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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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Meter rechts neben sie, sodass er auf die Eingangsstufe krachte und sein Geklapper die Ziegen in die Ecken des Hofes trieb; Blitz setzte sich auf sein Hinterteil. Er griff sich den Besen und warf ihn ebenfalls, dann nahm er einen Spaten, der am Hühnerauslauf lehnte. Er schwang ihn, während er die Tränen rinnen fühlte und das leichte Gewicht des Spatens in seinen Händen genoss.
    Er biss sich auf die Unterlippe. »Du … hast … mich … belogen«, flüsterte er.
    Sie stand vor ihm mit den Händen an den Seiten und einem Blick im Gesicht, an den er sich aus seiner Kindheit erinnerte: ruhig, entschlossen.
    Er schüttelte den Spaten in seiner Hand und beobachtete sie. »Was hast du mir zu sagen? Was … hast … du … mir … zu … sagen, he?«
    Die Wut biss wieder zu.
    »He?«, schrie er.
    Er nahm den Spaten und hob ihn über seinen Kopf, machte einen Schritt vorwärts und schmetterte ihn gegen die Ecke des Hühnerstalls. Er stach damit zu und schwang ihn herum, bis der Stall nachgab. Hühner stoben hinter ihm aufgeregt herum. Er schwang den Spaten und warf einen Eimer mit Futter und eine Ansammlung von Blumentöpfen um, die sie neben dem Stall aufgestapelt hatte. Blitz war zunächst erschrocken, dann bezog er Stellung neben Minnie, duckte sich auf seine Vorderpfoten, bellte und knurrte Daniel an, rannte vor und wieder zurück, als wollte er zuschnappen – und brachte sich wieder unter Kontrolle, wie er es mit einem störrischen Schaf getan hätte.
    »Ich habe ihre … Sterbeurkunde. Ich habe ihr Grab gesehen. Sie ist letztes Jahr gestorben. Ich hätte sie besuchen können. Ich hätte …«
    Die Tränen waren heiß auf seinen Wangen. Er wischte sie nicht weg. Er blickte ihr nicht ins Gesicht. Der Hinterhof war eine wirbelnde Masse von Bildern: der demolierte Schuppen, Minnie vor ihm, eine Hand in der anderen, die verängstigten Ziegen und der Hund, der Minnie mit gefletschten Zähnen beschützte.
    »Lass uns ins Haus gehen«, sagte sie. »Lass uns in Ruhe drüber reden.«
    »Ich möchte nicht ins Haus. Ich möchte nicht drüber reden. Ich wünschte, du wärst tot.«
    Er ließ den Spaten fallen. Der Hund machte einen Satz rückwärts und begann wieder zu knurren. Daniel bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Er schmeckte Salz auf seiner Zunge. Er fühlte ihre Hand auf seinem Arm.
    »Ganz ruhig, Liebling«, sagte sie. »Komm, ich mach dir eine Tasse Tee.«
    Er zog ihr seinen Arm mit solcher Kraft weg, dass sie das Gleichgewicht verlor und im Hof hart auf die Seite fiel. Blitz sprang vor und zurück, dann knurrte und winselte er. Minnie blickte zu Daniel hoch. Er meinte, sie hätte einen Moment lang verängstigt ausgesehen, aber dann wurde dieser Blick weggeschwemmt, und sie hatte den Gesichtsausdruck, den sie immer hatte, als könne sie durch ihn hindurchsehen. Er erinnerte sich, sie durch die angelehnte Wohnzimmertür beobachtet zu haben, als ihr die Tränen vom Kinn auf die Elfenbeintasten tropften, ihre nackten Füße auf den Pedalen, und er sich wünschte, sie so zu verstehen, wie sie ihn zu verstehen schien.
    »Steh auf!«, schrie er. Seine Tränen waren verflogen, die Sonne war hinter dem Haus verschwunden, und der Hof lag im Schatten. »Steh auf.« Er trat nach ihrem Schuh, was Blitz dazu brachte, nach ihm zu schnappen und dann zurückzuweichen. Minnie wälzte sich auf ihre Knie, bekam ein Knie hoch und stand dann langsam auf.
    Er betrachtete sie, Hände auf den Hüften, und atmete so heftig, als wäre er von Newcastle nach Brampton gerannt. Sie drehte sich um und ging langsam ins Haus. Er dachte daran, mit dem Spaten nach ihr zu schlagen, sie wieder von ihren Füßen zu holen, eine Handvoll ihrer grauen Locken zu packen und sie mit dem Gesicht gegen die Mauer des baufälligen Farmhauses zu schmettern. Der Hund ging ihr nach und blieb an der Tür stehen, als sie hineinging, als wollte er Daniel davor warnen, ihr zu folgen.
    Daniel holte tief Atem und blickte sich auf dem Hof um. Die Ziegen kamen zurück und knabberten auf der Suche nach Leckereien an seinen Taschen. Die Hühner hörten auf herum zuflattern und begannen, an den Unkräutern zu picken. Er folgte ihr ins Haus.
    Sie war nicht in der Küche. Die Badezimmertür stand offen, und Daniel blickte hinein in den langen, schmalen, sonnigen Raum mit dem Porzellanschmetterling noch immer in vollem Fluge auf dem Bord. Daniel sah weg.
    Sie stand im Wohnzimmer, eine Hand auf dem Klavier, die andere an der Hüfte, und machte ein finsteres Gesicht.
    Daniel

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