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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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normalerweise haben wir draußen gespielt.«
    »An dem Tag, an dem Ben vermisst wurde, Sebastian, hast du ihn da gesehen?«
    »Ja.«
    »Kannst du uns erzählen, was passiert ist?«
    »Na ja, wie ich schon der Polizei gesagt habe, fuhr er draußen mit seinem Fahrrad rum, und ich fragte ihn, ob er spielen will. Wir spielten eine Weile vor unseren Häusern, aber dann haben wir beschlossen, auf den Abenteuerspielplatz zu gehen.«
    »Wessen Entscheidung war das?«
    »Es war eigentlich eine gemeinsame Entscheidung, nehme ich an.«
    Der Richter unterbrach, und seine Hängebacken röteten sich gereizt. »Sie müssen langsamer sprechen , Miss Clarke. Sie vergessen, dass ich mir Notizen machen muss!«
    »Ja, Euer Ehren, habe mich etwas fortreißen lassen … Nun, Sebastian, etwas langsamer, hast du deiner Mutter gesagt, wohin ihr geht?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Wir sind ja nur in den Park gegangen. Das ist nur da drüben, und wir würden zurück sein, bevor sie’s merkte.«
    Daniel stieß den Atem durch die Nase aus. Sebastian hatte sein Redetempo geändert und machte nach jedem Satz eine Pause, um dem Richter Gelegenheit zu geben, sich Notizen zu machen.
    »Was geschah, als ihr in den Park kamt.«
    »Wir rannten herum und spielten Fangen, und dann fingen wir zum Spaß eine Kabbelei an, die ein bisschen zu einer echten Prügelei wurde … Ben fing an, mich zu beschimpfen und zu schubsen … Zuerst sagte ich, er solle damit aufhören, aber er hörte überhaupt nicht auf. Da habe ich ihn auch geschubst. Das war, als der große Mann mit dem Hund zu uns rüberrief … Mr. Rankine.«
    Irene zögerte einen Moment. Sebastian hatte sich den Namen des Zeugen gemerkt.
    »Er sagte, wir sollten den Quatsch lassen, und das taten wir auch ein bisschen – wir rannten über den Hügel.«
    »Was passierte dann?«, half Irene weiter und räusperte sich.
    »Also, wir rannten auf den Spielplatz. Er war geschlossen, aber irgendwie kommt man da immer rein. Als wir da waren, kletterten wir zur höchsten Stelle des Klettergerüsts, aber dann fiel mir meine Mum wieder ein. Sie hatte sich hingelegt, weil sie Kopfschmerzen hatte. Ich dachte, ich müsste zurück und nach ihr sehen …«
    Daniel sah, wie Irenes Schultern sich entspannten. Sebastian war auf dem richtigen Weg.
    »Aber … Ben wollte nicht, dass ich nach Hause ging. Er fing wieder an, mich zu stoßen und zu schubsen. Ich hatte Angst, dass er mich von dem Klettergerüst schubst. Er boxte mich in den Bauch und zog mich an den Haaren und kämpfte mit mir. Ich sagte ihm, er solle aufhören, aber er wollte nicht, und so sagte ich ihm nach einer Weile, es machte keinen Spaß mehr, und ich würde jetzt wirklich nach Hause gehen.«
    »Und dann?«, fragte Irene weiter.
    »Na ja, ich war dabei, nach unten zu klettern, aber Ben schien wirklich traurig zu sein, dass ich nach Hause ging. Er wollte draußen bleiben. Er sagte zu mir, er würde vom Klettergerüst runterspringen. Ich sagte zu ihm, na, tu’s doch, aber ich dachte nicht wirklich, dass er es tun würde. Ich dachte, er wollte mir imponieren. Ich bin älter als er«, sagte Sebastian und lächelte. »Er wollte mich davon abhalten, nach Hause zu gehen …«
    »Ist Ben denn runtergesprungen?«
    »Ja, er sprang und landete unglücklich. Er stieß sich die Nase und die Stirn, und er blutete etwas. Er rollte sich auf seinen Rücken, und ich kletterte runter, um ihm zu helfen.«
    »Wie hast du ihm geholfen?«
    »Natürlich nicht so richtig. Ich kenne ein bisschen Erste Hilfe, aber nicht viel. Ich beugte mich über ihn und versuchte, das Blut zu stillen. Seine Nase blutete sehr . Davon wurde sein Gesicht ganz rot … Aber er war wütend auf mich und hat mich wieder beschimpft. Ich wusste nicht, warum, weil es ja seine Idee gewesen war, runterzuspringen.«
    »Was geschah dann?«
    »Ich ließ ihn auf dem Spielplatz liegen. Ich sagte zu ihm, ich würde seiner Mutter sagen, dass er mich geschlagen und beschimpft hat, aber das habe ich nicht gemacht. Ich dachte, ich könnte Schwierigkeiten kriegen, weil ich zurückgeschlagen habe, als wir im Park waren. Jetzt tut es mir leid, dass ich ihn dort zurückgelassen habe. Ich weiß nicht, wer ihn verletzt hat, aber manchmal wünschte ich mir, ich hätte ihn nicht einfach so liegen lassen. Ich denke, ich hätte etwas tun können …«
    »Inwiefern?«, fragte Irene. Daniel merkte am Ton ihrer Stimme, dass sie vor der Antwort fast Angst hatte.
    Er benutzt die Aussagen, die er gehört hat, dachte Daniel. Er

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