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Der Schritt hinueber - Roman

Der Schritt hinueber - Roman

Titel: Der Schritt hinueber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Tumler
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gesprochen, aber ihre Erscheinung war doch anders gewesen als früher, aus einem Stoff, den zu berühren er sich gescheut hatte.
    Er erinnerte sich, wie er ihr nachgeeifert und nachgejagt hatte, gebunden immer an dies Bild: Nußbaum, Nachtkühle, ihre Augen glänzen, ihre Haut wärmt sich an der Erinnerung, – das hatte er an ihr nicht gefunden. Er wurde unsicher: Vielleicht habe ich sie vorhin wirklich nicht gesehen, vielleicht war sie das nicht, eine, die in der Kommandantur aus- und eingehen kann, verknüpft in lauter Bekanntschaft, beschützt von einem solchen mächtigen hohen Tier wie dem Kapitän. Und wie sie mir dann begegnet und mich anspricht, als ob ich nur einer wäre, den man zufällig auch kennt, draußen unter den Leuten! Nein, das kann sie doch nicht gewesen sein, das ist eine andere Kosanna. So wie sie da war – mit der hätte ich gar nichts verabreden wollen. Aber wir haben dann doch geredet, und sie hat gesagt, ich möchte dich treffen, draußen, morgen Mittag, wenn ich hinübergehe! Aber sie hat es gesagt, als ob sie es gar nicht wäre. Wer wird dann morgen kommen? Wo ist denn dann meine Kosanna, was ist mit ihr geschehen?
    So genügte die kurze Wegstrecke, um Kolja wieder zu entfernen von der Ordnung des Kapitäns, und ihn in neuen Zweifel zu setzen.
    In diesem Zustand kam er zur Mühle und dort stieß er auf Axel.
    Der saß auf seiner Bank an der Hauswand und dachte darüber nach, wie man die Wahrheit erfahren könne, denn um zu leben, mußte man die Wahrheit haben, ein Haus ist nicht Wahrheit, Besitz ist nicht Wahrheit, aber ein Mensch ist Wahrheit, wenn ich ihn habe, – da hörte er den Hufschlag auf der Bohlenbrücke über dem Wehr und sah im Staublicht der Dämmerung das Pferd und den Reiter, er erkannte Koljas Schimmel vor dem Dunkel des Waldes, das Weiße, das sich absonderte vom Dunkel.
    Er dachte: jetzt kommt er, – aber Kolja ritt nicht auf das Haus zu, er hielt sich auf dem Rasenstreifen entlang dem Mühlbach und blickte nicht einmal auf, er schien hier nur vorbeireiten zu wollen, nomadisch, als wäre eine andere Zeit für ihn, eine, in der nur das Wasser vorbeifloß und es keine Mühle gab.
    Axel begriff das nicht so schnell, er dachte, was soll ich machen, wie soll ich sprechen? Darüber versäumte er es, die Hündin Asta zurückzuhalten. Sie schoß unter der Bank heraus, soweit es die dünne lange Kette zuließ, dann stand sie fest und bellte wütend. Der Schimmel tat einen Satz, aber Kolja, obwohl noch eben in Nachdenken versunken, brachte ihn rasch zum Stehen, und nun blickte er her.
    Ein Hund, ein Mann, und der Mann stand auf und schrie: Asta, Platz, – und wenn der Nomade Kolja Herr über sein Pferd war, so war dieser seßhafte Mann Herr über seinen Hund, er pfiff ihn zurück, und der Hund legte sich neben ihm zu Boden. Der Mann stand aufrecht, er sagte: Sie tut nichts, und sie ist auch an der Kette!
    Kolja dachte: Das Haus habe ich noch nie gesehen. Dieses Haus, in dem Steine mahlen, ist eine Mühle. Aber da ist doch wieder der Hund, den ich erschossen habe!
    Axel dachte: Jetzt hat er die Asta gesehen und jetzt erinnert er sich an die Hexe. Aber das weiß er doch genau, daß er die Hexe erschossen hat, und daß dies also nicht die Hexe sein kann, und nun wird er wohl weiterreiten.
    Kolja dachte: Dies ist der Hund, den ich erschossen habe. Und dies ist der Mann, der damals weggelaufen ist. Aber wieso: der Hund erschossen, und der Hund hier bei dem Mann! Der Hund kann es nicht sein. Aber es ist der Mann!
    Er stieg vom Pferd.
    Ist das Ihr Hund?
    Ja, Asta.
    Ein schöner Hund für einen Jäger!
    Jäger – das war früher. Jetzt ist er angekettet.
    Kolja lächelte. Ich verstehe. Früher hatten Sie ein Gewehr. Jetzt haben Sie kein Gewehr. Oder haben Sie Ihr Gewehr versteckt? Das schöne Gewehr ist versteckt in der Scheune? Alle Leute haben hier doch etwas versteckt. Sie gehen heimlich auf die Jagd!
    Axel sagte: Phantasie!
    Kolja fragte: Was ist Phantasie?
    Axel sagte: Sie haben zuviel Phantasie. Nein, ich habe mein Gewehr abgeliefert. Ich habe keines und habe auch keine Erlaubnis, zu jagen.
    Aber den Hund, den haben Sie doch! Den haben Sie doch schon wieder!
    Den habe ich immer gehabt, – ein guter Hund, gut für die Jagd. Jetzt liegt er an der Kette. Keine Gelegenheit, keine Übung. Das ist schlecht für den Hund. Ein Pferd muß geritten werden, ein Hund gehört mit auf die Jagd!
    Ich verstehe.
    Sie verstehen mich, weil Sie ein gutes Pferd haben.
    Woher wissen Sie?
    Von

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