Der schottische Verfuehrer
herum. Stimmen.
„Frasyer!“, zischte sie.
Bei meinem Schwert! Duncan sprang auf. Einen Augenblick lang drehte sich alles um ihn. Bei ihrem Glück würde es ihn nicht überraschen, wenn neben dem Earl ein ganzer Trupp von Rittern vor der Tür auf sie wartete. „Raus!“
Ihre Augen waren angstgeweitet. Sie schüttelte den Kopf. „Es gibt nur den einen Ausgang. Wir müssen uns hier verstecken.“
Er stieß einen unterdrückten Fluch aus.
Von nebenan waren entschlossene Fußtritte zu hören. „Isabel und wer auch immer ihr geholfen hat können nicht entkommen sein“, fauchte Frasyer.
Duncan presste die Hand auf Isabels Mund, um das Geräusch ihres ängstlichen Stöhnens zu unterdrücken, dabei ließ ihn der Schmerz fast ohnmächtig werden.
„Die Wachen sollen noch einmal die ganze Burg durchkämmen.“
„Jawohl, Mylord.“ Harte Stiefeltritte ertönten. Eine Tür öffnete sich und fiel laut wieder zu.
„Du“, befahl Frasyer, „lässt mir in meinem Gemach ein Bad richten.“
„Ja, Mylord.“ Der Knecht entfernte sich leise.
„Diese Dummköpfe“, fluchte Frasyer. Immer deutlicher war seine Stimme zu verstehen.
Isabel stieß Duncans Hand fort und wich zurück. „Er kommt hierher.“
„Das höre ich auch.“ Duncans Blick streifte durch den Raum, ob es nicht doch eine andere Fluchtmöglichkeit gab. „Bist du dir sicher, dass dies der einzige Ausgang ist?“
„Soweit ich weiß ja.“
Duncan verzweifelte. Warum hatte er sie überhaupt gefragt? Schließlich hatte sie auch nicht gewusst, ob es einen Geheimgang gab oder wo Frasyer seine Juwelen aufbewahrte. Was hatte sie eigentlich die ganze Zeit hier gemacht?
Das gewaltige Bett, das das Zimmer beherrschte, beseitigte jeden Zweifel, was ihre Aufgabe gewesen sein mochte.
Sie mussten sich verstecken. Schweißtropfen fielen auf den Boden, als er sich vorbeugte und den Überwurf des Bettes anhob.
„Schnell“, flüsterte er.
Sie kniete sich neben ihn. Der Blick ihrer braunen Augen flehte ihn entschuldigend an. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du in das alles hineingezogen wirst.“
Sie schaute ihn noch einmal zaghaft an, ehe sie unter das gewaltige Bett kroch.
Duncan blickte zur Tür. Es tat ihr leid? Wenn damit doch nur alles wieder in Ordnung wäre. Schicksalsergeben folgte er ihr unters Bett, vorsichtig seinen Arm schonend.
5. Kapitel
Mit angehaltenem Atem beobachtete Duncan durch den schmalen Schlitz, den der Bettüberwurf ließ, wie Frasyer den Raum betrat.
Der Earl warf seine Handschuhe auf einen mit Schnitzereien verzierten Eichenstuhl und murmelte in seinem unverkennbaren schleppenden Tonfall: „Dieses Biest. Sie wird es schon noch bedauern, es mit mir aufgenommen zu haben. Wenn ich erst mit ihr fertig bin, wird sie mich anflehen, wieder ins Verlies zu dürfen.“ Wütend mit den Stiefeln stampfend näherte er sich dem Bett. Die Matratze gab unter seinem Gewicht nach.
Duncan schaute zu Isabel, auf deren Gesicht ein wenig Licht fiel. In ihren Augen blitzte die Angst auf, und sie zitterte am ganzen Körper. Er legte einen Finger auf den Mund. Ein einziges Geräusch genügte, um sie zu verraten.
Vom Eingang kam das Geräusch hastiger Schritte. Ein dünner nervöser Junge stürzte herein. „Mylord, wenn Ihr mir gestatten wollt, Euch zu helfen.“
Duncan atmete erleichtert auf. Frasyers Diener.
Einer von Frasyers Lederstiefeln plumpste vor Duncans Gesicht, der zweite folgte, dann raschelte Stoff, und Frasyers Kleidungsstücke türmten sich auf dem Boden zu einem Haufen auf. Wie es aussah, handelte es sich um seine Reisekleidung.
Schwindelgefühle ließen Duncan die Augen schließen. Verflucht, sein Arm brannte teuflisch.
„Euer Gewand, Mylord.“ Frasyer schien es überzustreifen. „Ich werde nach Eurem Bad sehen.“
Duncan öffnete die Augen und sah den Diener rausgehen.
Über ihnen bewegte sich die Matratze, dann tauchten Frasyers Füße auf. In ein dickes blaues Gewand gekleidet, ging er zu einem kleinen runden Tisch, an dem er sich schwungvoll Wein in einen Kelch eingoss. Duncan hätte alles für einen Schluck gegeben, um seine Schmerzen etwas zu lindern.
Als der Earl sich auf einem Stuhl niederließ, wurde Duncan bewusst, dass er und Isabel erst einmal festsaßen. Er schaute sich um. Spinnweben hingen an der Unterseite des Betts, auf dem Boden lagen Staubhäufchen. Sein Blick wanderte zum Kopfende der Schlafstätte.
Was er dort sah, ließ ihn erschaudern.
Eine riesige schwarze Spinne hing nur eine Handbreit
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