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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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warst innerlich von Gedanken an sie hin und her gerissen, und als sie weg war, war es, als ob du dich sammeln könntest. Schau, wo du jetzt stehst, und das nur wegen dieser Jahre des Friedens, in denen du wusstest, dass du nicht zu ihr eilen musstest.«
    »Aber ich hätte zu ihr eilen müssen, verstehst du das denn nicht? Nun ist sie tot, und es ist zu spät.«
    Daniel machte einen Schritt auf Minnie zu. Sie hob ihr Kinn, als erwarte sie einen Schlag. Er zitterte, seine Halsmuskeln verkrampften sich vor Anspannung.
    »Ja, es tut mir leid«, sagte sie. »Vielleicht war es falsch von mir. Ich habe es zu deinem eigenen Besten getan, aber du hast recht, ich hätte dich nicht belügen sollen. Es tut mir leid.«
    Daniels Hals schmerzte von all den zurückgehaltenen Tränen. Er biss sich auf die Unterlippe und zog die Manschette seines Sweatshirts über seine Hand. Mit einem Schlag fegte er die Fotos vom Kaminsims. Sie fielen auf die Kaminplatte, und der Hund machte einen Satz zurück und bellte, als das Glas zersplitterte.
    Minnie bedeckte ihren Mund mit beiden Händen.
    »Nein, du hättest mich nicht belügen sollen, aber was geschehen ist, ist geschehen.« Er ging auf sie zu, die Arme an den Seiten. »Dies ist das letzte Mal, dass du mich siehst. Ich wünschte, du wärst tot.«
    Er ging, wieder mit heißen Tränen auf den Wangen, als er die Tür öffnete und davonstapfte. Komm bitte zurück , meinte er sie rufen zu hören.
    Er fühlte eine Schwäche in den Beinen, als er den Hügel hinunterging. Er taumelte, als wäre er verletzt, aber die Sonne schien ihm warm und beruhigend auf den Rücken. Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, um es zu trocknen, wissend, dass nun auch alle Wärme und Liebe, die er auf der Welt gekannt hatte, hinter ihm lagen. Und er ließ sie hinter sich zurück.

29
    Als Daniel von seinem Lauf zurückkam, duschte er, schlang sich ein Handtuch um die Taille und rasierte sich. Normalerweise wäre er in Eile und würde mit dem Rasierapparat rasch über sein Kinn fahren und dann im Stehen in der Küche frühstücken. Aber an diesem Morgen hatte er viel Zeit, und so seifte er sich ein. Irenes Ersuchen an den Richter war erfolgreich gewesen. Heute würde Sebastian aussagen. Es war möglich, dass bis zum Ende der Woche eine Entscheidung fiel.
    Daniel beendete die Rasur und trocknete sein Gesicht ab. Er stand da, die Hände auf dem Waschbecken, und betrachtete sein Spiegelbild. Er sah die klar definierten Muskeln an seinen Oberarmen, und wenn er den Atem anhielt und sie anspannte, traten die Muskelreihen an seinem Bauch hervor. Seine Brust war unbehaart, von ein, zwei Haaren um sein Brustbein und einem spärlichen Dreieck unterhalb seines Nabels abgesehen. Er fuhr mit der Hand über sein jetzt glattes Kinn. Er fühlte sich nach seinem Lauf entspannt, aber innerlich war er noch immer unruhig.
    Cunningham kam mit dem Verkauf des Farmhauses voran. Daniel wollte die Farm zwar nicht haben, doch immer wenn er an sie dachte, verspürte er plötzlich schmerzliche Trauer.
    Er starrte wieder auf sein Gesicht. Er erinnerte sich, wie Minnie sein Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen geklemmt und ihm gesagt hatte, dass er hübsch sei. Er erinnerte sich, wie er alle ihre Fotos vom Kaminsims gefegt hatte. Er erinnerte sich an ihr Gesicht, verzerrt vor Schmerz bei dem Gedanken, dass sie ihn verlieren würde nach allem, was sie miteinander durchgemacht hatten. Er vermisste sie, gestand er sich jetzt ein. Er hatte sie sogar schon vermisst, als er vor ihr stand und ihr versicherte, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Er hatte Kredite aufgenommen und in Sheffield nachts in Bars gearbeitet, entschlossen, das Studium ohne ihre Hilfe zu Ende zu bringen, entschlossen, zu beweisen, dass er sie nicht brauchte. Er hatte sie damals vermisst, und er vermisste sie jetzt.
    Sie hatte zu seiner Universitätsabschlussfeier kommen wollen, aber er hatte es nicht zugelassen. Er hatte es sich noch nie zuvor eingestanden, aber er hatte sie auch an jenem Tag vermisst. Er erinnerte sich, dass er sich ängstlich umgeschaut hatte, falls sie trotzdem gekommen wäre. Alle anderen Eltern waren da, Brüder, Schwestern. Er hatte allein Champagner getrunken und dann mit einer der Kellnerinnen geknutscht.
    Und dann hatte er gearbeitet, und Minnie war seiner Erinnerung entschwunden. Erfolg stellte sich schnell ein, und er zahlte seine Kredite ab und kaufte sich die Wohnung in Bow.
    Er legte beide Hände auf den Rand des Waschbeckens und beugte sich

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