblick lang, dann griffen sie an. Das Klirren von Stahl und das Kampfgestöhn der Männer drangen durch das Prasseln des Feuers.
Duncan wehrte sich, so gut er konnte. In jeden seiner Schläge legte er all seine Wut, doch durch ihre Überzahl gelang es den Angreifern, Isabel und ihn zu trennen.
Er hörte, wie sie schrie. Ein Schrei, in dem sich Angst und
Zorn mischten. Aufgebracht trat sie nach den Rittern, als die sie von Duncan forttrieben. Ihre braunen Augen funkelten, und sie rammte dem Ritter, der am nächsten bei ihr stand, den Ellbogen gegen den Hals.
Doch gleich darauf machte ein anderer von Frasyers Leuten sie dingfest. Er presste sie an sich, sodass sie kaum noch Luft bekam.
Duncan traf den Arm des Mannes mit voller Wucht und konnte Isabel so noch einmal befreien. Schweiß lief ihm die Stirn herunter. Er versuchte, nur noch flach zu atmen, dennoch brannte ihm der Rauch in den Lungen.
Seitlich von ihm blinkte etwas auf.
„Duncan! “ Verzweifelt rief Isabel, als zwei Ritter sie packten, um sie zur Tür zu zerren.
„Isabel!“ Duncan merkte, wie ihm etwas ins rechte Bein schnitt, eine dünne rote Linie drang durch den Stoff. Er achtete nicht darauf, sondern versuchte zu Isabel vorzukämpfen, die sich weiterhin dagegen wehrte, nach draußen geschleppt zu werden.
Duncan registrierte, wie Frasyer im Eingang stand, und das Treiben mit krankhafter Freude beobachtete. Der Schuft wollte Zusehen, wie er starb.
Das Holz der Hütte knackte furchterregend, das Haus erbebte.
„Raus!“, befahl Frasyer und machte einen Schritt zurück. „Alle raus. Das Dach bricht zusammen.“
Die Ritter eilten zum Ausgang.
„Duncan!“ Er hörte Isabels Schrei durch die röhrenden Flammen. Die Ritter waren zur Tür vorgedrungen und retteten sich nach draußen.
Nur Duncan war noch in der Hütte. Er schaute sich um, auf der Suche nach einem Ausweg. Die Flammen hatten bereits auf das Reetdach übergegriffen. Überall in dem dichten Rauch wirbelten Glutstücke umher, viele davon taumelten durch Löcher in der Decke gen Himmel. Erneut bebte die Hütte. Duncan sah, wie ein großer Balken wackelte und herunterfiel.
Mit einem Sprung wollte er sich retten, aber bevor er ihn in die Tat umsetzen konnte, krachte der in Flammen stehende Balken vor ihm nieder - vor ihm war nun eine drohende Feuerwand, die ihm den Fluchtweg abschnitt.
Eine beißende Rauchwolke umgab ihn, und er hörte Frasyers Lachen, der in sicherer Entfernung vor der Hütte stand. Im Widerschein der Flammen erkannte er die bösartigen Gesichtszüge des Earls.
„Kommt“, rief er seinen Männern zu. „Lassen wir ihn in der Hölle brennen, wie er es verdient.“
„Duncan!“ Isabel rief ihn noch einmal, doch inmitten des Feuers konnte er sie nicht mehr hören. Und er hörte auch nicht, wie sich die Pferde mit ihren Reitern schnell entfernten.
Er war alleine.
Zurückgelassen,
Weitere Kostenlose Bücher