Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
grundsätzlich gilt?«
»Irgendwann und auf die eine oder andere Art, ja.«
»Dann sind Sie ein heimlicher Buddhist?«
»Wenn Sie so wollen.«
»Was denken Sie denn, was mit Ihnen geschehen wird?«
»Mit mir? Keine Ahnung.«
»Glauben Sie, dass es gut ausgeht, oder glauben Sie …«
»Ich versuche, nicht darüber nachzudenken.«
»Nun gut, wie soll es mit Ihrem Fall weitergehen?«
»Wir bekommen die Blutwerte und das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung, wir besorgen uns die Telefonverbindungen sämtlicher Mädchen. Und wir werden etwas gründlicher hinsehen, was die Verbindung zum Jugendamt und der Adoptionsagentur betrifft.«
»Und falls diese Verbindung tatsächlich besteht ?«
»Dann wird uns die Scheiße um die Ohren fliegen.«
»Wie schlafen Sie im Moment?«
»Normalerweise auf dem Rücken.«
»Frank!«
»Alles in Ordnung, Doc, ehrlich. Ich schlafe gut.«
»Und Ihre Ernährung? Ihr Trinken?«
»Mit dem Essen geht es nicht so gut. Schon ziemlich lange. Manchmal habe ich Appetit, aber meistens nicht. Und meistens will ich auch einen Drink.«
»Es gibt Tabletten, die Sie dagegen nehmen können.«
»Die Tabletten, von denen einem schlecht wird, wenn man etwas trinkt? Nein, danke. Ich hasse Tabletten. Das ist eine Einbahnstraße.«
»Nun, ich kann Sie nicht zwingen, etwas zu nehmen. Fühlen Sie sich denn irgendwie besser, seit wir mit dem Reden begonnen haben?«
»Ich fühle mich … ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich fühle mich … äh … ich fühle mich irgendwie aufgewühlt.«
»Aufgewühlt? Auf welche Weise aufgewühlt?«
»Als ob das Reden über dieses Zeug mir bewusst gemacht hat, dass es eine Menge gibt, worüber ich sauer sein kann.«
»Es ist besser, es rauszulassen, als alles unter dem Deckel zu halten.«
»Das hab ich schon mal gehört.«
»Sie glauben es nicht?«
»Bis jetzt bin ich noch unentschlossen.«
»Gut, Frank, ich verstehe Sie. Ich werde Sie heute nicht länger hierbehalten. Sie müssen mit diesem Fall vorankommen, und ich glaube, dass die Arbeit im Augenblick die beste Therapie für Sie ist.«
»Ja, klar. Tote Teenager zu finden hebt immer meine Stimmung.«
34
Auf Parrishs Schreibtisch lag eine Notiz, dass Father Riley nach ihm gefragt hatte. Ob Parrish ihn bitte zurückrufen würde? Er warf den Zettel in den Papierkorb. Teufel auch, er kaute bereits alles mit Griffin durch, da brauchte er nicht auch noch einen Priester, vor allem nicht einen, der augenscheinlich keinen Unterschied zwischen ihm und seinem Vater sah.
Bis elf Uhr hatte Parrish von Kellys Lehrern erfahren, dass sie am Montag tatsächlich den Unterricht bis zum Ende besucht hatte. Diese Information lieferte ihm ein Zeitfenster. In der Gasse hinter dem Brooklyn Hospital wurde der Müll für gewöhnlich zwischen halb zehn und zehn Uhr morgens abgeholt. Jetzt brauchte er nur noch den Autopsiebericht und hoffte darauf, dass dieser ihm verraten würde, wie lange Kelly in der Kiste gesteckt hatte und wann sie gestorben war.
Während Radick und er auf diese Ergebnisse warteten, arbeiteten sie daran, die Verbindungsnachweise der Handys sämtlicher Mädchen anzufordern. Sie nahmen Kontakt mit erreichbaren Familienmitgliedern auf. Mit jedem einzelnen Fall kam ihnen die Einsicht, dass sie hier etwas nachholten, was sie schon längst hätten tun sollen. Doch die Möglichkeit einer noch so dünnen Verbindung zwischen den Mädchen war eigentlich erst am Tag zuvor wirklich greifbar geworden. Und selbst jetzt noch konnte man streng genommen nur von Parrishs Intuitionen und Mutmaßungen sprechen. Doch falls eine Verbindung tatsächlich existierte, dann wartete sie nur darauf, entdeckt zu werden.
Nach zwei Stunden Arbeit schien es, als kämen sie voran. Es schien so, als könnten sie die Verbindungsdaten von Kelly und Rebecca bekommen, auch wenn noch einige Anrufe und der notwendige Papierkram zu erledigen waren, bis man ihnen die Daten per E-Mail schicken würde. Karen, Nicole und Melissa waren – einfach aufgrund der Zeitspanne seit den letzten Aktivitäten auf ihren Accounts – aus dem Spiel. Parrish nannte auch den Namen Alice Forrester, weil er darauf setzte, dass möglicherweise jemand Nicole über ihre Stiefschwester kontaktiert haben könnte, doch das war nichts als ein Schuss ins Blaue. Sie würden mit den Informationen arbeiten müssen, die sie bekamen, und bis dahin konnten sie nur hoffen, tatsächlich auf irgendeine Spur zu stoßen.
Antony Valderas kam um zwei Uhr herunter und
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