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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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gegenüberliegenden Seite der Barnsbury Road ermittelt. Der Zeuge gab zu, dass er zum Zeitpunkt der zweiten Begegnung möglicherweise fünfzig Meter von den Jungen entfernt war. Die Unterlagen von Mr. Rankines Optiker wurden als Beweis vorgelegt, die zeigten, dass seine Kurzsichtigkeit -2,50 Dioptrien betrug. Rankine sagte daraufhin aus, dass er eine Brille nur zum Fernsehen und Autofahren trage. Nachdem das geklärt war, startete Irene ihre Attacke.
    »Der Junge, den Sie in dem weißen oder hellblauen Hemd sahen, könnte jeder x-beliebige junge Mensch aus dem Viertel gewesen sein. Ist es nicht so?«
    »Ich erkenne in ihm jetzt den … Angeklagten wieder.«
    »Jetzt, ich verstehe … jetzt. Vorhin haben sie uns erzählt, dass die Jungen, die Sie sahen, in ihrer Körpergröße nicht ›merklich verschieden‹ waren, aber in Ihrer ersten Aussage bei der Polizei sagten Sie, ein großer und ein kleiner Junge hätten sich geprügelt. Ja, was denn nun?«
    »Na ja, einer war etwas größer. Der Unterschied war nicht sehr groß, aber einer war sichtlich größer, wie ich vorhin sagte.«
    »Ich verstehe, und die Kleidung, die der größere Junge trug, war ›weiß oder blau‹, aber jetzt scheinen Sie sicher zu sein, dass sie weiß war?«
    »Ich erinnere mich jetzt, dass sie weiß war.«
    » Jetzt erinnern Sie sich, ich verstehe. Liegt das daran, dass die Polizei Sie ausdrücklich nach einem ›Jungen in einem weißen Hemd‹ befragt hat, den sie bereits festgenommen hatte?«
    »Das glaube ich nicht. Ich bin nicht sicher.«
    »Ich finde, Sie sind sich tatsächlich vieler Dinge nicht sicher, nicht wahr, Mr. Rankine?«
    Daniel versuchte, nicht zu lächeln. Er fühlte in sich leisen Stolz auf sie aufsteigen.
    »Nun, ich …«
    »Gehen wir noch mal zurück zu Ihrer ersten Aussage bei der Polizei. Ich verweise Sie auf Seite neununddreißig, Absatz zwei in Ihren Unterlagen. Würden Sie bitte Ihre Aussage ab etwas später an diesem Nachmittag verlesen …«
    Rankine räusperte sich und dann begann er zu lesen: »… etwas später an diesem Nachmittag sah ich die beiden Jungen wieder, diesmal prügelten sie sich auf dem Abenteuerspielplatz. Der kleinere Junge in Rot wurde von einer größeren Person attackiert …«
    »Darf ich Sie an dieser Stelle unterbrechen, Mr. Rankine. Eine größere Person … eine größere Person. Sind Sie sicher, dass es sich um den Angeklagten handelte?«
    »Ja, ich hatte ihn schon früher an dem Tag gesehen.«
    »Mr. Rankine, denken Sie daran, dass Sie unter Eid stehen. Sie haben Sebastian früher an jenem Tag gesehen, aber haben Sie ihn auch Stunden später auf dem Abenteuerspielplatz ge sehen, wie er sich prügelte? Die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung sind sich einig, dass es dafür keinen Beleg der Videoüberwachung gibt. Wir wissen, dass Sie Ihre Brille nicht aufhatten und sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befanden, von wo Sie durch das Buschwerk und die Gitter blicken mussten, die den Abenteuerspielplatz umgeben. Ich schlage vor, Sie vermuteten , dass die Person, die Sie sahen, mein Mandant war, den Sie schon früher an jenem Tag gesehen hatten.«
    Richter Baron beugte sich vor. »Miss Clarke – wird irgendwann mal eine Frage an den Zeugen gestellt werden?«
    »Ja, Euer Ehren.«
    »Sehr erfreut«, antwortete der Richter mit nach unten gezogenen Mundwinkeln.
    »Mr. Rankine, ist es nicht so, dass Sie keine Möglichkeit hatten, meinen Mandanten aus der angegebenen Entfernung zu erkennen, vor allem angesichts Ihrer Kurzsichtigkeit?«
    »Ich meinte, es war der Junge von vorher.«
    »Wirklich? Was meinten Sie, als Sie die Person, die anscheinend den Verstorbenen attackierte, als eine größere Person beschrieben? Können Sie uns sagen, ob Sie damit eine Person bezeichnen wollten, die größer oder schwerer als das Opfer war?«
    »Ich meinte, es war der Junge von vorher«, stammelte Rankine. Er schien etwas durcheinander zu sein und zupfte an seinem Ohrläppchen. »Er war ein gutes Stück größer, ein bisschen schwerer als der kleine Junge …«
    »Ein gutes Stück größer und schwerer? Als Beweis legen wir Körpergröße und Gewicht des Opfers, Benjamin Stokes, vor: Er war einen Meter fünfundzwanzig groß und wog neunundzwanzig Kilogramm. Der Angeklagte war lediglich einen Meter neunundzwanzig groß und wog etwas über dreißig Kilogramm, als er in Haft genommen wurde. In Wirklichkeit waren die Jungen also etwa gleich groß und gleich schwer, und einer war nicht ›ein gutes Stück

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