Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
wer hat die draufgesetzt? Mr. Bendish? Harry?«
    »Nein.«
    »Nein? Wer denn?«
    »Der andere.«
    »Der andere was?«
    »Der andere Polizist, Dummkopf!«
    »Der andere Polizist? Da sind zwei Polizisten gewesen? Und was haben die gemacht?«
    Sie schob sich die Faust in den Mund und prustete.
    »Entschuldige, Liebes. Ich hab dich nicht verstanden. Was haben sie gemacht?«
    Sie zog die Hand heraus.
    »Sich geküsst!«, rief sie. Schon war sie hinter den Büschen verschwunden, und ihr glucksendes Lachen verhallte.
    Wield nahm seinen Gedankengang wieder auf und lief weiter. Diesmal hätte es beinahe einen bösen Ausgang für ihn genommen, denn als er in unvermindert zügigem Schritt vom Pfad auf die Auffahrt gelangte, musste er blitzschnell zurücktreten, weil ein zerbeulter gelber VW -Käfer Richtung Haupteingang an ihm vorbeibrauste. Er hatte gerade genug Zeit, um Fran Hardings zierliche Gestalt hinter dem Steuer zu erkennen, ihren Cellokasten gegen den Beifahrersitz gelehnt.
    Sie kam von einem Schauplatz hektischer Aktivität. Ein halbes Dutzend Arbeiter räumte den Schutt und Dreck weg, den die Renovierung der Stallungen verursacht hatte. Die besondere Kraftanstrengung erklärte sich durch die Anwesenheit von Girlie, die, ihre Pfeife unter Volldampf, auf den Eingangsstufen stand und hin und wieder durch die vulkanischen Rauchschwaden Appelle zu größerer Eile von sich gab.
    Während Wield langsam zu ihr hinüberging und dabei in der Hoffnung, einen passenden Schuhabdruck zu finden, der seine Theorie zu dem Abguss in der Post erhärtete, aufmerksam den Boden betrachtete, kam Guy der Erbe über den Rasen marschiert, um sich auf der Treppe zu seiner Kusine zu gesellen. Es kam zu einem augenscheinlich nicht sehr freundschaftlichen Wortwechsel, woraufhin er auf seinen Landrover, der um die Ecke geparkt war, zusteuerte.
    Wield ging die Eingangsstufen hoch und gesellte sich zu Girlie.
    »Die kleine Fran schien ja mächtig in Eile zu sein«, sagte er.
    »Ich hoffe, nicht schon wieder haarscharf an Ihnen vorbei! Weiß nicht, was in sie gefahren ist. Sie sollte zusehen, dass sie genauso schnell wieder hier ist. Heute ist die Abrechnung des Squires, und es gibt alle Hände voll zu tun.«
    »Wenigstens spielt das Wetter mit«, sagte Wield.
    »Die Sonne scheint immer am Tag der Abrechnung«, sagte Girlie. »Kann ich irgend etwas für Sie tun, Sergeant, solange ich dafür nicht diese Faulenzer aus den Augen lassen muss?«
    Doch Wield hörte nicht zu. Wie Crusoe an jenem schicksalhaften Freitag starrte er auf einen feuchten Abdruck auf dem altersgeglätteten Granit, der in Muster wie in Größe exakt zu dem Abguss in der Post passte.
    Er sah sich Girlies Füße an. Die Größe konnte hinkommen, doch sie trug ein Paar grüne Gummistiefel ohne besonderes Profil, und außerdem gab es keinen Grund, wieso ihre Schuhe feucht sein sollten.
    Er hörte den Motor des Landrovers aufheulen und sah den Wagen langsam auf sie zu kommen. Wield hob die Hand zum Zeichen, er solle anhalten, doch Guy der Erbe, der die Geste entweder ignorierte oder missdeutete, erwiderte den Gruß, indem er die Hand zum gespielten Salut an sein graues Käppi legte.
    Die Geste bestätigte, was Wield vermutet hatte. Die Blumen, die im Frühling blüh’n trala, hatten doch etwas mit diesem Fall zu tun, denn in der Falte der Mütze steckte genau an der Stelle, an die Guy zum Spaß mit den Fingern getippt hatte, eine schlaff herabhängende, welke Narzisse.

Zwei
    »… und dann zu ein paar klaren und tröstlichen Worten und einer Tasse Kaffee …«
    K annst du mich nicht wenigstens bis vor die Tür fahren?«, flehte Pascoe.
    »Stell dich nicht so an! Sind doch nur ’n paar Schritte, und hinterher musst du sowieso ins Dorf runter laufen«, sagte Dalziel. »Bis nachher.«
    Er hatte es sich selbst eingebrockt, indem er auf dem Weg darüber spekulierte, wer Bendish wohl angerufen hatte, um ihm zu melden, dass in Scarletts ein Verdächtiger gesichtet worden war. Ging es darum, ihn dorthin zu locken oder ihn nur aus dem Weg zu haben? Vielleicht hatte überhaupt niemand angerufen … Vielleicht hatte es sich nur herumgesprochen …
    Und an dieser Stelle hatte Dalziel gesagt: »Sieht ganz so aus, als klafften ein paar Lücken in deinen Ermittlungen, mein Junge.«
    »Nein, eigentlich nicht, jedenfalls nichts, was ich als Lücken bezeichnen würde …«
    »Und ob. Groß genug, dass ein Pferd durchkacken kann. Wir kommen sowieso bald an dem Luxusschuppen vorbei. Gute

Weitere Kostenlose Bücher