Der schottische Verfuehrer
sie wegen des Wetters ohnehin nicht schnell voran - von daher konnten sie keine weiteren Verzögerungen gebrauchen. Und obwohl Isabel es abstritt, verriet ihre Stimme, wie kalt ihr sein musste.
Duncan stieg ab, zog die Handschuhe aus und klemmte sie sich unter die Achseln. Dann stellte er sich mit dem Rücken zum Wind. Behutsam strich er über den Hinterlauf des Pferds, sich
langsam dem Huf nähernd. Als er nur ganz sanft die Fesseln berührte, machte das Pferd einen Satz.
„Ruhig, mein Lieber!“ Lfm das Pferd nicht aufzuregen, redete er sanft mit ihm, während er das Bein beugte und betastete. Es fühlte sich heiß an.
Er führte den Huf vorsichtig wieder zum Boden. „Es hat sich das Bein vertreten, wahrscheinlich, als es am letzten steilen Abhang ausgerutscht ist. Wir werden uns mein Pferd teilen müssen.“ Das hätten sie schon lange machen sollen, dachte er, so wie Isabels Stimme vor Kälte zitterte. Doch würde er es nicht laut sagen.
„U...und was machen wir mit d...dem Pferd?“
Natürlich wusste er, wie stolz sie war, darum bemühte er sich, seine Sorge um sie nicht zu verraten. „Wir nehmen es mit. Wir können es nicht riskieren, dass man es findet. Bis jetzt sind wir trotz des Schnees ein gutes Stück vorangekommen.“
Sie nickte.
„Wir werden die Nacht in der verlassenen Hütte eines Bauern verbringen, um uns aufzuwärmen und den Pferden etwas Erholung zu gönnen. Dennoch sollten wir noch vor morgen Abend bei Lord Monceaux eintreffen.“
Ihre Hände verkrampften sich um die Zügel. „Was ist mit Frasyers Leuten?“
„Nur wenige von ihnen werden die Hütte kennen. Bei der Dunkelheit und dem Schnee sollte man uns höchstens rein zufällig dort finden. Und der Wind wird unsere Spuren verwischen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Wir mü...müssen die Na... Nacht hindurch weiterreiten. Mein Vater ... “
„Dem passiert nichts.“ Er konnte nur beten, dass es der Wahrheit entsprach und trat neben Isabel, die noch immer im Sattel saß. Im fahlen Licht der Abenddämmerung, das durch die Schneewolken drang, erkannte er, wie angespannt sie war. Duncan fasste sie um die Hüften und half ihr abzusteigen. Fast berührten sich ihre Gesichter, als sie vor ihm stand. Warm streifte ihn ihr Atem. Und auch wenn sie mitten im Wald standen, bei bitterster Kälte, begann es in ihm zu brodeln. Er wollte sie.
Nachdem er die Zügel ihres Pferds an seinem Sattel befestigt hatte, half er ihr auf seines und schwang sich hinter sie. Stechend traf sie die Kälte im Gesicht, als er das Tier nach vorne trieb.
Er legte ihr die behandschuhte Hand auf den Bauch und zog sie nahe an seinen muskulösen Körper. „Entspann dich, und lehn dich an mich.“
Ein ironisches Lächeln trat auf ihre Lippen. Als könnte sie sich in seiner Gegenwart entspannen! Duncan verkörperte alles, was sie von einem Mann erwartete. Von ihrem Mann. Er besaß Ehre und war aufrichtig, und er gab alles für die, die er von Herzen liebte, selbst wenn das hieß, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Das hatte er bei Symon bewiesen.
Ihr Körper war taub von der Kälte, nur die Sorge um ihren Vater trieb sie weiter. Sie hatte gehofft, Duncan würde nicht bemerken, wie es ihr ging. Aber er hatte gespürt, wie sie immer schwächer wurde. Es war besser, wenn sie nicht wusste, wie gut er sie tatsächlich kannte. Dass sie nichts vor ihm verbergen konnte. Nur eines.
Tief in ihr breitete sich der Schmerz aus. Als ob sie eine andere Wahl hätte.
Vor Erschöpfung verfinsterte sich ihre Seele. Sie wollte nicht länger lügen müssen. Nicht länger wie in einem Gefängnis leben müssen, ohne denen, die sie liebte, helfen zu können. Sie hasste das Gefühl, innerlich zerrissen zu sein. Aber zugleich wusste sie, die Wahrheit würde den letzten Rest an Liebe zerstören, den Duncan noch für sie im Herzen trug.
Denn wie sonst sollte er reagieren, sobald er von ihr erfuhr, ihn verlassen zu haben, als ihre Familie in Schwierigkeiten war? Für einen so stolzen Mann wie Duncan war es nicht wichtig, ob sie mit ihrem Verhalten sein Leben gerettet hatte. Für ihn war es nur eine Frage des Vertrauens.
Ein zerbrechliches Vertrauen, und sie hatte es zerstört.
Der Wind heulte durch die Baumspitzen und rüttelte wütend an den Zweigen, den Schnee vor sich hertreibend. Hart peitschten die Schneeflocken ihr Gesicht; noch die kleinste Öffnung fanden sie, unangenehm wie Nadelstiche. Aber was war all das gegen den Schmerz in ihr, als Duncan sie fester an sich zog?
Wie
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