Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
trotzdem, aber Sie bekommen ein Blaues Band für Ihren ersten Fall bei der Mordkommission, und Valderas wird Sie lieben.«
»Eine Woche, Frank. Darauf kann ich mich einlassen. Noch eine Woche an diesem Fall, und dann kümmern wir uns um etwas anderes. Wir nehmen uns endlich ein bisschen Zeit für die anderen Angelegenheiten, die sich inzwischen auftürmen.«
Parrish nickte und streckte die Hand aus. »Abgemacht«, sagte er. »Eine Woche, und wenn wir McKee bis dahin nicht wegen Beteiligung an sechs Morden festgenagelt haben, geben wir den Fall komplett auf.«
»Ernsthaft?«
»Ja.«
»Gut«, sagte Radick, »dann eine Woche.«
Sie gaben sich die Hand. Dann lehnte Radick sich zurück. Er schaute aus dem Fenster und fragte sich, ob Frank Parrish sein Karma für die Sünden aus einem früheren Leben darstellte.
69
Um sieben Uhr war Parrish zu Hause. Er hätte etwas essen sollen, verspürte aber keinerlei Appetit. Zweimal griff er zum Telefon, legte es aber beide Male wieder weg. Er lief in der Küche auf und ab, blieb vor dem Kühlschrank stehen, öffnete die Tür und schaute hinein. Dann schloss er die Tür und ging erneut im Zimmer auf und ab.
Um zwanzig vor acht griff er noch einmal zum Hörer. Diesmal wählte er eine Nummer. Mit geschlossenen Augen lauschte er dem Rufzeichen. Gerade als er einhängen wollte, meldete sich am anderen Ende eine Stimme.
»Hallo«, sagte er. »Ich bin’s.«
Nach spürbarem Zögern erfolgte eine Reaktion am anderen Ende. »Himmel, eine Stimme aus der tiefsten Vergangenheit.«
»Ja, es ist lange her, Ro…« Dann unterbrach er sich. Keine Namen. Nicht am Telefon.
»Wie geht es dir?«
»Besser«, erwiderte Parrish.
»Und ich muss wohl annehmen, dass meine Bitte bei unserem letzten Gespräch auf taube Ohren gestoßen ist?«
»Hör zu, es ist nicht so einfach. Ich stecke in der Klemme. Und zwar richtig.«
»Wie beim letzten Mal, oder habe ich das falsch in Erinnerung?«
»Nein, hast du nicht. Es ist wichtig.«
»Du kennst die Abmachung. Ich habe dir beim letzten Mal geholfen und hätte es schon da nicht tun sollen. Mein Gott, eigentlich sollte ich nicht mal mit dir sprechen.«
»Aber das ist drei … nein, vier Jahre her. Hast du mal darüber nachgedacht, wie oft ich dich in den letzten vier Jahren hätte anrufen können? Ich habe es kein einziges Mal getan.«
»Ich weiß. Das ist mir klar. Aber soll ich dir etwas sagen? Genauso sollte es auch sein.«
»Ich brauche deine Hilfe.«
»Ich kann dir keine Hilfe anbieten.«
»Hör mir zu … ich brauche deine Hilfe dringend .«
Am anderen Ende der Verbindung herrschte Schweigen. Parrish konnte ein Atmen hören, das war alles.
»Hör zu«, fuhr er fort, »wenn es nicht um etwas Ernstes ginge, und ich meine richtig ernst, dann hätte ich es gar nicht erst bei dir versucht. Und das weißt du.«
»Wie ernst?«
»Sechs. Und ein weiterer Fall steht bevor. Davon bin ich überzeugt.«
»Männer, Frauen …?«
»Mädchen, Teenager. Snuff-Filme, vermute ich.«
»Oh, in welch wunderbarer Welt wir doch leben.«
»Also?«
»Also was?«
»Wirst du mir helfen?«
»Das hängt ausschließlich davon ab, was du mit helfen meinst.«
»Triff dich mit mir. Nur für eine Stunde. Vielleicht auch weniger. Ich brauche jemanden außerhalb des Betriebs, mit dem ich reden kann. Ich muss dir erklären, was wir wissen … na ja, was wir nicht wissen, sollte ich eigentlich sagen. Dann lass uns sehen, ob es irgendeinen Ausweg aus der Klemme gibt.«
Wieder schlug ihm Schweigen entgegen. Es schien sich bis Mitternacht hinzuziehen.
»Das ist nicht gut.«
»Ich weiß«, erwiderte Parrish. »Es tut mir leid. Wenn ich mit jemand anderem reden könnte …«
»Hast du etwas getan, weswegen du dich nicht an die üblichen Kanäle halten kannst?«
»Ja, das habe ich. Es kann nicht über die üblichen Kanäle laufen. Ich weiß etwas, das nicht in den Akten auftauchen darf. Vielleicht bedeutet es ja nichts, aber ich weiß einfach nicht, was, zum Teufel, es bedeuten könnte oder auch nicht. Ich hänge fest, verstehst du? Ich stecke in einer verdammten Zwickmühle und muss mir darüber klar werden, ob es einen Ausweg gibt.«
»Wie ich dich kenne, gibt es wahrscheinlich keinen.«
»Ich weiß, aber ich muss es wenigstens versuchen.«
»Gott im Himmel, du bist wirklich …«
»Ich weiß. Ein Nervsack. Eine Belastung. Ich habe erklärt, dass ich kündige, wenn sich innerhalb einer Woche nicht alles aufklärt.«
»Oh, dann ist das also wieder so ein
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