Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
dafür, aber meine Motive … Also, folgendes war passiert, ich bekam an einem Tag zwei Anfragen aus den Staaten in bezug auf diesen Band, und ich wusste, wo ich einen herbekommen konnte. Ich hatte bereits zwei ohne Schutzumschlag bei mir im Regal …«
    »Im Wert von?«, unterbrach Wield.
    »Oh, dreißig, vierzig Pfund«, sagte Digweed. »Aber darum ging es nicht. Ich hätte einen meiner amerikanischen Kunden enttäuschen müssen, und ich überlegte gerade, welchen, als eine Bekannte fragte, wieso ich einen von beiden leer ausgehen lassen sollte, und ein paar Tage später mit einer erstklassigen Kopie des Schutzumschlags ankam. Ich selbst besorgte die Schrift – es war eine echte Herausforderung –, und am Ende hätte nur eine genaue Expertise die Kopie vom Original unterscheiden können. Es hatte alles Zeit und Geld in Anspruch genommen, verstehen Sie. Tatsächlich hatte ich, als es fertig war …«
    »Sie haben für nichts gearbeitet, ja, ja«, ergänzte Wield ungehalten. »Sie haben also einem der Amerikaner eine Kopie … nein, am Ende haben Sie ihnen beiden eine Kopie geschickt, nicht wahr?«
    »Ich wollte keinen bevorzugen«, sagte Digweed. »Und dann kam zufällig – aller guten Dinge sind drei, nicht wahr? – also, dann kam diese Anfrage von Mrs. Pascoe. Es sollte ein Hochzeitstagsgeschenk werden, und sie hatte sich in den Kopf gesetzt, das hier für ihn aufzutreiben, und ich war ihre letzte Hoffnung … Ich konnte nicht widerstehen.«
    Wield nickte amüsiert, weil ihm die Geschichte durchaus bekannt vorkam. Eines der Dinge, die er an Ellie Pascoe bewunderte, war die Art, wie ihr Feminismus sie nicht daran hinderte, in geschäftlichen Angelegenheiten ihren weiblichen Charme spielen zu lassen.
    »Und diese Bekannte, die Ihre Kopien vom Schutzumschlag gemacht hat, das war Caddy Scudamore?«
    »Das habe ich nie gesagt«, sagte Digweed. »Und das werde ich auch nicht.«
    »Wie edel von Ihnen«, sagte Wield. »Aber Gehässigkeit steht Ihnen besser zu Gesicht. Der Mensch sollte seiner natürlichen Neigung folgen.«
    »Da wir gerade davon sprechen«, sagte Digweed unvermittelt. »Ich vermute, die Einzelheiten zu meinem Fall werden in irgendeinen allwissenden Computer gespeist? Dann sollte ich wohl vorsorglich zugeben, dass ich bereits vorbestraft bin.«
    »Was sind Sie? Sie sind nicht zufällig der Rosarote Panther?«, fragte Wield mit einem Lächeln.
    »Nein, obwohl aus heutiger Sicht mein Prozess eher komische als tragische Züge hatte. Vor etwa dreißig Jahren erwischte man einen gewissen Gentleman, der später das Oberhaus zierte, in einem Hotel in Brighton in flagranti mit seinem Rechtsanwalt bei einer Handlung, die man damals als äußerst unanständig betrachtete. Es sorgte für große Erheiterung. Der Lord in spe bekam sechs Monate auf Bewährung. Der junge Anwalt, befand das Gericht, war von dem älteren, sozial höher gestellten Mann verleitet worden, weshalb man es für ihn bei einem stattlichen Bußgeld bewenden ließ, das er kaum aufzubringen vermochte. Und die Anwaltskammer erteilte ihm Berufsverbot. Dreimal dürfen Sie raten, wie er heißt. Das haben Sie zweifellos alles amtlich.«
    Lange bevor Digweed zu Ende geredet hatte, war Wield zu einem eigenen Schluss gekommen.
    Er weiß über mich Bescheid. Kann er eigentlich nicht, tut er aber. Es ist unmöglich etwas, das ich getan oder gesagt habe, da bin ich mir sicher. Also hat es ihm jemand gesteckt. Aber wer? Pascoe? Niemals. Dalziel? Nicht, wenn nicht irgend etwas für ihn selber dabei heraussprang. Blieb nur noch … niemand. Vielleicht war er neurotisch, und Digweed hatte, ohne es zu wissen, auf den richtigen Knopf gedrückt. So etwas passierte gelegentlich bei Verhören, und der Verdächtige spuckte Taten aus, deren er nicht einmal verdächtigt wurde, obwohl er nichts weiter hätte tun müssen, als ein unbeteiligtes Gesicht zu machen.
    Doch als er den Blick des Buchhändlers direkt erwiderte und die zu einer ironischen Frage hochgezogenen, kurzborstigen Augenbrauen sah, wusste er, dass er enttarnt war.
    »Vielleicht sollte ich Sie warnen«, sagte er ruhig. »Der Versuch, einen Beamten im Staatsdienst durch Erpressung oder Einschüchterung zu beeinflussen, bringt Ihnen weit mehr ein als Diebstahl.«
    Digweeds Ironie wich Erstaunen, um sich schließlich in einem Ausbruch von Abscheu Luft zu machen.
    »Großer Gott, Mann, wofür halten Sie mich? So ein mieses junges Arschloch von Journalist hat das mal bei mir versucht. Ich hab ihm

Weitere Kostenlose Bücher