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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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der seine Prinzipien!«
    »Wenig Zeit, Thomas, das ist alles. Aber ich nehm’s jetzt, vorausgesetzt, es is nich das von gestern. Wo ist Halavant? Ist das nicht sein Wagen vor der Tür?«
    »Oh, er war hier, aber er hat sich durch die Hintertür rausgeschlichen, als Sie reinkamen«, sagte Wapshare. »Schuldet Ihnen Geld, wie?«
    »Er fährt gerade weg«, sagte Pascoe, der aus dem Fenster sah. »Soll ich ihm nach?«
    »Nee, glaube kaum, dass du ihn zu Fuß einholst, mein Junge. Der kann warten. Ihm gehört der Laden hier, oder?«
    »Sagten Sie nicht, er will verkaufen?«, fragte Pascoe.
    »Wollte, aber wie’s aussieht, hat er sich’s anders überlegt. Deshalb ist er eben vorbeigekommen«, sagte Wapshare. »Andy, kann ich Ihnen ein Stück Pastete zu Ihrem Bierchen bringen? Hab leider keine Zeit, um Ihnen eine Blutwurst zu braten. Muss gleich zur Hall zum Abrechnungsfest.«
    »Ich könnte ja mitkommen«, sagte Dalziel. »Das Creed-Mädel versteht was vom Backen, wie?«
    »Kann man wohl sagen, und dazu gibt’s noch Schinken von ihrem Bruder«, sagte Wapshare und leckte sich erwartungsvoll die Lippen.
    »Schon lange in der Gegend, diese Creeds?«, fragte Dalziel, nachdem er ein großes Bier zu zwei Dritteln geleert hatte.
    »Und ob. Waren mal Schafhirten auf dem Gut, als es noch ein Gut gab. Dann, ist schon ewig her, noch vor dem Krieg, ist der alte Sam Creed, das heißt Doras und Georges Großvater, auf der sozialen Leiter eine Stufe hochgestolpert, hat die kleine Agnes Foote geheiratet, die bei der Frau des Squires Zofe war, und ein bisschen später, als Crag End zur Pacht stand, hat Sam sich beworben und den Zuschlag gekriegt. Seitdem ist der Hof fest in Creed-Händen, und außerdem sind sie verdammt gute Bauern.«
    Pascoe war gespannt, ob Dalziel mehr Erfolg dabei haben würde, diesen Schwall an Lokalgeschichte zu stoppen, doch dem Dicken schien es recht, schweigend zuzuhören und sich derweil den Bauch mit Pastete vollzuschlagen.
    »Wo wir gerade von Halavant geredet haben«, sagte Dalziel, als Wapshare sein Glas auffüllte. »War da nich was mit einem Porträt, das Tantchen vom Squire oder so was …«
    »Klar«, sagte Wapshare, »mit Sicherheit ein hübsches Sümmchen wert.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Pascoe bei dem Gedanken an das eher langweilige Gemälde, das er an Frans Wand gesehen hatte. Nicht einmal die Liebe hatte Ralph Digweeds Können über ein handwerklich sauberes Niveau heben können.
    »So, wie sich der alte Job mit der Rückgabe angestellt hat«, sagte Wapshare. »Hetty Bayle hat mir mal davon erzählt, als sie einen Genever zuviel gekippt hatte. Sie war an seinem Totenbett, müssen Sie wissen, wollte gerade den Toten waschen. Die beste Totenwäscherin in dieser Gegend, unsere Hetty Bayle. Richtet ’ne Leiche her wie ’ne Braut zur Hochzeit, hat meine alte Mutter immer gesagt.«
    Mrs. Bayle als Totenwäscherin war für Pascoe eine nicht weniger grausige Vorstellung als Mrs. Bayle, die durch eine Überdosis Gin vertraulich wurde. Er schauderte und fragte: »Was hat Job – also Justins Vater, nicht wahr? –, was genau hat er gesagt?«
    »Nur, dass die kleine Fran das Bild von ihrer Großmutter zurückkriegen muss. Muss ihm schwer auf der Seele gelegen haben. Er war kein Mann nich, der sich von Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen ließ, der gute alte Job.«
    »Wie ist er denn überhaupt an das Bild drangekommen?«
    »Also, das war, als der Pastor, Mr. Harding, der, wo die Frances von der Hall geheiratet hat, die sich mit der Familie zerstritten hat, also, als Mr. Harding wie wahnsinnig rumlief und Spenden für die Schule auftrieb, damals in den Dreißigerjahren. Sehen Sie, von der Hall war nich viel zu erwarten, weil er Frances geheiratet hatte und der alte Squire nich in Stimmung war, für den Pastor auch nur den Finger krumm zu machen! Jedenfalls, Mr. Harding hatte im Pfarrhaus so was wie ’nen Basar, und Job kam rüber und kaufte ihm ein paar alte Möbelstücke ab und eben auch diese Bilder, die seiner Frau gehörten. Wollte auf keinen Fall, dass sie die hergibt, aber sie wollte unbedingt ihren Teil dazutun. Von Job kriegten sie einen anständigen Preis, und ein bisschen später, als das Geld immer noch nicht ganz reichte, steuerte Job noch eine große Summe bei, um vollzumachen, was noch fehlte. Alle dachten, er wollte das Pack in der Hall als knickerige Mistkerle vorführen. Aber heute scheint es eher so, dass ihn das Gewissen plagte, weil das Bild von Edwina ’ne ganze

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