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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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Notausgangstür, durch die sie hinausgeschlüpft waren, schlug im Wind.
    »Stark wie Sie, meinen Sie?«, sagte sie, das Handgelenk vorsichtig gegen ihre Unterlider gedrückt, um die Schminke nicht zu verwischen. Sie legte Daniel die flache Hand auf die Brust. Unter seinem Hemd fühlte er, wie bei ihrer Berührung seine Haut kribbelte. » Fühlen , wie stark Sie sind.«
    »Charlotte«, flüsterte er, machte einen Schritt zurück und spürte das Gebäude hinter sich. Er roch ihr schweres Parfüm, dann ihren Zigarettenatem. Ihr Mund war nur Millimeter von seinem entfernt. Die Aschensäule ihrer Zigarette zitterte und fiel auf das Revers ihrer Jacke. Daniel richtete sich gerade auf und lehnte den Hinterkopf gegen die Außenmauer.
    Sie ließ ihre Hand langsam sinken, und er spürte ihre langen Fingernägel seinen Unterleib streifen. Er spannte die Bauchmuskeln an, und unter seinem Hemd zog sich seine Bauchhaut von ihr zurück.
    Sie hatte etwas geradezu Abstoßendes an sich, das ver schmierte Augen-Make-up, die dicke Grundierung über ihren Poren, aber er fühlte sein Mitgefühl aufwallen.
    »Schluss damit«, flüsterte er. »Ihr Sohn braucht Sie.«
    Charlotte wich ernüchtert zurück. Sie wirkte beinahe gebrochen, aber Daniel wusste, es war nicht nur seine Zurückweisung, die sie niederdrückte. Ihre Augen waren verschmiert, ihre gelben Finger führten zitternd den Zigarettenstummel an ihre Lippen. »Entschuldigung«, sagte sie tonlos.
    Sie ließ die Zigarette auf den Boden fallen. Daniel hielt ihr die Tür auf.
    »Die Staatsanwaltschaft ruft Geoffrey Rankine auf.«
    Daniel sah, wie der Mann aufstand und zum Zeugenstand ging. Er schien zu groß für den Gerichtssaal, und die Hose fiel über das Oberleder seiner Schuhe. Sein zurückweichendes Haar war ordentlich geschnitten, und seine Augenbrauen hatte er ständig hochgezogen. Als er schwor, vor Gott die Wahrheit zu sagen, spielte ein leises Lächeln um seine Lippen.
    »Mr. Rankine, Sie haben der Polizei gemeldet, dass Sie am Nachmittag des achten August im Barnard Park zwei Jungen dabei beobachtet haben, wie sie sich prügelten. Ist das korrekt?«
    »Das ist korrekt. Ich verfolge seitdem die Nachrichten und denke, wenn ich doch nur was getan hätte …« Rankines Stimme klang teilnahmslos.
    »Sie erwähnten in Ihrer Aussage vom achten August, dass Sie die Jungen zweimal dabei beobachtet hätten, dass sie sich prügelten. Wann ereigneten sich diese zwei Male?«
    »Es war etwa zwei Uhr nachmittags, als ich sie das erste Mal sah. Um die Zeit gehe ich immer mit dem Hund raus, nur zu einem raschen Spaziergang nach dem Mittagessen, damit er sein Geschäft verrichten kann.«
    »Können Sie die beiden Jungen beschreiben, die Sie sich prügeln gesehen haben?«
    »Ja, es war, wie ich’s der Polizei gesagt habe: Beide hatten kurzes braunes Haar, und in ihrer Körpergröße gab es keinen großen Unterschied, aber einer war etwas kleiner. Einer trug ein langärmeliges weißes Hemd und der andere ein rotes T-Shirt.«
    »Euer Ehren … wenn ich Eure Lordschaft und die Geschworenen auf Seite siebenundfünfzig in Ihren Unterlagen und das Foto und die Beschreibung von Ben Stokes’ Kleidung an dem Tag, als er starb, hinweisen darf, insbesondere auf das rote T-Shirt«, sagte Gordon Jones und ließ seine Brille auf der Nasenspitze balancieren, während er seine eigenen Unterlagen durchsah, »und auf Seite achtundfünfzig die von den Kriminaltechnikern geborgene Kleidung, die der Angeklagte am Tag des Mordes getragen hat … Kannten Sie einen von den Jungen, Mr. Rankine?«
    »Nein, nicht dem Namen nach, aber ich hatte sie schon in der Gegend gesehen. Ihre Gesichter waren mir bekannt. Wir wohnen nicht weit voneinander entfernt, und ich bin immer mit dem Hund draußen.«
    »Erzählen Sie uns von dem ersten Mal, als Sie an jenem Tag die Jungen sahen.«
    »Ich führte gerade meinen Hund aus, nicht im Park, sondern auf dem Bürgersteig entlang der Barnsbury Road. Es ist ein alter Hund, verstehn Sie, der gern überall herumschnüffelt. Aber ich bin ein begeisterter Wanderer, und er hält mich immer nur auf. Jener Tag war wie alle anderen, möglicherweise war der Hund noch langsamer als sonst. Die Sonne schien. Im Park war viel Betrieb, würde ich sagen, aber dann bemerkte ich zwei kleine Jungs, die sich auf dem Gipfel des Hügels prügelten.«
    »Was würden Sie sagen, wie weit entfernt Sie von den Jungen waren?«
    »Vielleicht sechs bis neun Meter – mehr nicht.«
    »Was sahen Sie?«
    »Na ja,

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