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Der Schritt hinueber - Roman

Der Schritt hinueber - Roman

Titel: Der Schritt hinueber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Tumler
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die richtigen Worte nicht eingefallen. Jetzt würden sie mir einfallen! Einen solchen Burschen zu nehmen ist doch nicht schwierig, ich würde ihn ganz beiläufig fragen: Suchen Sie jemand? und würde ihn ganz schön einwickeln: Sie haben ein gutes Pferd, aber warum jachtern Sie es so ab, es sieht mitgenommen aus, übrigens habe ich schon gehört von Ihnen, die Leute sagen, da ist einer, der nach einer Frau sucht! Da würde er dann erzählen.
    Axel stand still, die Asta blickte zu ihm auf. Es war ihm, als führe er dieses Gespräch schon.
    Es hörte nicht auf, es war wie eine Schraube, die sich in der Drehung immer vom selben Ende her aufrollt, die Augen können nicht ablassen davon, hinzusehen; für Axel glänzten an der Schraube die Lichter seiner ausgedachten Worte: suchen Sie jemand, die Leute sagen, Sie suchen eine Frau, und noch einmal eine Drehung: wie ist das, man sucht eine Frau, die man bekommen hat, – oder – ? Die Schraube lief, er sagte es laut vor sich hin, da war er schon unterwegs.
    Ein Mann geht schnell. Er bewegt sich nicht mit Fernblicken durch die Landschaft, die sich nur unmerklich verschiebt mit weitgestrecktem Wald und gedehnter Wiese und Hügelkuppen am Horizont. Den Horizont sieht er nicht. Und er nimmt sich auch nicht eigens einen bestimmten Weg vor. Dies alles war einmal sein Besitztum, der Wald war seine Eigenjagd gewesen, die Wiese hatte er noch dazu gepachtet, und die Marksteine staken wohl unter einem Ameisenhaufen, er sieht sie nicht. Er geht einfach auf ihm wohlbekannten Wegen durch sein altes Besitztum; und durch die Schraube, die sich vor ihm dreht, sieht er nur das Nahe, und es flieht stückweise vorüber, stückweise und rasch, weil er so schnell geht. Das Wasser glänzt, ein Stückchen ist es grüne Haut, ein Stückchen ist es schaumiger Wirbel, der trägt sich rascher hinab als die Steine am Ufer. Doch auch die tragen sich an dem Mann vorbei, – das ist die Schlucht, Hopfenranke, betaute Brombeere, die glühende Hecke. Und das ist noch immer die Schlucht, wie das Laub vorüberflirrt, Licht und Schatten, Eilande von Licht durch das Laubdach, und Vogelschwingen von Schatten, und die Farne glühen wie Seide, der Schachtelhalm, der Ameisenhaufen, die dicke Laubstreu, Laub vom Vorjahr, faulig, ein Bovist stäubt auf unter dem Schritt, der Giftpilz glänzt als lackierte Scheibe aus dem Dickicht, das Dickicht hält die Sonne draußen. Aber auch das verschiebt sich rasch, Licht und Schatten, immer wieder perlt das Licht herein durch vielgestaltiges Laub, Buche, Eiche, Holunder. Das Laub ist weiblich, weich und rund und durchglüht von der Sonne, und nach einer Biegung des Wegs ist es fleckig von der Sonne, und Axel, vormals Waldbesitzer und Jäger, geht gedeckt unter dem Fächer des Laubs über die Erde. Die Erde ist hier nicht nackt wie auf den Straßen, Erde und darüber sofort Luft; sie hat ihr Dach aus Laub und ihre Waldzimmer gedämpften Lichts, die echte Wohnung des Menschen, Paradies, Mooswolle, in der er gedeiht, und alles immer nahe. Die Zweige streifen ihm am Gesicht vorbei, die Zweige schnellen zurück, die Dornenranken heften sich ihm am Ärmel fest, Nadeln rieseln, Laub kreiselt zur Erde, die Sonne schwebt zwischen dem Laub, und Axel vergißt die Schraube, die sich dreht, obwohl sie immer drei Schritt vor ihm herleuchtet als Wegweiser, Schraube oder Rauchsäule, eine kleine Säule aus ungesprochenem Gespräch, und nur manchmal schwankt sie, welche Richtung sie einschlagen soll. Einmal, als sie lange schwankte, gabelten sich die Wege. Dies war ein Wildwechsel, Axel kannte ihn von früher, er ging ihm nach, er war nun wieder ein Jäger zwischen Laub, Moos und Farnen. Er sah die Losung, die geknickten Zweige, das niedergetretene Waldgras, darin die Rehe gelegen hatten, das war erst die richtige Nähe, und dann sah er die Losung von einem Pferd, trocken, von Hafer gesprenkelt, und von da an konnte er die Eindrücke der Hufe verfolgen in der weichen Walderde. Die Eindrücke waren alt; trotzdem ging er ihnen nach. Manchmal verlor er sie, dann fand er sie wieder, zuletzt fand er sie zwischen Wollgras und Schilfblatt neben dem Wasserloch am Waldrand, und von dort hatte er nun auch ein wenig Blick auf den Horizont, Aussicht auf das freie Gelände, wie es gegen den Bemelmanhof zu anstieg, die Sumpfwiese, eine flache Wanne, dann die breite Lehne mit den Obstbäumen.
    Das ist der Tag, an dem ich hinübergehe, dachte Susanna, und dies war ihre, die andere Schraube, die sich für

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