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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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Moment?«
    »Ich bitte dich. Ich flehe dich an , mir aus der Sache herauszuhelfen.«
    »Wie spät ist es?«
    »Viertel vor acht.«
    »Wohnst du immer noch an derselben Adresse wir früher?«
    »Ja.«
    »Komm dorthin, wo wir unser zweites Treffen hatten. Um halb neun.«
    Parrish hörte das Klicken, als aufgelegt wurde.
    Einen Moment verharrte er reglos, den Hörer in der Hand. Er hörte das Hämmern seines eigenen Herzens. Es dauerte eine Minute, bis er ebenfalls auflegte.

70
    Parrish versuchte, sich zu erinnern, ob er das Diner in den vergangenen vier Jahren jemals betreten hatte. Er konnte es nicht sagen, nicht sicher. Es lag an der Ecke Park Avenue und Ryerson Street, einen Steinwurf vom Expressway entfernt und nur ein halbes Dutzend Blocks nordöstlich von seiner Wohnung. Er ging zu Fuß, und obwohl er sich Zeit ließ, traf er schon um Viertel nach acht Uhr ein. Er entschied sich für eine Nische in der rechten hinteren Ecke, bestellte Kaffee und wartete.
    »Ich kann nicht lange bleiben«, lautete Rons Eröffnungszug.
    Parrish lächelte. »Ich erwarte gar nicht, dass du lange bleibst.«
    Ron nahm Platz, und in diesem Augenblick schien er Parrish zum ersten Mal gründlicher zu mustern, denn er sagte: »Du siehst nicht besonders gut aus.«
    »Ja, es ging mir schon besser.«
    »Bist du immer noch Single?«
    Parrish nickte.
    »Du brauchst jemanden, der auf dich aufpasst, Frank. Du siehst nicht gut aus.«
    Parrish zuckte die Achseln. »Es geht auf und ab.«
    »Willst du noch einen Kaffee?«
    »Klar.«
    Ron gab der Kellnerin ein Zeichen. Als sie kam, bestellte er einen Kaffee für sich und eine zweite Tasse für Parrish.
    »Also, wessen Albträumen spürst du im Moment nach?«, fragte Ron.
    Parrish legte alle Informationen, über die er verfügte, auf den Tisch – kurz und bündig –, wobei ihm einmal mehr bewusst wurde, welch spärliche Fakten er tatsächlich nur zu bieten hatte.
    »Für mich klingt es so, als wären die kosmetischen Veränderungen – die Haare, die Nägel und was immer er sonst noch macht – so etwas wie seine Signatur, oder? Aber wie auch immer, auch wir vom Bureau wissen nicht auf jede Frage eine Antwort.«
    »Ich weiß, Ron, ich weiß. Alles, was ich mir wünsche, ist vielleicht ein neuer Blickwinkel. Etwas, womit ich diesen Kerl jagen kann. Etwas, das einen Riss in der Fassade entstehen lässt, durch den ich tiefer eindringen kann.«
    »Du gehst von einer Menge Mutmaßungen aus«, erwiderte John. »Für mich klingt es, als hättest du eigentlich nichts gegen ihn in der Hand.«
    »Schon klar, aber ich fühle mich so sicher, dass …«
    Ron hob die Hand. »Betrachten wir es mal ausschließlich unter der Prämisse, dass er der Täter ist , okay? Wenn wir davon ausgehen, dass alle sechs Mädchen Opfer desselben Mörders sind, können wir den Täter höchstwahrscheinlich als den typischen Pendler betrachten. Es fährt an verschiedene Orte, um seine Opfer loszuwerden. Er tut, was er tut, und dann entledigt er sich der Leichen. Falls er Filme dreht, bezweifle ich stark, dass er dazu sein eigenes Haus benutzt. Möglich wäre es allerdings. In einem Keller vielleicht oder auch in einem Zimmer, das er für sicher hält. Allerdings gehe ich nach allem, was du mir erzählt hast, eher davon aus, dass er nicht allein arbeitet.«
    »Dieser Gedanke kam mir auch schon.«
    »Und diese Mädchen ähneln sich alle. Blonde, hübsche, schlanke, gut aussehende Jugendliche, stimmt’s?«
    »Ja, so ist es.«
    »Wie sieht seine Tochter aus?«
    Parrish schüttelte den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe zwar ein Foto von ihr gesehen, aber das war schon ziemlich alt und nicht besonders scharf.«
    »Ich sage dir: Entweder sieht sie den Opfern ziemlich ähnlich, oder sie ist äußerlich das genaue Gegenteil.«
    »Erklär mir das.«
    »Es ist schwierig zu entscheiden, ob der Wut-Rache-Typus hier als Täter infrage kommt, Frank. Für ihn symbolisiert das Opfer jemand anderen, für gewöhnlich jemanden, den er will, aber nicht haben kann, oder jemanden, von dem er glaubt, er habe ihm auf irgendeine Weise unrecht getan. Die Opfer des Wut-Rache-Typus werden meistens zufällig ausgewählt und äußerst gewalttätig zugerichtet. Dein Täter allerdings ist ein Planer, und was die Gewalt betrifft, na ja, er scheint es irgendwie nicht richtig über sich zu bringen. Wut plus Erregung – dahinter steckt ein Bedürfnis, Angst zu verbreiten, so viel Leiden zu verursachen wie möglich, bevor man das Opfer schließlich tötet.

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