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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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dachte der Sergeant.
    »Seitdem habe ich, wie Sie wohl wissen, keine Minute für mich gehabt.«
    »Mit anderen Worten, wir wissen nicht, ob der Einbruch gestern abend oder heute früh stattgefunden hat«, sagte Pascoe.
    »Nein, nicht wirklich. Macht das einen Unterschied?«
    »Falls es heute morgen passiert ist, als niemand im Haus war, ist er möglicherweise nach oben gegangen, um sich nach Bargeld oder Wertsachen umzusehen«, sagte Pascoe. »Haben Sie oben nachgesehen, Sir?«
    »Nein, ich sah nur, dass ein paar Bücher verschwunden waren, und habe mich, so wie es allgemeinem Brauch entspricht, gleich auf die Suche nach einem Polizisten gemacht.«
    »Sollen wir mal eben nachsehen?«, schlug Pascoe vor.
    Sie folgten Digweed nach oben.
    Es war ein beschwerlicher Aufstieg, da die ohnehin schon schmalen Stufen durch Bücherstapel links und rechts noch schmaler wurden, Stapel, die auf dem Treppenabsatz zu Bergen anwuchsen, zwischen denen im ersten Zimmer, das sie betraten, gerade noch passierbare Pfade frei blieben.
    Unter einer Manhattan-Skyline aus Waverley-Romanen war ein Schreibtisch zu erahnen. Digweed zog die Schubladen auf und sagte: »Soweit ich sehen kann, alles in Ordnung.«
    Die nächste Tür im Obergeschoss stand offen und gab den Blick in ein Schlafzimmer frei. Das Bett war nicht gemacht. Über dem Bett hing eine hübsche Kohlezeichnung eines baumbestandenen Flussufers mit den Initialen R. D. in einer Ecke. Der Boden war auch hier von Büchern übersät.
    »Kommen Ihre Kunden zum Stöbern hier herauf?«, fragte Wield, der seine Verwunderung nicht verhehlen konnte.
    »Selbstverständlich nicht«, fuhr Digweed ihn an. »Leute, die zum Stöbern hereinkommen, bilden tatsächlich nur den kleinsten Teil meiner Kundschaft. Den spezialisierten und auch rentabelsten Teil meines Geschäfts wickle ich per Post ab.«
    Und als ob er sich plötzlich an seine Devise erinnerte, nett zum Sergeant zu sein, fügte er reuevoll hinzu: »Aber ich weiß, was Sie meinen. Sosehr ich auch in Bücher vernarrt bin, habe ich trotzdem keine Lust, einmal in meinem eigenen Bett unter dem Gewicht der Literatur erdrückt zu werden. Ich denke ernsthaft daran, mich nach neuen Räumlichkeiten umzusehen.«
    »Für die Bücher?«, fragte Pascoe.
    »O nein. Die Bücher sind hier bestens aufgehoben. Für mich. Falls es stimmt, was man so hört über Ihre geplanten Streichungen bei der Landpolizei, steht Corpse Cottage vielleicht schon bald zum Verkauf, und das könnte mir durchaus zusagen.«
    Er unterbrach sich, überlegte für einen Moment und fügte hinzu: »Ach du je, das muss unter den gegebenen Umständen ziemlich unsensibel klingen, wo Sie sich um einen verschwundenen Kollegen sorgen.«
    »Möglicherweise verschwundenen«, sagte Pascoe.
    »Wie auch immer. Ich bitte um Entschuldigung. Zurück zu unserem Einbruch. Nein, ich kann nichts entdecken, was darauf schließen lässt, dass unser Dieb hier oben gewesen ist.«
    Pascoe fragte sich, was man in diesem Chaos überhaupt entdecken konnte. Doch während er seinen hilflosen Blick über die büchergesäumte Treppe schweifen ließ, war es nicht der Detektiv, der fürchtete, dass er in all dem Durcheinander eine Spur übersehen könnte, sondern der Bücherwurm, dem vielleicht ein Schnäppchen durch die Lappen ging.
    Im Laden läutete die Türglocke, und eine Stimme ertönte: »Jemand da?«
    Im nächsten Moment erschien Sergeant Filmer am Fuß der Treppe.
    »Hab schon gedacht, Sie hätten sich verlaufen«, sagte Pascoe vorwurfsvoll.
    »Tut mir leid, Sir. Aber der Krankenwagen brauchte eine Ewigkeit. Hab Ihre Notiz an der Cottage gefunden. Sie sagen, Sie haben dort was entdeckt …«
    Pascoe warf Wield einen Gott-steh-mir-bei-Blick zu und sagte: »Bring das hier bitte zu Ende, Sergeant«, bevor er die Treppe hinunterpolterte.
    »Schon seltsam«, maulte Digweed. »Jedesmal, wenn einer von Ihnen offenbar etwas Interessantes sagen will, scheint meine Gegenwart zu stören.«
    »Mit derselben Diskretion werden wir Ihr kleines Problem hier behandeln, Sir«, sagte Wield.
    »Mein was?«, fragte Digweed empört.
    »Den Einbruch, Sir. Sie sollten hier besser gut nachsehen, wo wir schon mal dabei sind.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er die letzte verbleibende Tür und sah überrascht hinein. Es war nicht gerade aufgeräumt, doch verglichen mit dem Zustand vor der Tür kam es einem vor, als bedeutete ein Schritt über die Schwelle einen Schritt in die Zukunft. Vor ihm standen zwei Computer, ein

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