Der schottische Verfuehrer
entfernt von seinem Gesicht inmitten ihres Netzes.
Er wollte sich schon zur Seite zu rollen, da wurde ihm gerade noch rechtzeitig klar, dass sie kein Geräusch machen durften. Sonst wäre es aus. Schweißperlen sammelten sich an seinen Augenbrauen. Gott, wie er Spinnen hasste! Nie würde er den Tag vergessen, an dem seine Brüder Seathan, Alexander und Patrik ihm eine in den Stiefel gesteckt hatten.
Er war damals zwölf Jahre alt gewesen, aber noch immer konnte er sich genau an das Gefühl erinnern, als er beim Anziehen des Schuhwerks mit dem Fuß gegen die Spinne gestoßen war. Er hatte sich den Stiefel sofort wieder heruntergerissen, worauf das ekelerregendste Viech zum Vorschein gekommen war, das er je gesehen hatte.
Seine Brüder hatten gar nicht mehr aufgehört zu lachen, als er die Fußbekleidung weggeschleudert hatte. Nun, ich habe mich an ihnen gerächt, dachte er zufrieden. Wegen des Kreuzdorns, den er ihrer Suppe unbemerkt beimischte, hatten sie sich die nächsten beiden Tage nie weiter als ein paar Schritte von der Latrine entfernt.
Frasyer setzte den Kelch polternd auf den Tisch.
Die Spinne jagte zur Wand, und Duncan atmete erleichtert durch.
„Was ist mit dir?“, fragte Isabel. Obwohl von den Kerzen nur ein schwaches Licht unters Bett gelangte, erkannte er ihren sorgenvollen Ausdruck. „Dein Arm?“
Er schüttelte den Kopf.
Sie überlegte, was es denn sein mochte, aber fragte nicht nach.
Auf bloßen Füßen näherte sich Frasyer dem Bett. Er legte sich hinein, und die Matratze senkte sich unter seinem Gewicht, sodass Duncan kaum Platz blieb, sich zu bewegen.
Isabel drehte den Kopf und schaute in die andere Richtung.
Ihm gefiel die Situation genauso wenig wie ihr, allerdings fragte er sich, ob es sie nicht vor allem ärgerte, neben ihm zu liegen, statt auf ihrem Platz an der Seite des Earls. Doch nachdem der sie ins Verlies gesperrt hatte, hielt sich ihre Sehnsucht nach ihm im Augenblick vielleicht in Grenzen.
Er streckte seinen schmerzenden Arm aus. Irgendwo musste es einen Geheimgang geben, davon war er überzeugt. Allerdings blieb ihnen nur wenig Zeit, um herauszufinden, wo er sich befand.
Wie Duncan vermutete, würde Frasyer sich nach dem Bad schlafen legen. Das bedeutete nichts anderes, als dass er und Isabel die ganze Nacht unterm Bett festsaßen. Der Gedanke daran, womöglich die Nacht hier zu verbringen, in Gesellschaft einer Spinne, versetzte sein Herz nicht gerade in freudige Erwartung. Besonders, da er den knappen Raum neben der Spinne auch noch mit Frasyers Geliebten teilen musste.
Während um ihn herum alles still war, versuchte er, das anhaltende Pochen im Arm auszublenden, doch der Raum um ihn herum verschwamm immer mehr. Er kämpfte gegen den Nebel an, der ihn umwaberte, um unter keinen Umständen das Bewusstsein zu verlieren.
Die Tür öffnete sich, Frasyers Diener trat ein.
„Beeil dich“, befahl Frasyer streng. „Und wehe, du verschüttest auch nur einen Tropfen des heißen Wassers, dann kannst du die Nacht im Stall verbringen.“
Schritte polterten außerhalb des Schlafgemachs auf dem Holzboden, begleitet von Rufen. Anscheinend trugen mehrere Männer den Badezuber in das Vorzimmer, in den dann in schneller Folge Eimer mit heißem Wasser geleert wurden. Als schließlich der letzte Knecht seinen Bottich ausgeleert hatte, kehrte der Kammerjunge zurück ins Schlafgemach und verbeugte sich.
„Euer Bad, Mylord.“
Erneut sah Duncan Frasyers bloße Füße, als er sie über den Bettrand auf den Boden schwenkte, ehe er seinem Diener in den angrenzenden Raum folgte.
Um sich abzulenken, nahm Duncan Zuflucht zu Bildern, die er vor seinem inneren Auge passieren ließ, und stellte sich vor, wie er auf seinem Ross über die Felder ritt, wie er in die eisigen Wasser eines Sees eintauchte und wie er sich im Kampf einem wütenden Angreifer stellte, wobei es den besonderen Reiz ausmachte, welch erstaunliche Ähnlichkeit sein Gegner mit Frasyer aufwies.
Das Platschen, als Frasyer ins Wasser stieg, fuhr durch Duncans Gedanken wie eine schartige Klinge.
Neben ihm bewegte sich Isabel.
Er stieß sie an, um sie zu ermahnen, ruhig zu bleiben. Wieder war ihm, als würde man ihm den Arm abtrennen, und mühevoll unterdrückte er ein Stöhnen.
Isabel rückte an ihn heran. „Was hast du?“
„Ruhig!“, zischte er. Er biss auf die Zähne, als sie noch näher kam. Mit voller Länge drängte sie sich gegen ihn, sodass er jede ihrer Rundungen spüren konnte. Er versuchte, das Gefühl
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