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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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schönen Frau in einem hübschen ovalen Rahmen mit den Initialen R. D. am Rand.
    Die drei Polizisten standen davor und studierten es mit der Professionalität eines Auswahlkomitees der Royal Academy.
    Pascoe hatte das seltsame Gefühl, als hätte er dieses Bild schon einmal gesehen. Wield sann über die Initialen nach. Dalziel konzentrierte sich auf die Wand.
    »Hören Sie, wenn Sie wirklich Hunger haben«, sagte Fran, »dann können wir ganz bestimmt eine Kleinigkeit organisieren.«
    Während sie sprach, komplimentierte sie die drei mit Entschiedenheit zur Tür.
    Wield, der seit dem Frühstück nichts im Magen hatte, war durchaus nicht abgeneigt. Pascoe, der daran dachte, wie ihm der angebotene Tee zuvor unter der Nase weggezogen worden war, hegte gedämpfte Hoffnung. Nur Dalziel, der gewöhnlich wie ein Raubtier hinter allem Essbaren her war, wirkte ungewöhnlich desinteressiert.
    Doch selbst er konnte dem sanften Druck nicht standhalten, den das Mädchen ausübte, um sie aus ihrem Zimmer zu bugsieren.
    Auf dem Weg hinunter kam ihnen Girlie entgegen und sagte: »Ich weiß nicht, ob es einen von Ihnen betrifft, aber da draußen ist ein Auto, das Selbstgespräche führt.«
    Sie gingen hinaus und stellten fest, dass an Dalziels Sprechfunkgerät ungeduldig das Rufzeichen knackte.
    Der Dicke glitt auf den Fahrersitz und meldete sich. Er erfuhr, dass der Chief Constable sich über einen Anruf von ihm freuen würde. Er sah auf die Uhr. Es war nach vier. Reichlich Zeit für Desperate Dan, um seinen Macho-Brandy mit Mittel-Yorkshires notorisch bromidhaltigem Tee zu verdünnen.
    »In Ordnung«, sagte er.
    Er stieg aus dem Wagen. Girlie stand im Hauseingang, vermutlich in der Hoffnung, dass sie endlich verschwinden würden. Er ging zu ihr hinüber und sagte: »Ist das ein Telefon um Ihren Hals, Frollein, oder machen Sie Ihren Schmuck selber?«
    Ohne ein Wort hakte sie das Gerät aus und reichte es ihm. Er entfernte sich, während er eine Nummer wählte, doch falls die Maßnahme der Diskretion dienen sollte, hätte er zehn Minuten gehen müssen, damit seine Seite des Gesprächs nicht mehr zu hören war.
    »Hallo, Chef … Ja, ich bin’s … Was? … Ach das. Gruppe null? Sechsundvierzig Prozent der Bevölkerung, Nasenbluten, hat irgendein Gör mit einem aufgeschlagenen Knie mitgenommen, hundert Erklärungen … Deshalb bin ich selber rausgefahren, um sicher zu gehen … Jaja, ich hab die Sitzung des Koordinationskomitees heute abend nicht vergessen … schon unterwegs … Mr. Pascoe auch. Nein, Sergeant Wield bleibt heute nacht hier … in der Cottage … der Junge hat erst morgen früh um acht wieder Dienst … gut möglich, dass er gesund und munter wieder auftaucht, und dann wird der Sergeant da sein, um ihn in Empfang zu nehmen … Nun ja, wenn nicht, müssen wir uns etwas anderes überlegen, nicht? … Wiedersehen.«
    Er kam zurück und übergab Girlie das Telefon.
    »Danke, Frollein«, sagte er und zu Fran, die hinter ihrer Cousine stand: »Tut mir leid, wir können nicht zum Essenfassen bleiben. Vielleicht ein andermal?«
    Die zwei Frauen zogen sich ins Haus zurück.
    »Gut«, sagte Dalziel. »Peter, spring rein, und auf dem Weg ins Dorf schnappen wir uns deinen Wagen. Wield, du kannst zur Cottage runterlaufen. Kann nicht schaden, so ’n bisschen körperliche Ertüchtigung. Du siehst mir so aus, als hättest du in der letzten Zeit zuviel gegessen.«
    »Ja, Chef. Chef, was genau ist der Grund, weshalb ich in der Corpse Cottage übernachte?«
    »Was ist los? Hast du vielleicht was Besseres vor? Darauf musst du nicht antworten. Nee, Junge, ich bin nur einfach nicht sicher, was hier abgeht, aber falls noch irgendwas passiert, möchte ich das Gefühl haben, dass jemand da ist, der nicht ganz und gar durchgeknallt ist. In Ordnung?«
    »In Ordnung«, sagte Wield wenig begeistert.
    »Ach, noch etwas«, sagte Dalziel durchs Autofenster.
    »Ja?«
    »Es wird um diese Jahreszeit gegen halb sieben dunkel, nicht? Ich würde zusehen, dass du bis dahin drinnen bist bei gut verschlossenen Türen, mit einem Kreuz um den Hals und einer Knoblauchzehe im Hintern! Pass auf dich auf!«
    Und während sein Lachen von der efeubewachsenen Vorderfront des Herrenhauses widerhallte, ließ Dalziel den Wagen mit einem Satz um die Kurve der buschgesäumten Einfahrt verschwinden und überließ das Dorf der Dunkelheit und Wield.

Vier
    »Du wählst deine Figuren wunderbar und versammelst sie an einem Ort, wie er mir am liebsten ist. 3

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