Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
sie getan haben, wie lange sie damit durchgekommen sind …«
»Halten Sie mal einen Moment die Luft an, Frank. Soweit ich es sehen kann, sind wir im Vergleich zu letzter Woche keinen Millimeter näher daran, McKee wegen dieser Sache festzunageln. Vielleicht ist er ein Verlierer. Vielleicht liest er Pornos. Ja und? Ist Ihnen klar, wie viele Menschen dieses Zeug lesen? Das ist nicht ungesetzlich. Egal, wie man dazu steht, so ist die Sachlage. Wir würden niemals beweisen können, dass irgendeines der Mädchen in diesen Zeitschriften minderjährig war, als die Fotos aufgenommen wurden. Und verglichen mit manchem, das ich mir im Archiv anschauen musste, ist das hier sogar relativ harmlos. Und selbst wenn wir es beweisen könnten, hätten wir immer noch nichts gegen McKee in der Hand, sondern höchstens gegen die Herausgeber. Der zweite Punkt ist dieser Film. Gut, in einer dieser Zeitschriften war also eine Anzeige für den Film abgedruckt. Wir haben ein Foto von Jennifer, wie sie Dinge tut, die keine Siebzehnjährige gegen ihren Willen tun sollte, aber wir können nicht beweisen, dass es tatsächlich gegen ihren Willen geschah. Verdammt, Frank, wir wissen überhaupt nichts über die Umstände, unter denen die Mädchen verschwanden und ermordet wurden. Wir wissen bloß, wann sie verschwanden und dass sie ermordet wurden. Theoretisch könnten diese Fotos von Jennifer Wochen oder gar Monate vor ihrem Verschwinden entstanden sein, und sie könnte freiwillig mitgemacht haben. Wir wissen es nicht. Das ist der entscheidende Punkt. Wir haben keine Beweise.«
Parrish lächelte. »Und genau hier kommt die intuitive Gewissheit ins Spiel, Jimmy. Die Gedanken machen einen Sprung, und sobald sie das tun, weiß man genau, dass man auf der richtigen Spur ist …«
»Wovon, zum Teufel, reden Sie, Frank? Sprünge? Intuitionen? Mein Gott, Mann, hören Sie sich bloß mal reden. Wir haben nichts gegen Richard McKee in der Hand. Er ist nicht angeklagt worden, weil wir keine hinreichenden Gründe für eine Anklage haben. Wir haben ihm auch nicht nahegelegt, sich einen Anwalt zu besorgen, weil er nämlich keinen Anwalt braucht. Wenn ich Sie nicht besser kennen würde, käme ich auf den Gedanken, Sie wären aus irrationalen Gründen irgendwie auf diesen Kerl fixiert. Tatsache ist: Ich kenne Sie besser, und trotzdem kommt es mir wie eine irrationale Fixierung vor. Lassen Sie den Mann in Ruhe. Sie haben gehört, was er gesagt hat. Wenn wir ihn das nächste Mal herbitten, bringt er einen Anwalt mit …«
»Ich werde ihn nicht mehr zu weiteren Befragungen herbitten.«
»Na, da bin ich aber verdammt dankbar.«
»Es ist auch gar nicht nötig. Ich weiß alles über ihn, was ich wissen muss.«
»Wie bitte?«
»Er ist der Täter, Jimmy. Ich bin sicher. Sie können mir zuhören oder mich für verrückt erklären. Er ist der Täter. Für mich ist es offensichtlicher denn je. Und je mehr Sie mir einzureden versuchen, ich sollte ihn in Ruhe lassen, desto mehr begreife ich, wie verdammt clever er sich verhalten hat.«
»Aaah, um Gottes willen, Frank, nun machen Sie mal halblang. Was haben Sie denn vor? Eine Festnahme beantragen, die auf jeden Fall abgelehnt wird? Versuchen, einen Durchsuchungsbeschluss für sein Haus zu bekommen?«
»Nein, Jimmy, ich werde einfach seinen nächsten Zug abwarten. Und dann sind wir vorbereitet.«
»Sie meinen das ernst, stimmt’s? Sie sind wirklich überzeugt davon, dass Richard McKee in den beiden letzten Jahren sechs Teenager entführt und getötet hat.«
»Das bin ich, Jimmy, das bin ich. Und ich denke, er wird sehr bald Nummer sieben in Angriff nehmen.«
»Warum, Frank? Warum, um alles in der Welt, sollte er das tun, wenn er doch glaubt, dass wir ihm auf der Spur sind?«
»Weil wir ihn angestachelt haben, Jimmy. Wir haben ihn wieder richtig erregt. Er muss sich beweisen, dass er uns in die Irre führen kann, und wie gesagt, je öfter wir mit ihm darüber reden, desto mehr wird es ihn anmachen. Er wird sich ein neues Opfer suchen. Das weiß ich. Er wird es tun, und er wird es bald tun.«
»Himmel. Wenn das so weitergeht, weiß ich nicht, ob ich weiter mit Ihnen arbeiten kann, Frank. Ernsthaft, mir wird es langsam ein bisschen viel.«
»Noch nicht, Jimmy, noch nicht. Lassen Sie mich jetzt noch nicht hängen, okay? Nur noch eine Weile. Ein paar Tage, vielleicht eine Woche. Bleiben Sie in dieser Sache an meiner Seite. Wenn ich mich irre, kündige ich, das sagte ich ja schon. Wenn ich recht habe, kündige ich
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