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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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in dem Einsatzwagen zu melden, der am Morgen, als Ben vermisst wurde, in der Barnsbury Road abgestellt wurde?«
    »Na ja, am nächsten Tag erschien das Foto von Ben. Er wurde schon die ganze Nacht vermisst. Als ich es sah, wusste ich sofort, dass es der kleine Junge war, der verprügelt worden war – der in dem roten T-Shirt.«
    Sebastian hatte die Aussage gespannt verfolgt und dabei Rankine mit einem leichten Stirnrunzeln beobachtet. Manchmal lehnte er sich gegen Daniel und spähte über seine Armbeuge hinweg auf die Notizen, die er sich machte.
    Rankine wechselte im Zeugenstand unruhig die Position, als Irene aufstand und ihre Notizen auf das Pult legte. Auf der Galerie reckten Journalisten ihren Hals.
    »Wenn ich mir Ihre Aussage anhöre, Mr. Rankine, und sie mit Ihren Angaben bei der Polizei vergleiche, habe ich den Eindruck, dass Sie sich nicht furchtbar sicher sind, was Sie an dem Nachmittag des achten August gesehen haben. Ich verweise Sie auf Seite dreiundzwanzig in Ihren Unterlagen. Dabei handelt es sich um die eidesstattliche Erklärung, die Sie der Polizei gegeben haben. Könnten Sie sie bitte ab dem zweiten Absatz laut vorlesen.«
    Rankine räusperte sich und begann: » Ich sah zwei Jungen, die ich aus der Nachbarschaft kannte, sich auf dem Gipfel des Hügels im Barnard Park prügeln. Beide Jungen waren Weiße. Einer von ihnen war kleiner, möglicherweise jünger, und trug ein rotes T-Shirt und Jeans. Er wurde brutal attackiert von einem größeren Jungen, der ein weißes oder hellblaues Hemd anhatte.«
    »Danke, Mr. Rankine. Die Prügelei zwischen den beiden Jungs schildern Sie einmal als ›brutale Attacke‹ gegen den einen Jungen und dann wiederum als ›eine etwas grobe Prügelei‹, und Sie bemerken selbst, dass ›Jungs nun mal Jungs sind‹. Was war es denn nun, Mr. Rankine? Waren Sie Zeuge eines brutalen Übergriffs oder war es eine kleine Rauferei zwischen zwei Schuljungen?«
    »Es ging recht brutal zu. Einer der Jungs hatte absolut die Oberhand …«
    »Recht brutal? War Blut zu sehen? Schien einer von den Jungs auf die Schläge hin irgendwie verletzt zu sein?«
    »Na ja, wie ich sagte, es gab da ein paar harte Boxhiebe. Der kleinere Junge schien in Not zu sein …«
    »Mit welchen Worten genau haben Sie der Prügelei Einhalt geboten?«
    »Ich meine, ich sagte: ›Jungs, hört auf … das reicht jetzt.‹«
    »Ich verstehe. Sind Sie in den Park hineingegangen und haben versucht, sie zu trennen?«
    »Nein, wie gesagt, sie hörten auf, sobald ich ihnen zurief.«
    »Ich verstehe, und zu diesem Zeitpunkt war offenbar keiner der beiden Jungen verletzt.«
    »Hm, nein.«
    »Und so gingen Sie Ihres Weges, und die beiden Jungs liefen den Hügel hinunter in Richtung Abenteuerspielplatz?«
    »Ja.«
    »Sie alarmierten zu dieser Zeit keine Behörden wegen des Übergriffs?«
    »Nein.«
    »Was taten Sie tatsächlich?«
    »Ich ging nach Hause.«
    »Ich verstehe, und was haben Sie dort gemacht?«
    »Ich … habe etwas ferngesehen.«
    »Man kann also sagen, dass Sie, nachdem Sie Zeuge dieses anfänglichen ›brutalen Übergriffs‹ gewesen waren, sich um die Sicherheit des Jungen keine Gedanken gemacht haben?«
    »Hm, ja, aber dann, als ich sah, dass der Junge vermisst wurde …«
    »Um Ihre erste Begegnung mit den Jungs zusammenzufassen, kann man im Hinblick auf Ihre Angaben bei der Polizei und Ihre heutige Aussage wohl sagen, dass die Prügelei, die Sie als ziemlich brutal geschildert haben, in Wirklichkeit eine normale kleine Rauferei war, die es zu der Zeit nicht wert war, gemeldet zu werden, und Sie auch nicht von Ihren anderen Tätigkeiten für den Rest des Tages abgelenkt hat, zum Beispiel von Ihrem nachmittäglichen Fernsehstündchen. Ist das richtig?«
    »Tja, ich … ich nehme es an.«
    »Wie mein verehrter Herr Kollege das Gericht erinnerte, hat mein Mandant bei der Befragung ausgesagt, dass er sich mit dem Opfer am Nachmittag von dessen Tod gekabbelt hat und sich erinnert, dass ein Erwachsener ihnen zurief, sie sollten aufhören. Wenden wir uns nun Ihrem angeblichen späteren Zusammentreffen mit den Jungen zu. Sie haben ausgesagt, dass diese zweite Begegnung ungefähr um halb vier oder vier Uhr stattfand. Können Sie das genauer sagen?«
    »Nein, aber es war etwa um diese Zeit.«
    »Ich verweise auf Seite sechsunddreißig in den Geschworenenunterlagen und auf eine Karte des Barnard Parks und der Barnsbury Road.«
    Die genaue Position von Mr. Rankine zum Zeitpunkt der Begegnung wurde auf der

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