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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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geisterte einige Minuten im Raum umher. Er begutachtete die Tafel, machte ein paar Notizen auf einem Blatt Papier und postierte sich dann in seiner unnachahmlichen Art neben Parrish und Radick.
    »Ich habe gehört, dass Sie diese Fälle zusammengelegt haben?«, fragte er Parrish.
    »Es ist ein großes Vielleicht«, erwiderte Parrish. »Wir warten noch auf ein paar toxikologische Ergebnisse bei dem Duncan-Mädchen und einige Telefondaten, die wir angefordert haben. Wenn das Mädchen tatsächlich betäubt wurde, können wir von einer Verbindung ausgehen. Und wenn uns die Telefondaten das liefern, worauf ich hoffe, dann sind wir geradewegs auf der Spur zu irgendjemandem beim Jugendamt oder der Adoption Agency.«
    »Als Mörder oder Helfershelfer?«
    Parrish schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Es könnte der Mann selbst sein, aber genauso gut jemand, der ihm Nachschub liefert.«
    Valderas wandte sich Radick zu. »Und Ihre Fahndung nach dem Verdächtigen in der Campus-Messerstecherei?«
    »Läuft noch. Wir hatten mehrere Hinweise, aber sie betrafen den falschen Mann.«
    Valderas schüttelte den Kopf. Er atmete tief durch und warf dabei einen Blick nach hinten, wo die Tafel hing. »Ich brauche ein bisschen Bewegung, Männer, aber wirklich. Ihr habt ’ne Menge rote Namen da oben, und ich will ein paar schwarze sehen.«
    Wieder warf er Radick einen Blick zu. »Einen guten Eindruck hinterlässt man am besten schnell, Radick, vergessen Sie das nicht.«
    »Klar, Sergeant, klar«, erwiderte Radick.
    »Also tun Sie, was immer Sie tun müssen, bloß tun Sie es schneller, okay?«
    Valderas ging. Parrish schaute Radick schweigend an, und auch Radick hielt den Mund.
    Der Anruf aus der Gerichtsmedizin kam kurz vor drei. Kellys Resultate waren da. Der Chef der Gerichtsmedizin, Tom Young, hatte die Bluttests persönlich durchgeführt und war noch zwei Stunden im Labor, falls sie mit ihm sprechen wollten.
    Radick fuhr die vier Blocks zum Labor und parkte hinter dem Gebäude.
    »Sie wurde mit Benzodiazepin betäubt«, sagte Young zu Parrish, noch ehe sie das Ende des Flurs erreicht hatten. »Er ist auf Nummer sicher gegangen. Eine sehr starke Dosis. Soweit ich es beurteilen kann, ist es am Montag spätnachmittags oder am frühen Abend passiert.«
    Young hielt den Detectives die Schwingtür auf. Sie gingen quer durch den Hörsaal, und dort lag sie. Nackt, die Y-Narbe auf ihrem Torso, das Haar immer noch feucht vom abschließenden Waschen der Leiche. Ihre Arme waren dünn, die Hände zart – und ihre Nägel rot.
    Parrish blieb einen Moment schweigend stehen. Sie ähnelte Rebecca sehr. Zu sehr.
    »Gestorben irgendwann zwischen vier und acht Uhr am Dienstagmorgen, würde ich sagen. Aus der Leichenstarre lässt sich nur schwer etwas ableiten, aber ich würde schätzen, dass sie vier oder fünf Stunden in der Kiste verbracht hat. Sie wurde um ein Uhr mittags gefunden, stimmt’s?«
    Parrish nickte.
    »Dann haben Sie Ihren Zeitrahmen. Am späten Montagnachmittag mitgenommen und unter Drogen gesetzt, gestorben am frühen Dienstagmorgen, sagen wir um fünf ungefähr. Dann wurde sie ziemlich bald in die Kiste gepackt und um zirka halb zwölf abgestellt.«
    »Nachdem die Müllabfuhr von Dienstag schon durch war«, ergänzte Radick.
    Parrish sagte nichts. Er schaute ihr Gesicht an, dann ihre Hände, dann ihre leuchtend roten Zehennägel. Sie wirkte so klein, so zerbrechlich. Als wäre sie kaum da.
    »Todesursache?«, fragte Radick.
    »Die Strangulation«, sagte Young. »Ohne jede Frage. Wahrscheinlich ein Schal. Kein Seil und keine Schnur. Ein Schal oder ein längliches Stück Stoff, aber eng zusammengedreht. Der Stoff ist nirgends gerissen, es gibt keine Spuren durch einzelne Fäden. Und es sieht so aus, als hätte sie sich nicht gewehrt. Keine sonstigen Abschürfungen oder Blutergüsse, nichts unter den Fingernägeln, keine Abwehrverletzungen.«
    »Wurde sie vergewaltigt?«, fragte Parrish.
    »Keine Anzeichen von Vergewaltigung«, erwiderte Young. »Sie hatte Verkehr – anal und auch vaginal –, und rektal gibt es leichte Blutergüsse, aber nichts, was über das hinausgeht, was man beim Geschlechtsverkehr erwarten würde. Keine Spuren in beiden Körperöffnungen außer von Nonoxynol-9, einem Spermizid, und einem Gleitmittel.«
    »Er hat ein Kondom benutzt«, stellte Radick sachlich fest.
    »Mit Sicherheit.«
    Parrish warf Radick einen Blick zu. Dessen Gesichtsausdruck sagte alles. Derselbe Modus Operandi, derselbe Opfertyp, dazu die

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