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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Außenbeleuchtung ausgeknipst. Soll das hier noch sehr lange dauern? Ich muss mich nämmich wieder ums Mittagessen kümmern.«
    Pascoe, der nicht die geringste Lust hatte, in die Küche zu wechseln, wo Fop gerade ein paar Knochen verdrückte, sagte hastig: »Nein, nicht lange. Sagen Sie mir nur noch rasch, was als nächstes passiert ist.«
    »Passiert? Nix. Nein, das is gelogen. Wir kamen ins Wohnzimmer …«
    »Das ist das lange Zimmer, das mit den meisten Bildern?«
    »Mm, genau das. Und während wir da drinnen gewesen waren, hat das Telefon geklingelt, und ich bin in den Flur raus, um dranzugehen.«
    »Was machte der Constable da gerade?«
    »Dasselbe wie in den anderen Räumen, hat, glaube ich, grad am Fenster rumgefummelt.«
    »Wer war denn am Telefon?«, fragte Pascoe.
    »Ich sehe nicht, wieso Sie das was angeht«, sagte sie.
    »Nun ja, wenn es ein Geheimnis ist …«
    »Kein Geheimnis«, sagte sie. »Es war ein Mädel vom Fernsehen, das mit Mr. Halavant über seine nächste Sendung sprechen wollte. Sie sagte, er hätte es mit seinem Produzenten alles durchgesprochen, aber der hätte es geschafft, die Notizen zu verlegen oder so, und es gäb ’n paar Sachen, wo er noch mal nachhören müsste.«
    »Hat sie Sie lange aufgehalten?«, fragte Pascoe.
    »Lange genug und ganz umsonst. Ich hab ihr gesagt, dass er nich da is, aber sie bestand darauf, dass ich jedes bisschen aufschreiben soll, was sie wissen wollten, über die Sendefolge und Werbepausen und all so ’ne Sachen.«
    Aus ihrem verächtlichen Ton war auch ein gewisser Stolz darüber herauszuhören, dass sie sich mit all so ’ne Sachen auskannte. Selbst die Mrs. Bayles dieser Welt waren gegen die Verführung der Glotze nicht gefeit.
    »Aber am Ende war’s alles umsonst gewesen«, sagte sie abschließend, jetzt ganz Verachtung. »Plötzlich verkündet sie, der Produzent gibt ihr Zeichen, er hätt seine Notizen am Ende doch noch gefunden, und damit danke schön und gute Nacht!«
    »Also mussten Sie Mr. Halavant nicht mehr damit behelligen?«
    »Nein, aber ich hab’s ihm trotzdem erzählt.«
    »Und warum?«
    »Weil er, genau wie Sie, danach gefragt hat. Gerade, nachdem Sie gestern hier waren. Genauso, Fragen über Fragen. Ich hab ihm gesagt, dass ich dann zum Constable zurück bin und ihn zur Tür begleitet hab und ihm nachgesehen hab, wie er ins Auto stieg …«
    »Und sein Kollege saß noch auf dem Beifahrersitz?«
    »Ja. Und ich hab gesehen, wie sie die Auffahrt runter und durchs Tor gefahren sind. Und ich hab geguckt, ob sie es auch ja hinter sich zumachen. Dann bin ich wieder rein und hab selber noch mal überall nachgesehen. Und dann hatte ich das Gefühl, dass ich ein Geräusch gehört hab …«
    »Sagten Sie nicht, wie von einem Vogel?«
    »Ja, aber nicht von irgendeinem Vogel, den ich kenne«, erwiderte sie. »Um die Wahrheit zu sagen, kann ich hohe Töne nich mehr so gut hören. Macht mir nix aus, hab ’ne spezielle Klingel ans Telefon gekriegt, damit ich es immer höre. Also, dieses Geräusch, das war mehr so, dass ich irgendwie wusste, dass es da war, als dass ich es wirklich gehört hätt.«
    Sie funkelte ihn an, als wollte sie ihm sagen, er solle zu diesem Eingeständnis ihrer Schwäche ja keinen Kommentar abgeben.
    »Also haben Sie Fop rausgelassen? Hat er wohl irgend etwas gefunden?«
    »Kam zurück und hat sich die Lefzen geleckt, was normalerweise dafür spricht, aber kann auch nur ein Kaninchen gewesen sein. Und jetzt denk ich, wenn Sie noch irgendwelche Fragen haben, wenden Sie sich besser an den Hausherrn! Er ist im langen Wohnzimmer.«
    Der Hausherr befand sich auf einer Chaiselongue und war mit einem Morgenmantel bekleidet, der aussah, als habe er ihn in einem Noel-Coward-Souvenir-Shop erstanden, und starrte versonnen über eine Mokkatasse mit bitter aromatischem Kaffee ins Weite.
    Bei Pascoes Anblick runzelte er die Stirn und fragte: »Möchten Sie auch eine Tasse?«
    »Nein, danke«, sagte Pascoe, als hinter ihm die Tür mit einem Nachdruck geschlossen wurde, der wohl bedeutete: Wenn er ja sagt, dann kann er sich gefälligst selber eine Tasse besorgen!
    »Dann sagen Sie, was Sie herführt«, sagte Halavant.
    Von dieser Schroffheit wenig beeindruckt, betrachtete Pascoe eingehend die Wände.
    An der Stelle, an der die hübsche Dame mit dem angedeuteten Augenzwinkern gehangen hatte, klaffte eine Lücke.
    »Was ist mit Ihrer Vorfahrin passiert, Sir?«
    »Oh, das hab ich abgenommen, musste gereinigt werden.«
    »Ach ja? Nicht

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