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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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eine tätliche Auseinandersetzung verwickelt gewesen wäre.«
    »Aber bei dem Macho-Ruf, der ihm vorauseilt, will es mir nicht in den Kopf, dass er den Schwanz einzieht.«
    »Hängt davon ab, was er sich vorher selber zuschulden kommen lassen hat«, sagte Wield.
    »Mag sein. Aber es sieht ihm trotzdem nicht ähnlich. Genauso dieses Blitzen. Nach allem, was man von ihm hört, ist das einzige Blitzen, das zu ihm passen würde, sein Blaulicht, wenn er eine Mammi anhält, weil sie ihren Kinderwagen zu schnell schiebt … verdammt!«
    Was da hinter ihnen herangebraust kam, war kein Kinderwagen, sondern ein Landrover. Die Hupe dröhnte und der Fahrer grinste breit, während er die zwei Polizisten in die untersten Zweige der Rhododendronbüsche schickte.
    »Wer zum Teufel war das?«, schrie Pascoe dem Fahrzeug hinterher, das in unvermindertem Tempo die Auffahrt hinauf ihren Blicken entschwand.
    »Guy der Erbe, vermute ich mal«, sagte Wield, stand vorsichtig auf und tastete seine Glieder sowie die Hose ab, um zu sehen, ob noch alles heil war.
    »So, so. Na dann lass uns mal ein paar Takte mit dem Wahnsinnigen reden«, sagte Pascoe grimmig.
    Sie fanden den Landrover vor Old Hall wieder. Drei junge Männer und ein grünhaariges Mädchen waren ausgestiegen und damit beschäftigt, kistenweise Ausrüstung abzuladen. Pascoe machte den athletisch schlanken Mann mit der Barbour-Jacke und dem hochnäsigen Gehabe als den Anführer aus und ging mit den Worten auf ihn zu: »Entschuldigen Sie, Sir, dürfte ich wohl mal Ihren Führerschein sehen?«
    Guy Guillemard betrachtete ihn dreist von oben bis unten und sagte: »Verkaufen Sie Bürsten oder wollen Sie Ihren Kumpel hier behandeln lassen? Glaub nicht, dass wir plastische Chirurgie anbieten.«
    Seine Gefolgsleute lachten beifällig.
    »Vielleicht werfen Sie mal einen Blick auf das hier, Sir«, sagte Pascoe und hielt dem Mann seinen Dienstausweis unter die Nase. »Und jetzt Ihren Führerschein, bitte.«
    Guillemard prüfte den Ausweis mit gespielter Ehrfurcht und sagte: »Nein, ich glaube nicht, dass ich einen haben will, also wie wär’s, wenn Sie sich jetzt verpissen würden?«
    Verdutzt stellte Pascoe sicher, dass er nicht versehentlich seinen Bibliotheksausweis herausgezogen hatte. Hatte er nicht.
    »Vielleicht können Sie nicht lesen«, sagte er. »Mein Name ist Pascoe. Detective Chief Inspector Peter Pascoe.«
    »Sie waren einer von den Rowdies, die eben die Einfahrt verdreckt haben, richtig?«
    »Ich war einer der Fußgänger, die Sie eben beinahe überfahren hätten.«
    »Können nicht immer auf Gold stoßen, oder? Aber wenn Sie ein Cop sind, sollte Ihnen klar sein, dass diese Auffahrt kein öffentlicher Verkehrsweg ist, sondern sich auf Privatgelände befindet und somit ein Verstoß gegen die Verkehrsordnung, den Sie vielleicht sehen mögen, nicht gegeben ist. Ich könnte ein einäugiger, fünfzehnjähriger Epileptiker und stockbesoffen sein, und Sie dürften mich trotzdem nicht anrühren. Also lassen Sie’s gut sein, Sherlock Homes, und wenn Sie unbedingt den Verkehr behindern wollen, dann tun Sie’s meinetwegen auf einer dicht befahrenen Autobahn.«
    Pascoe blickte in das grinsende, überhebliche Gesicht und spürte einen nahezu unwiderstehlichen Impuls, dem Mann einen solchen Faustschlag auf die Nase zu verpassen, dass sie ihm hinten wieder rauskäme. Schlimmer noch, er merkte, dass er dem Impuls nicht widerstehen wollte. Vor all diesen Zeugen würde er sämtliche Knoten seiner unentschiedenen Haltung zu seiner beruflichen Laufbahn mit einem einzigen Hieb durchschlagen! Abtreten, nicht mit Gewimmer, sondern einem Knall. Wie verführerisch einfach!
    Im Eingang zum Herrenhaus hatte sich eine Rauchwolke gebildet, in der Girlie Guillemard erschien. Sie trat auf die Ankömmlinge zu und sagte: »Da bist du ja, Guy.«
    Der Mann drehte sich um und breitete, als erwarte er eine herzliche Begrüßung unter Verwandten, die Arme aus und sagte: »Girlie, mein Liebes. Was muss ein durstiger Mann tun, um hier einen Drink zu bekommen?«
    Die Frau plazierte inmitten seines Gesichts eine schallende Ohrfeige, so dass er gegen Pascoe zurückwankte.
    »Dann achte mal als erstes auf deine Manieren«, sagte sie sanft. »Deine Kampfspielchen kannst du mit Erwachsenen treiben, die bereit sind mitzuspielen, aber wenn du’s auf Jungs abgesehen hast, die sich nicht wehren können, hört der Spaß auf.«
    Pascoe stand dicht genug hinter Guy, um sehen zu können, dass sich die Muskeln an seinem Hals

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