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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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zurechtkommen würden … nun, dann würden sie es schaffen. Oder eben nicht. Wenn man beschloss, sie heute von der Schule abzuholen, damit sie heil nach Hause kamen, dann konnte es passieren, dass sie morgen an der nächsten Kreuzung Opfer eines Unfalls mit Fahrerflucht wurden. Das Leben hatte scharfe Ecken und Kanten. Es konnte empfindlich wehtun.
    Radick fragte Parrish, ob er ihn zu Hause absetzen sollte.
    »Am Revier«, erwiderte Parrish.
    »Sie sind seit heute Morgen im Dienst, Frank. Sie sollten nach Hause gehen.«
    Parrish lächelte. »Das ist mein Zuhause.«
    12
    Donnerstag, 4. September 2008
    »Ein Traum …«
    »Ein Traum? Eher ein Albtraum.«
    »Über das Mädchen?«
    »Über das Mädchen und ihren Bruder.«
    »Erzählen Sie.«
    »Was gibt es da zu erzählen? Es ist bloß ein Traum, das hat nichts zu bedeuten.«
    »Ein Traum kann schon etwas bedeuten.«
    »Da stimme ich Ihnen nicht zu.«
    »Das müssen Sie auch nicht. Erzählen Sie einfach.«
    »Sie hat mit mir geredet. Sie saß neben mir, und ich konnte nicht zu ihr hinsehen, nur geradeaus. Außerdem bat sie mich, sie nicht direkt anzuschauen. Sie sagte, sie sähe nicht besonders gut aus.«
    »Weil sie tot war?«
    »Vermutlich.«
    »Und was hat sie Ihnen gesagt?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Würden Sie versuchen, sich zu erinnern?«
    »Es hat keine Bedeutung. Ich glaube nicht, dass mein Traum die Aufklärung des Mordes an ihr enthält.«
    »Des Mordes an ihr ? Was ist mit ihrem Bruder?«
    »Er ist ein Kriegsopfer. Überdosis und Mord sind für Menschen wie Danny Lange einfach Berufsrisiko. Aber egal, darum geht es hier nicht.«
    »Sie wollen nicht weiter darüber sprechen, Frank?«
    »Nein.«
    »Und worüber möchten Sie sprechen?«
    »Ich wollte Ihnen über den JFK Airport erzählen.«
    »Ich habe gestern Abend im Internet recherchiert.«
    »Was Sie im Internet finden und was ich Ihnen erzählen will, sind zwei verschiedene Dinge.«
    »Das weiß ich. Ich habe mir nur einige Informationen über die Geschichte angelesen.«
    »Idlewild?«
    »Ja, Idlewild.«
    »Gut, so hieß der Flugplatz damals, und dann, als er in JFK Airport umbenannt wurde, änderte sich im Prinzip nicht viel. Abgesehen vom Ausmaß des Ganzen. Schon in Zeiten von Idlewild, eigentlich seit der Eröffnung ’48, wurde der Airport von der Mafia betrieben.«
    »Und das hat Ihnen alles Ihr Vater erzählt?«
    »Allerdings. Er erzählte mir die komplette Geschichte der New Yorker Mafia, wie alles begann und sich in späteren Jahren entwickelte.«
    »Und wie fühlten Sie sich dabei? Wenn er über solche Dinge sprach?«
    »Ich hatte das Gefühl, er wäre der cleverste Typ in der ganzen verdammten Welt.«
    »Ein Heiliger vielleicht?«
    »Die Saints of New York? Nein, das kam erst Jahre später.«
    »Dann erzählen Sie. Erzählen Sie mir ein paar von den Dingen, über die er sich mit Ihnen unterhalten hat.«
    »Nun, um die Wahrheit zu sagen, die Glanzzeit der Mafia in New York erstreckte sich von den Dreißiger- bis in die Fünfzigerjahre. Das gilt jedenfalls für die Docks. Damals gab es die International Longshoremen’s Association, die Gewerkschaft der Hafenarbeiter. Haben Sie Die Faust im Nacken gesehen?«
    »Marlon Brando. Klar.«
    »Genau, Marlon Brando. Jedenfalls ging es im Film um diese Dinge. Darum, wie die Gewerkschaften und der Mob kontrollierten, welche Schiffe be- und entladen werden durften und ob die Teams Arbeit bekamen oder nicht. Der größte örtliche Verband – das sogenannte Local Brooklyn 1814 – wurde von einem gewissen Anthony Anastasio kontrolliert, den alle als »Tough Tony« kannten. Tough Tony starb 1963, und Local 1814 wurde von Anthony Scotto übernommen, der eine ziemlich große Nummer war. Er war gleichzeitig ein erfolgreicher Gewerkschafter und ein Leutnant der Gambino-Familie. In der Geschichte New Yorks gab es wenige Männer mit derart einflussreichen politischen Verbindungen.
    Verstehen Sie mich nicht falsch: Die Geschäfte, die über die Häfen und auch über Idlewild abgewickelt wurden, waren beachtlich. Aber 1963, als aus Idlewild JFK wurde, begriffen diese Typen auf einmal, dass – verglichen mit dem Verkehrsaufkommen von JFK – alles, was sie bisher verdient hatten, wie Kleingeld aussehen würde. Sie erkannten die neuen Möglichkeiten, nicht nur wegen all der Ware, die sie am Flughafen stehlen konnten, sondern auch wegen der Art und Weise, wie sich der Frachtverkehr organisieren ließ.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, das reicht bis in die

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