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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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auf einmal taucht er wieder auf. Das war vor ein paar Wochen. Scheint so ’ne Firma gegründet zu haben, die Kurse veranstaltet für Manager und so; na, Sie wissen schon, so ’ne Leute, die im Wald rumlaufen und Cowboy und Indianer spielen. Allerdings nich die Sorte, die draußen kampiert und sich gegenseitig am Hintern schnüffelt, glaub ich zumindest. In der Glotze hatten sie ’ne Sendung da drüber. Amis natürlich. Ich sag Ihnen, ein paar Bier von meinem besten und ’n bisschen gebratene Blutwurst dazu, und das Hinternschnüffeln würde ihnen vergehen!«
    Er ließ sein röhrendes Lachen erschallen, und Pascoe lächelte matt.
    »Er hat sich also blicken lassen«, soufflierte er.
    »Klar doch. Muss wohl von der jüngsten Entwicklung oben in der Hall Wind bekommen haben. Diese Sache mit der Wellnessfarm, die Girlie, die Enkeltochter des Squires, auf die Beine stellt. Na ja, Guy dachte wohl, da is auch noch Platz für ihn und seine Leute, er kann sich hier ’n bisschen ausbreiten und an Wochenenden die Hall für seine Kinderspielchen benutzen. Girlie war kein bisschen begeistert, und soviel ich gehört habe, hat es einen mächtigen Krach gegeben.«
    »Liegt die Entscheidung nicht eigentlich beim Squire?«, fragte Pascoe.
    »Sicher das, sicher. Da gab es keine Frage. Guy is nun mal der Erbe. Bei den Guillemards kommen die Frauen nich an zweiter Stelle, sie werden erst gar nich ins Rennen gelassen. Kurz danach is er wieder weg, aber gestern is er mit ein paar von seinen Freunden wiedergekommen, um mit seinem Projekt loszulegen. Merkwürdiger Trupp. Sind gestern abend reingekommen und haben gleich ’n bisschen Rabatz gemacht. Nix, womit ich nich fertig werde, aber ich bezweifle, dass Justin so was dulden würde. Kann keinen Lärm vertragen, wenn er trinkt, außer er macht ihn selber.«
    »Ja, ich hatte den Eindruck, dass er sich selber gerne reden hört«, sagte Pascoe, um zu testen, wie weit im Morris die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber ging.
    Ganz offensichtlich stellte sie sich einem guten Tratsch nicht in den Weg.
    »Gibt nur eins, was er noch lieber mag«, sagte Wapshare.
    »Die Kunst, meinen Sie?«, fragte Pascoe absichtlich naiv.
    »Sicher doch, die Kunst kommt auch ins Spiel«, kicherte Wapshare. »Kommen Sie, ich erzähl Ihnen ’ne Geschichte, die Sie zum Lachen bringt. Justin hat sie jedenfalls Tränen in die Augen getrieben! Da gibt es dieses Mädel im Dorf, malt Bilder, is richtig dufte, was Besonderes is die, und Justin, hallo, dasselbe wie immer?«
    Der Übergang war so fließend, dass Pascoe glaubte, er habe sich verhört.
    Dann sagte eine Stimme: »Ich weiß ja, dass die meisten Polizisten Freimaurer sind, aber es gibt doch sicher subtilere Möglichkeiten, das zu zeigen, Chief Inspector?«
    Und gleichzeitig merkte er, dass Justin Halavant die Bar betreten hatte und er Wapshares Erzählungen so gebannt zugehört hatte, dass er darüber vergessen hatte, seine Hose anzuziehen.

Fünf
    »Der Spaziergang war sehr schön, wie mein Gefährte mir jedesmal, wenn ich dies äußerte, bestätigte.«
    D igweed war in einem derart atemberaubenden Tempo losmarschiert, dass er bereits die Einfahrt von Scarletts passierte, als Wield ihn einholte.
    »Schönes Haus«, sagte der Polizist, um zu zeigen, dass er nicht so schnell aus der Puste kam.
    »Finden Sie?«, sagte Digweed. »Es gehört unserer lokalen Berühmtheit, Justin Halavant. Er leitet das Feuilleton bei der
Post.
Vielleicht ist Ihnen sein Name beim Weiterblättern von der Sport- zur Witzeseite mal unter die Augen gekommen.«
    Die Bemerkung überhörte er besser, wenn er seinen Job behalten wollte.
    Sie gingen schweigend weiter. Digweed zeigte keinerlei Anzeichen von Erschöpfung, was den Schluss nahelegte, dass dieses atemberaubende Tempo einer guten körperlichen Verfassung entsprach und nicht dem Wunsch, einen unliebsamen Begleiter abzuschütteln. Nicht, dass er das hätte schaffen können. Wield hielt sich auf seine Kondition einiges zugute, und er fand es belebend, sich in einer solchen Umgebung die Beine zu vertreten. Der Wind wehte kräftiger und jagte Sonne und Schatten über die Felder, so wie die Wolken sich zerstreuten und wieder vereinten. In einer blauen Lücke erspähte Wield zwei große Vögel, die auf weiten, gewölbten Schwingen in der Höhe ihre Kreise zogen.
    »Sehen Sie«, sagte er und zeigte nach oben. »Was sind das für welche?«
    Digweed blickte empor und sagte: »Bussarde.«
    »Bussarde?«, wiederholte Wield alarmiert.
    Der

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