Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
sechs Millionen nur hunderttausend Dollar wiederauftauchten und warum die meisten Leute, die darin verwickelt waren, starben. Und warum niemand – kein einziger Mensch – jemals verhaftet oder wegen dieser Morde angeklagt wurde.«
»Gut, dann erzählen Sie es mir morgen. Wie läuft es denn mit Ihren aktuellen Fällen, Frank? Mit dem toten Mädchen und ihrem Bruder?«
»Daran werden wir heute arbeiten. Ich muss ihre Freundinnen finden, die Leute, mit denen sie ihre Zeit verbrachte.«
»Hier in Brooklyn?«
»Williamsburg.«
»Sie ist Ihnen wichtig, oder? Das erdrosselte Mädchen?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Gestern habe ich die Frau kennengelernt, die sich nach dem Tod ihrer Eltern um sie gekümmert hat. Eine gute Frau. Sie wird Ärger bekommen, weil sie sich nicht an die engstirnigen Regeln hielt, aber so läuft es in solchen Situationen immer. Wenn jemand zu Schaden kommt, können es die Behörden nicht einfach dabei belassen. Dann müssen auch die Leute darum herum noch Schwierigkeiten bekommen.«
»Sie klingen, als nähmen Sie es persönlich.«
»Nein, nicht wirklich. Ich reagiere auf solche Fälle nur ein bisschen verbittert.«
»Also ist sie Ihnen doch wichtig geworden. Ich habe den Eindruck, dass Sie unbedingt herausfinden wollen, was geschehen ist. Mehr als es sonst vielleicht der Fall wäre.«
»Vielleicht ist es wirklich so. Immerhin habe ich von ihr geträumt, nicht wahr?«
13
Es begann ohne Vorwarnung zu regnen, und als Parrish und Radick schließlich die Randgebiete von Williamsburg erreichten, prasselte das Wasser schwer auf das Dach ihres Wagens.
Sie blieben eine Weile sitzen, in der Hoffnung, der Regen würde nachlassen.
»Wir fangen mit der Schule an, richtig?«, fragte Radick.
»Ja. Ich habe den Direktor angerufen, und er erwartet uns.«
»Irgendwas Neues über Danny Langes Freunde?«
»Danny Lange hatte keine Freunde.« Parrish wandte den Kopf und blickte Radick in die Augen. »Sie waren beim Drogendezernat, Jimmy. Sie wissen, wie es läuft. Junkies sind eine eigene Spezies. Die Sucht ist stärker als jede Loyalität. Freunde, Familie, alles geht über Bord. Das Einzige, was seine Compadres oder Partner zum Reden bringen wird, ist Geld.«
»Und Sie haben Geld?«
»Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf«, erwiderte Parrish.
Um elf Uhr stiegen sie aus dem Auto und liefen über die Straße. Sie meldeten sich am Haupteingang an und warteten, dass jemand sie abholen würde. Dann wurden sie durch ein Gewirr zweifarbig gestrichener Flure ins Büro des Schulleiters geführt.
Als sie eintraten, erhob sich der Direktor.
»Frank Parrish. Wir haben telefoniert.«
»Natürlich.«
»Das ist mein Partner, Jimmy Radick.«
Radick streckte die Hand aus.
»David Carlisle.«
Carlisle trat um seinen Schreibtisch herum. »Bitte«, sagte er. »Nehmen Sie doch Platz.«
Parrish stellte die üblichen Fragen, und Carlisle reagierte keineswegs abweisend.
»Ich habe hier sechshundert Schüler, Detective. Ich tue mein verdammt Bestes, um den Überblick zu behalten, aber das funktioniert nicht sieben Tage die Woche rund um die Uhr. Rebecca ist am Montagmorgen nicht zur Schule gekommen.«
»Sie war am Montag gar nicht hier?«
»Genau. Am Freitag besuchte sie ganz normal den Unterricht, aber am Montag tauchte sie nicht auf.«
»Und daraufhin haben Sie Ihre Betreuerin kontaktiert?«
»Ich fürchte, an dem Punkt haben wir versagt, Detective. Streng genommen hätten wir anrufen müssen, aber das haben wir nicht getan. Ein paar unserer Lehrer waren wegen einer Fortbildung unterwegs, sodass wir mit Vertretungen arbeiteten …« Carlisle schüttelte matt den Kopf.
»Aber am Dienstag riefen Sie an?«
»Rebeccas Vater meldete sich bei uns.«
»Ihr Vater ?«
»Ja«, sagte Carlisle. »Ihr Vater rief im Sekretariat an und sagte, Rebecca wäre am Montag krank geworden und würde am Mittwoch wieder zum Unterricht kommen. Später am Tag rief auch diese Frau an, Helen Jarvis, und erklärte, sie wäre Rebeccas gesetzlicher Vormund. Daraufhin hat das Sekretariat mich informiert. Ich sagte Miss Jarvis nichts davon, dass der Vater des Mädchens angerufen hatte, sondern informierte sofort die Polizei. Dort sagte man mir, dass sie bereits Bescheid wüssten und auf den Vormund warteten. Die Frau sollte noch die Vermisstenanzeige unterschreiben. Schließlich habe ich unsere Akten durchgesehen und festgestellt, dass Helen Jarvis dort als Rebeccas Mutter geführt
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