Der schottische Verfuehrer
Anders als Symon lebte er noch.
Bevor er antworten konnte, wurde die Tür aufgestoßen. Sein Bruder Alexander stürmte herein. „Du bist wach. Gut!“
Seine scharfe Stimme wurde noch unterstrichen von seinem wütenden Gesichtsausdruck. Duncan war klar, wie schwer es sein würde, seine Brüder zu besänftigen. „So ist es.“
Alexander schaute Seathan fragend an. „Was hat er gesagt?“ „Nichts bisher.“ Der Blick seines ältesten Bruders ruhte un-nachgiebig auf Duncan. „Aber er wird uns erklären müssen, warum er gelogen hat.“
„Das muss er“, stimmte Alexander ihm zu.
„Symon gehörte zu den Rebellen“, meinte Duncan.
„Und er war unser Freund“, fügte Seathan hinzu, mit schmerzzerfurchten Zügen. Er rieb mit dem Daumen über das Heft seines Dolchs. „Du hättest uns sofort von seinem Tod erzählen müssen, anstatt uns eine Nachricht zurückzulassen, die nur die halbe Wahrheit enthielt.“
Alexander knurrte verächtlich: „Deine Intelligenz ist nicht größer als die eines Esels. Hätte Frasyer dich gefasst, dann hätte er dich sofort an den König übergeben. Und Edward Langbein hätte sicher großes Vergnügen daran, seinen Untertanen sorgfältig aufgespießt einen weiteren Kopf eines schottischen Rebellen zu präsentieren.“
Auch wenn Alexander den König nicht verächtlich Langbein genannt hätte, Duncan hätte keinen Zweifel daran gehabt, wie abgrundtief sein Bruder ihn hasste.
Er nickte demütig und mit schlechtem Gewissen, weil er seinen Brüdern nicht von Anfang an die volle Wahrheit gesagt hatte. „Ich habe einen Fehler gemacht. Das tut mir leid.“ Er hob die Hand, als Alexander etwas erwidern wollte. „Warte! Weil es sich um Isabel handelte, schien es nur mich etwas anzugehen. Etwas, was ich alleine erledigen musste.“
„Nur dich? Nay, du hast dich geschämt, weil es um sie ging“, meinte Alexander herausfordernd. „Und verdammt noch mal: Um ein Haar hätte man dich deswegen getötet.“
Groß emporragend stellte sich Seathan neben das Bett. „Du wolltest, dass es nur dich etwas angeht - das hast du dir selbst ausgesucht. Du hättest uns genauso gut einweihen können, schließlich bist du nach Moncreiffe Castle gegangen, weil du es Symon versprochen hast, nicht wegen Isabel. Seit sie vor drei Jahren euer Verlöbnis brach, hast du sie nicht mehr sehen wollen und auch nicht von ihr gesprochen.“
Duncan massierte sich die Schläfen, damit das Pochen dahinter nachließ. Vergebens. Vielleicht hatte Seathan recht, aber all die Jahre hatten ihn die Gedanken an Isabel wie ein Fluch verfolgt, auch wenn er das niemals zugeben würde. Er mochte sich und den anderen eingestehen, ein Dummkopf zu sein, aber mehr nicht. Alles hatte seine Grenzen.
„Ob es nun richtig oder falsch war: Ich habe euch eine Nachricht hinterlassen, in der ich meine Gründe erklärt habe, warum ich alleine aufgebrochen bin.“ Duncan schaute erst Seathan, dann Alexander scharf an. „Hat Isabel euch gesagt, dass Frasyer Anklage gegen Lord Caelin erhoben hat? Er beschuldigt ihn, den Rebellen geholfen zu haben, und hat ihn zu Lord Monceaux bringen lassen, damit man ihn hängt.“
Seathan nickte. „Aye. Ich habe Boten nach England geschickt, damit sie Lord Monceaux auf Rothfield Castle die ganze Situation erklären.“
Erleichterung ergriff Duncan. Warum hatte er nicht selbst daran gedacht? Da Alexander mit Nichola, der Schwester des Lords, verheiratet war, würde der Engländer ihnen sicher helfen. Ganz zu schweigen davon, dass Lord Monceaux zwar König Edwards Berater für Schottland sein mochte, jedoch zugleich unter dem Namen Wulfe als Spion für die Schotten wirkte. Durch die Informationen, die er an Wallace weitergab, waren die Rebellen ihren Feinden stets einen Schritt voraus. Gott allein konnte Lord Griffin Monceaux schützen, falls König Edward jemals etwas von seiner geheimen Tätigkeit erfuhr.
„Griffin wird schon dafür sorgen, dass Lord Caelins Leben nicht in Gefahr gerät“, meinte Duncan.
„Er wird es zumindest versuchen“, entgegnete Alexander. „Aber König Edward ist höchst aufgebracht, weil die Rebellen ihn derart bloßstellen. Und er wird erst dann Ruhe geben, wenn er Wallace gefasst hat. Bis dahin wird Langbein ohne Zweifel niemanden verschonen, der wissen könnte, wo Wallace sich versteckt.“
„Außerdem rast er vor Wut, weil Wallace schon mehrere Male seinen Häschern entkommen ist“, pflichtete Duncan ihm bei. „Der König wird jede Lüge glauben und hart
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