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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Uniformen zur Reinigung in die Stadt mitgenommen, hat bei Marks & Sparks eine Hose in derselben Farbe gekauft, um die zerrissene zu ersetzen, und ist zur Corpse Cottage gegangen, um sie dort in den Kleiderschrank zu legen. Nur hat er nicht gewusst, dass zu diesem Zeitpunkt nicht nur Sie zur Jagd freigegeben waren, Harry, sondern dass auch Halavant den Tausch inzwischen bemerkt und draufgekommen war, wer es gestohlen haben musste. Lillingstone hat für einen Pfarrer recht gut gelogen. Schon seltsam, was ein Mann alles aus Liebe tut, nicht wahr, Harry? Ich meine, das ist es doch, was Sie reingeritten hat, oder? Liebe! Alles aus Liebe?«
    Er sprach freundlich, beinahe traurig, nicht im mindesten spöttisch.
    Dalziel machte ein Geräusch wie ein Hund, der ein im Halse steckengebliebenes Stück Knochen herauszuwürgen versucht. Bendish warf ihm einen Blick zu, in dem sich Verachtung und Mitleid die Waage hielten.
    »Wenn Sie meine Briefe gelesen haben«, sagte er ernsthaft, »dann müssten Sie mich eigentlich verstehen. Natürlich liebe ich Fran so sehr, dass ich alles für sie tun würde. Aber ich hoffe, ich hätte das hier auch sonst getan, weil es getan werden musste. Es war zu wichtig, um es nicht zu tun.«
    »Verdammt noch mal!«, schrie Dalziel. »Sie haben nicht den Dritten Weltkrieg verhindert, Sie haben nur ein Scheißbild geklaut!«
    »Das würde ich nicht so sagen«, entgegnete Bendish. »Ich habe etwas getan, das dem Dorf helfen kann, seine Schule zu behalten, ohne den Anger verkaufen zu müssen. Wer weiß, ob das nicht irgendwie dazu beiträgt, dass das Pendel einmal in die andere Richtung ausschlägt, ein Kind mehr mit einer anständigen Ausbildung, ein Ort mehr, der sich den Beton vom Leibe hält. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur eins: Wenn es tatsächlich möglich ist, etwas zu verändern, wenn es wirklich mal besser werden kann, dann müssen wir alle da anfangen, wo wir stehen. Ich hab versucht, mir ein bisschen Starthilfe zu geben, indem ich zur Polizei gegangen bin. Es erschien mir irgendwie sinnvoll. Wenn man auf die Gesellschaft Einfluss ausüben will, muss man eben dahin gehen, wo man Aussicht auf ein bisschen Erfolg hat. Ich hätte es schon oben in Newcastle besser wissen müssen. Schon da hat es nicht funktioniert, aber ich hab mir nur selber die Schuld gegeben.«
    »Wo doch eigentlich die Polizei schuld ist?«, fragte Pascoe interessiert.
    »Nein, nicht die Polizei als solche. Sehen Sie, ich hab ja hier einen zweiten Versuch gemacht. Ich hab versucht, das zu sein, was die Leute unter einem guten Cop verstehen, so dass ich irgendwann in den Laden passe und wirklich helfen kann. Enscombe schien so intakt, so ganz und gar echt, und ich dachte, wenn irgendwo, dann schaffe ich es hier. Aber nach einer Weile war es genauso wie in Newcastle, ich kam nicht voran, nichts geschah, und da fängt man an, sich zu fragen, ob es vielleicht deshalb soviel Scheiß auf der Welt gibt, weil das der natürliche Zustand ist, und man fragt sich, ob es nicht selbst an einem Ort wie diesem zu brodeln anfängt, wenn man nur tief genug unter die Oberfläche geht und man auf denselben urzeitlichen Dreck stößt, aus dem wir alle hervorgekrochen sind und in den wir alle zurückkehren. Ich wurde sehr deprimiert. Dann bin ich Fran begegnet, und das hat für mich persönlich alles vollkommen verändert. Ich wusste natürlich schon, dass ich nicht länger bei der Polizei bleiben kann. Da war ich fehl am Platz. Ich begriff jetzt, dass wir in einer vollkommenen Welt keine Polizei nötig hätten, und ich konnte doch unmöglich einen Beitrag zur Vervollkommnung leisten, solange ich zu einem der offensichtlichsten Symbole der Unvollkommenheit gehörte, oder?«
    »Wissen Sie was?«, sagte Dalziel. »Mag sein, dass ich mich getäuscht habe, Söhnchen. Faseln Sie solches Zeug vor Gericht, und Sie wandern vielleicht nicht für fünf Jahre in den Knast, sondern nur lebenslänglich in die Klapsmühle! Und jetzt, Chief Inspector Pascoe, da das hier ja genaugenommen dein Fall ist, hättest du vielleicht die Güte, wie ich bereits sagte, Mr. Bendish zu verhaften, oder muss ich es tun?«
    »Meinst du nicht, wir sollten erst mal mit den anderen reden, die in der Sache mit drinstecken?«, erwiderte Pascoe. »Ich meine, Mr. Halavant hat noch keine Anzeige erstattet. Und falls dieses Bild nun tatsächlich Fran gehört …«
    Wield, der sehen konnte, dass der Dicke einem Wutausbruch sehr nahe war, sah auf die Uhr und sagte: »Inzwischen sind

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