Der schottische Verfuehrer
Hütte geworden war.
Duncan atmete die kalte frische Luft ein. Nur einen Augenblick später, und er wäre lebendig begraben worden.
Angst erfasste ihn, als er in die Richtung schaute, in die Frasyer und seine Leute geritten waren. Isabel! Er wollte nicht glauben, Frasyer werde ihr etwas antun. Wenn er sie hätte töten wollen, dann hätte er sie mit Duncan in der Hütte dem sicheren Tod überlassen.
Stattdessen war er davongeritten, stolz auf einen weiteren Sieg. Nur hatte Frasyer einen grundlegenden Fehler begangen. Er hatte sich nicht vergewissert, dass sein Feind wirklich tot war.
Ein Fehler, der den Mistkerl sein Leben kosten würde.
Viele Stunden später strichen gelegentliche Windböen über Duncan, die den Weg zwischen den Bäumen des Waldes hindurch-fanden. Tannengeruch lag in der Luft. Auf dem Schnee glänzten golden die Strahlen der Sonne und kündigten die anbrechende Nacht an.
Erschöpft, aber entschlossen atmete er tief aus und kämpfte sich voran. Sein Ziel trieb ihn immer weiter und überdeckte den Schmerz der Wunden, die Frasyers Leute ihm im Kampf zugefügt hatten, sowie der pochenden Brandwunden an Gesicht und Händen.
Er folgte Frasyer schon den ganzen Tag, da er aber zu Fuß unterwegs war, wurde der Abstand immer größer. In dem windigen Gelände suchte er nach den Spuren der Pferde. Er musste wieder näher an Frasyer und seine Leute herankommen, sonst würde er bei dem herrschenden Wind ihre Spur im Schnee verlieren.
Duncan zwang sich, schneller zu gehen, auch wenn sein Körper dagegen protestierte.
Über ihm kreiste ein Bussard, sein Schrei wurde vom Wind davongetragen. Duncan beobachtete den Raubvogel, in dem sich auf wunderbare Weise Kraft und Anmut vereinigten.
Vor ihm lag ein unberührter Wald. Alleine war er hilflos, doch ihm blieb keine andere Möglichkeit, dauerte es zu Fuß doch Tage, ehe er irgendwo Hilfe auftreiben konnte. Duncan musste weiter, auch wenn er wusste, wie gering seine Chancen waren. Vorausgesetzt, er holte Frasyer überhaupt ein.
Plötzlich hörte er aus nordwestlicher Richtung das Gemurmel von Stimmen. Nicht weit entfernt auf einem Hügel zeichneten sich durch das dichte Tannengehölz schemenhafte Bewegungen ab.
Vorsichtig und beinahe unsichtbar, wie er es in vielen Kämpfen gelernt hatte, setzte Duncan über einen umgestürzten Baumstamm hinweg und versteckte sich hinter mehreren Felsen. Da er in den Spuren von Frasyer und seinen Leuten gegangen war, bemerkten die Männer hoffentlich nicht seine eigenen.
Wie viele mochten es sein? Duncan hatte nicht die Ritter gezählt, die mit Frasyer in die Hütte gestürmt waren, vermutlich hatten draußen ohnehin noch mehr gewartet.
Das vom Schnee gedämpfte Trappeln von Pferdehufen wurde lauter, übertönt von dem Klirren der Sporen. Frasyers Leute kamen genau auf ihn zu.
Duncan hielt das Lieft seines Schwerts mit festem Griff und presste sich gegen den kalten Fels. Der Geruch von Schweiß und Leder erfüllte die Luft. Er hielt den Atem an. Wartete darauf, dass die Männer vorbeiritten. Zum Glück waren sie nach Norden unterwegs, genau entgegengesetzt zu seiner Richtung. Die Zeit dehnte sich unendlich.
„Seid Ihr Euch sicher, dass sich hier etwas bewegt hat?“, fragte jemand mit tiefer Stimme. „Ich sehe niemanden.“
„Sie könnten noch hier sein, irgendwo versteckt“, antwortete ihm ein zweiter Mann, dessen Stimme unzweifelhaft die eines Engländers war. „Sie haben sich vielleicht nur zurückgezogen, als sie uns gesehen haben.“
„Aye“, stimmte ihm ein dritter Mann zu. „Wenn diese englischen Bastarde irgendwo hier sind, dann werden wir sie auch finden.“
Eine Welle der Erleichterung durchströmte Duncan. Nur wenige Schritte entfernt passierten ihn einige Ritter auf ihren Pferden. „Seathan!“
Er sah seinem ältesten Bruder die Überraschung an, als er im Sattel herumfuhr. Seathan hielt das Pferd an. „Duncan! Christus sei gedankt.“ Er musterte Duncan von Kopf bis Fuß. „Du bist verwundet.“
Duncan trat nun ganz hinter den Felsen hervor. „Ein kleiner Kratzer, vielleicht zwei.“
„Kleiner Kratzer“, meinte sein Bruder Alexander ungläubig und lenkte sein Pferd neben Seathan. „Du hast überall Verbrennungen, an den Händen, im Gesicht, an der Kleidung.“
Duncan zuckte mit den Schultern. „Das wird schon heilen.“ „Ihr lebt, das ist das Wichtigste“, schaltete sich Lord Monceaux ein, während er sich aufmerksam umsah.
„Um mich selbst mache ich mir keine Sorgen“, sagte
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