Der schottische Verfuehrer
war, um ihn dann an Frasyer auszuliefern?
Duncan runzelte die Stirn, weil das keinen Sinn ergab. Dann hätte sie ihn schon verraten können, während sie unter Frasyers Bett abwarteten, und auch während ihrer Flucht hätte sie sich jederzeit Unterstützung holen können. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte, dass sie ihm die wahren Gründe verbarg, aus denen sie ihm geholfen hatte. Selbst wenn er in Sicherheit sein sollte, hatte sie noch lange nicht sein Vertrauen verdient.
Wo war er also? Gefangen genommen hatte man ihn offensichtlich nicht: Frasyer hätte wohl kaum Mitleid mit seinem Zustand gezeigt und ihm ein behagliches Zimmer zugewiesen. Seit Duncan William Wallace die Treue geschworen hatte, war er in Frasyers Augen nicht besser als irgendein anderer Gesetzloser.
Mühsam schlug er erneut die Augen auf. Langsam wurde sein Blick klar. Im Schein der Kerze und der lodernden Flammen in der Feuerstätte erkannte er die hölzerne Truhe am Fußende des Betts, dann auch die Motive des Wandteppichs. Erleichtert atmete er tief durch. Er befand sich in seinem eigenen Gemach auf Lochshire Castle.
Undeutlich meinte er sich zu erinnern, wie er Isabel sein Amulett gegeben hatte. Er griff sich an die Brust, wo es nicht mehr war. Duncan überlegte, wie er hierher gekommen war, doch er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Er konnte nur vermuten, dass das Amulett Seathan und Alexander überzeugt hatte, Isabel zu glauben, dass er tatsächlich Hilfe benötigte. Dabei hatte er noch, als er es ihr gegeben hatte, daran gezweifelt, ob seine Brüder ihr allein deswegen vertrauen würden. Was hatte sie ihnen außerdem noch gesagt? Oder eher: wie viel?
„Isabel?“ Es war nicht mehr als ein Krächzen, das ihm ein unangenehmes Gefühl im Hals verursachte.
„Duncan. Du bist wach.“
Wie ihre benommene Stimme ihm verriet, hatte er sie geweckt, wo auch immer sie geschlafen haben mochte.
Sie trat näher, sodass er sie sah, und kniete neben dem Bett nieder. Sorgenvoll glitt ihr Blick über ihn. „Wie geht es dir?“
Noch immer waren seine Gedanken nicht ganz klar, aber ihr Anblick löste den Knoten in seiner Brust. Wenn er nicht so
schwach gewesen wäre, hätte er vielleicht der Versuchung nachgegeben, sie in die Arme zu schließen, um den letzten Zweifel zu beseitigen, dass sie beide in Sicherheit waren.
„Besser.“
Sie goss Wasser in einen Becher und hielt ihn an seine Lippen. „Hier.“
Zitternd legte er seine Finger um ihre. Die Wärme der Berührung verwirrte ihn, und nach einem Schluck stieß er den Becher von sich.
Sie stellte ihn mit besorgter Miene auf einem Tisch ab.
„Wie lange sind wir schon hier?“, fragte Duncan.
„Drei Tage. Aber erst seit heute Morgen geht dein Fieber zurück.“
Das erklärte, warum er so schwach war. Er bewegte den verwundeten Arm.
„Du musst den Arm stillhalten. Ich habe ihn verbunden, und es wird dauern, bis er geheilt ist.“
„Er ist nur ein wenig steif, mehr nicht.“ Mehr als einmal hatte er Schlimmeres erlebt.
„Du kannst von Glück reden, dass sich der Schnitt nicht entzündet hat.“
„Dank dir“, entgegnete er, denn er wusste, dass sie die Wunde gesäubert und mit dem Verband geschützt hatte.
Sie räusperte sich verlegen. „Jeder andere hätte das Gleiche getan.“
Das war nicht wahr. Duncan machte sich keine Illusionen, was passiert wäre, wenn Frasyer sie gefasst hätte. „Hast du meinen Brüdern von Symon erzählt?“
Ihr gequälter Blick verriet ihm die Antwort. Sie nickte.
Er fluchte innerlich, denn seine Brüder hatten nicht auf diese Weise von Symons Tod erfahren sollen. Außerdem hatten sie nichts von seinem Versprechen gegenüber Symon wissen sollen -denn in seiner Nachricht an Seathan hatte er es verschwiegen. Dabei war ihm keine andere Wahl geblieben, denn wenn er seinen Brüdern mitgeteilt hätte, sich in Frasyers Burg schleichen zu wollen, dann hätten sie ihn zweifellos davon abgehalten.
Jetzt, da sie es wussten, waren sie vermutlich furchtbar verärgert. Umso mehr, da er ihnen nur die halbe Wahrheit gesagt hatte, als er ihnen mitteilte, den Rebellen zu helfen - auch wenn er sie nicht geradewegs angelogen hatte. Ohne jeden Zweifel gehörte Symon zu den Rebellen, als ein ergebener Anhänger von Wallace. Seine Brüder würden die Angelegenheit wahrscheinlich anders beurteilen, dachte Duncan und seufzte. Es war zu spät, darüber nachzudenken, ob sie wütend auf ihn waren.
Ihm fiel Isabels
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