Der Schuldige: Roman (German Edition)
schon dazu, sich zu fragen«, sagte Irene. »Wenn ich daran denke, was ich als Kind angestellt habe … Lieber Gott, man darf gar nicht drüber nachdenken.«
»Nämlich was?«, fragte Danny mit hochgezogener Augenbraue.
Sie lächelte ihn an und neigte den Kopf zur Seite. »Ich habe das Kleid meiner Cousine angezündet, weil sie sagte, ich sehe aus wie das kleine Mädchen in Unsere kleine Farm. «
»Du hast sie angezündet?« Daniel lehnte sich vor.
»Ja, wir hatten in der Küche ein großes offenes Feuer, und ich war wütend auf sie. Ich nahm einen kleinen Kienspan und setzte die Rüsche ihres Kleids in Brand. Es hätte zu einem schrecklichen Unglück führen können. Ich hätte mich in Sebastians Lage wiederfinden können.«
»Und was ist passiert?«, fragten Mark und Daniel gleichzeitig.
»Ein Wunder. Sie schlug einfach auf die Flammen, und sie erloschen. Schlug sie einfach aus. Natürlich verpetzte sie mich … und ihr Kleid war hin.«
»Dachte ich’s mir doch, dass du ein kleiner Teufelsbraten warst.«
» I’m a firestarter «, sang Irene, »ich bin eine Brandstifterin«, und scheuchte Mark weg, neue Biere holen.
»Wie warst du, als du klein warst?«, fragte Irene schüchtern. »Ich wette, du warst allerliebst .«
»Ich war ein Rabauke«, sagte Daniel und sah ihr in die Augen.
»Ja«, sagte sie, »das sehe ich.«
Daniel traf sich mit den Crolls im Parklands House. Der Psychologe hatte erklärt, dass Sebastian unter bestimmten Bedingungen in der Lage sei auszusagen. Irene bereitete ihr Gesuch an Richter Philip Baron vor.
Der Regen war heftig und der Tag draußen dunkel. King Kong saß schwerfällig im Besucherraum, während Sebastian eine Treppe höher allein wartete. Der festgeschraubte Plastikstuhl ächzte unter seiner Last.
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie’s versaut haben? Das heißt es doch, oder? Warum sollte er denn aussagen? Ist er da nicht in Gefahr, sich selbst zu belasten?«
»Es wird argumentiert, wenn er nicht aussagt, belastet er sich selbst, und er hat sich in den polizeilichen Befragungen wirklich gut gehalten. Er war dermaßen helle …«
»Seien Sie nicht so gönnerhaft. Ich weiß, dass mein Sohn klug ist, sonst wäre er nicht mein Sohn. Natürlich wird er im Zeugenstand besser sein als Ihre kleinen Durchschnittsrotzer. Aber was ist die Strategie? Warum ist das der richtige Schritt?«
»Weil wir meinen, die Geschworenen müssen die Geschichte von ihm selbst hören. Die Aussage über Asperger, die Tatsache, dass er später gesehen wurde, und der Streit über das Alibi, das alles scheint Sebastians Stellungnahme zu erfordern. Wir denken, seine Aussage könnte sehr wichtig sein. Im Wesentlichen ist es zu diesem Zeitpunkt für die Geschworenen wichtig zu hören, dass er nicht der Täter war. Wir haben bereits nachgewiesen, dass es begründete Zweifel gibt, aber wir haben das Gefühl, dass es die Geschworenen von ihm selbst hören müssen.«
Kenneths rechtes Auge zuckte, während er Daniel zuhörte.
»Wenn Sebastian das gut hinkriegt, könnte es die Sache total ändern.«
»Wenn? … Ich handle nicht mit Wenns . Es erstaunt mich, dass Sie das tun.«
Daniel holte tief Luft.
»Wir könnten Sebastian fragen, was er darüber denkt«, sagte Charlotte.
»Um Gottes willen – er ist ein Kind –, was soll er denn schon denken?« Kenneth wandte sich voller Verachtung Charlotte zu. Ein feiner Sprühregen seines Speichels landete auf dem Tisch.
»Viel wird davon abhängen, wie gut er rüberkommt«, sagte Daniel und lockerte seine Krawatte. Der Gesprächsraum des Parklands House wirkte beengend. Der Winterregen peitschte in Böen auf die kleinen Deckenfenster. Daniel wusste nicht, warum, aber es erinnerte ihn an Minnies Trauerfeier. »Wenn er sich gut macht, könnten wir immer noch gewinnen. Wenn er einen schlechten Auftritt hinlegt, wenn es Jones gelingt, ihn durcheinander oder aus der Fassung zu bringen, dann könnte uns das erneut schaden.« Daniel atmete aus und sah erst Kenneth und dann Charlotte in die Augen. »Es ist ein Risiko, aber ich denke, es lohnt, es einzugehen, um die Geschworenen seinen Standpunkt hören zu lassen.«
Charlotte sah ihren Mann an, dann fragte sie: »Und was ist, wenn er nicht aussagt?« Sie senkte den Blick auf den Tisch, statt Daniel anzusehen. »Wird er dann auf jeden Fall für schuldig befunden?«
»Ganz und gar nicht.«
»Aber Sie meinen, er sollte aussagen?«
»Ja, ich denke, Sebastian sollte in den Zeugenstand treten«, sagte Daniel.
Kenneth
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