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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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dem Zimmer roch es nach Pfeifenrauch, und Daniel fühlte sich an seinen Schulleiter, Mr. Hart, erinnert, aber der Richter sah ihm nicht ähnlich. Er hatte einen langen Schnurrbart, der weiß war, aber an den Enden gelb verfärbt, und seine Augenbrauen kamen über den Brillengläsern zum Vorschein, wenn er lächelte. Daniel, Minnie, Tricia und die Rechtsvertreter wurden zu der Sitzecke vor dem Richtertisch geführt. Daniel setzte sich auf einen der Stühle und Minnie ihm gegenüber auf den anderen. Tricia und die Anwälte saßen zusammen auf dem Sofa, und dann setzte sich der Richter auf sein eigenes Sofa neben der Angestellten, die alles mitschrieb, was gesagt wurde. Es war so ganz anders als die Male, die Daniel vor Gericht erschienen war.
    Der Richter trug keine Robe. Daniel schob seine Hände zwischen seine Schenkel und presste die Lippen zusammen, als der Richter zu sprechen begann. Ihm gefielen die Arbeitsabläufe und die Art, wie ihn sein Anwalt unentwegt ansah und jedes Mal die Augenbrauen hochzog, wenn sein Name fiel.
    »So«, sagte der Richter, »nun kommt es wohl auf dich an, junger Mann. Die wichtigste Frage ist, ob du willst, dass Mrs. Flynn dich adoptiert oder nicht, wodurch sie deine Mutter wird und du … ihr Sohn. Sag uns, was du darüber denkst, Daniel.«
    Es trat Stille ein, und Daniel hatte das Gefühl, der ganze Raum wende sich ihm zu. Tricia forderte ihn mit einem Nicken auf zu antworten; die Stirn des Anwalts runzelte sich erwartungsvoll.
    Er blickte auf, und Minnie sah ihn direkt an und lächelte. Auch sie war nervös, bemerkte er. Sie drehte an ihrem Ehering, wodurch der Finger rot und dann wieder weiß wurde.
    Er räusperte sich und sah den Richter an, der lächelte, wodurch die gelben Schnurrbartenden sich nach oben bogen. »Ich möchte adoptiert werden«, sagte Daniel. Das sagte er, indem er auf den Tisch sah, aber dann wurde er sicherer und blickte abwechselnd den Richter und den Anwalt an.
    Erst als alles unter Dach und Fach war, als die Formalitäten erledigt waren, sah Daniel Minnie wieder an. Sie starrten einander über den Mahagoni-Kaffeetisch hinweg an und atmeten schwer vor Erregung, als wären sie in vollem Tempo gerannt.
    Als sie das Richterzimmer verließen, hatte Daniel das Gefühl, seine Beine machten schlapp. Es fühlte sich an, als hätte er zu lange Fußball gespielt. Minnie ging vor ihm, Tricia dazwischen, und Daniel beobachtete die Bewegung ihrer Hüften in dem grauen Rock. Tricia redete, strich ihr Haar nach hinten und griff in ihre Handtasche. Der Anwalt sah auf seine Uhr und steckte seine Hand in die Hosentasche.
    »Na«, sagte Minnie und drehte sich endlich zu ihm um. »Gib uns ’n Kuss, ja, du Prachtkerl, denn ich fühle mich verdammt großartig.«
    Sie hob ihn in die Höhe, und er lachte laut los, als sie ihm die Luft aus der Lunge presste und ihn herumschleuderte. Als sie aufhörte, war ihm schwindlig, und ihr Lächeln war so breit, dass er sah, wo ihr der Zahn fast ganz hinten fehlte. Die Sonne flutete in das Atrium über ihnen, und Daniel spürte sie auf seinen Händen und im Gesicht. Es war, als wären sie ein Prisma, in dem sich ihre eigene Freude brach.
    »Wie alt ist er?«, fragte Daniel.
    »Fast zweitausend Jahre. Stell dir mal vor, dass in dieser Zeit, ehe es Autos oder Eisenbahnen oder Elektrizität oder irgendetwas dieser Art gab, Menschen imstande waren, so einen Wall zu bauen.«
    »Warum heißt er Hadrianswall?«
    »Ich glaube, er war der römische Kaiser, der verlangte, dass er gebaut würde.«
    »Und warum wollte er ihn bauen?«
    »Vielleicht wollte er, dass sich jemand nach zweitausend Jahren an ihn erinnert!«, erwiderte Minnie und lachte. »Das wäre doch angemessen. Ich wette, er war ein arroganter alter Scheißkerl, entschuldige meine Ausdrücke.«
    Daniel berührte die Steinquader und strich mit den Fingerspitzen darüber. Er kraxelte auf Händen und Knien nach oben und zog sich hinauf. Sie waren hier, um seine Adoption zu feiern, und später wollte Minnie mit ihm essen gehen.
    »Vorsicht, Liebling«, rief sie ihm zu, eine Hand auf der Hüfte, während sie mit der anderen ihre Augen beschirmte. »Pass auf und fall nicht runter.«
    »Komm rauf.«
    »Sei nicht albern. Ich komme ja kaum die Treppe hoch.«
    Dann liefen sie los, Seite an Seite, aber Daniel hoch oben. Er drehte sich um und blickte auf die grünen Hügel, die sich vor ihm entfalteten. Er öffnete weit die Arme und spreizte die Finger. Der Raum machte ihn schwindlig.
    »Man hat einen

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