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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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investieren. Gestern abend hatte er den Waffenstillstand ausgerufen, und Wield war es nur recht, mit ihm Frieden zu schließen. Er fing an,
The flowers that bloom in the spring
zu pfeifen, während er die Gläser abtrocknete.
    Hinter ihm hüstelte jemand, und als er sich umdrehte, sah er Filmer angesichts der häuslichen Szene so spöttisch den Mund verziehen, dass Wield sich die Frage nicht verkneifen konnte: »Na, den mysteriösen Postraub schon aufgeklärt, Terry?«
    »Sehr witzig«, knurrte Filmer. »Eins steht jedenfalls fest, von dem, was er erbeutet hat, kann er nicht nach Rio fliegen.«
    »Oder sie«, sagte Wield, »keinen Sexismus, bitte. Auf wieviel beläuft sich der Schaden denn?«
    »Eine Strickjacke, die Mrs. Stacey per Katalog bestellt hatte, die ihr aber nicht passte, ein paar Bücher aus Mr. Digweeds Versand und eine Kräuterpastete.«
    »Was bitte?«
    »Mrs. Hogbins Kräuterpastete. Die ist berühmt. Wenn sie eine macht, schickt sie immer ein Stück an ihren Großneffen in Wimbledon. Soweit sich die Wylmots erinnern können, waren das die Päckchen, die fehlen. Auch ein paar Briefe, glauben sie. Ich habe bei den Absendern nachgefragt. Die Jacke kostete zwanzig Pfund, die Bücher sind ungefähr fünfzig wert und die Pastete sieben und sechs.«
    »Sieben und sechs?«
    »Die rechnen hier immer noch in Schilling«, sagte Filmer.
    »Und? Schon eine Idee?«
    »Jemand von auswärts«, sagte Filmer mit der Gewissheit des Landbewohners.
    »Ach nee! Von der Großstadt eine kleine Spritztour auf der Autobahn, einen Volltreffer landen und ab die Post, und das alles für ein paar Bücher und eine Pastete?«, spöttelte Wield.
    »Fällt Ihnen was Besseres ein? Soll ich vielleicht mit dem hier wie der Märchenprinz hinter Aschenputtel herrennen?«
    Er zog eine Beweismitteltüte mit dem Schuhabdruck heraus, den Wield gefunden hatte, und warf ihn mit solcher Wucht auf den Tisch, dass er in zwei Stücke zerbrach.
    »Passen Sie doch auf«, schimpfte Wield und nahm die Tüte vorsichtig in die Hand. Die Bruchstellen zeigten noch deutlicher, woraus der Abdruck bestand. Sand, Erde, Zement, Kies … ihm fiel ein, wo man genau eine solche Mischung unter den Füßen hatte. Bevor er Filmer von seiner Entdeckung erzählen konnte, sagte der Mann in Uniform: »Der Fettarsch und der feine Pinkel drehen wohl immer noch Däumchen, was? Möchte wissen, wann sie Bendishs Verschwinden endlich ernst nehmen.«
    »Oh, bald«, sagte Wield ausweichend.
    Filmers echte Sorge um den vermissten Jungen war rührend, aber das machte seine Nörgelei nicht besser. »Sie halten hier die Festung, Terry, ja? Ich muss nur mal eben zur Old Hall hoch.«
    Er lief auf die High Street, und als er am Kriegerdenkmal vorbei war und den Friedhof betrat, erhaschte er mit einem Blick eine Gestalt, die zwischen den Grabsteinen durchhuschte, bevor sie durch den Torbogen in die Green Alley verschwand. Er war sich nicht sicher, aber es sah ganz so aus, als wäre es Franny Harding mit ihrem Cellokasten gewesen. Sie war aus Richtung des Pfarrhauses gekommen, und einem Impuls folgend, ging er zu dem Torbogen, der zum Pfarrhaus führte, und sah hinüber.
    Im Morgentau führte eine einzige Spur kleiner Fußabdrücke von der Gartentür über den Rasen. In entgegengesetzter Richtung gab es keine, das hieß, sie war auf dem Hinweg entweder über den Kiesweg an der Corpse Cottage vorbeigekommen oder sie hatte die Nacht dort verbracht. Mit Zugaben?
    Er bemerkte, wie sich hinter dem Schlafzimmerfenster etwas bewegte, und wandte sich beschämt ab. Er ging so in Gedanken die Green Alley entlang, dass er beinahe unbemerkt durch die kleine Lichtung kam. Und dann hatte er eine klassische Spätzündung. Er schaute zweimal hin. Die Faunstatue war wieder da.
    Und was noch seltsamer war – ihr Kopf fiel herunter, als er sie anstarrte.
    Und das Seltsamste, sie redete.
    »Ich hab sie nicht kaputtgemacht!«
    Er ging näher heran und beugte sich über die Marmorbank. Dahinter duckte sich die kleine Madge Hogbin.
    »Hallo, Liebes«, sagte er. »Musst du nicht gleich in die Schule?«
    »Heute ist Abrechnung, da haben wir keine Schule«, sagte sie.
    »Schön für euch. Hast du gesehen, wer die Statue zurückgebracht hat?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf und sagte noch einmal: »Ich hab sie nicht kaputtgemacht.«
    »Hab ich auch nicht angenommen«, sagte er, hob den Kopf auf und setzte ihn wieder an seinen Platz. »Hast du sie neulich mit einer Polizeimütze gesehen?«
    »Ja.«
    »Und

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