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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Da
rief er mich an und sagte, er wolle zu mir kommen. Findest du nicht, daß das
recht eindeutig ist?«
    Sie zog sich hastig das Kleid
über und sah mich haßerfüllt an. »Mein Vater hat dich
völlig richtig eingeschätzt«, rief sie. »Du bist nichts weiter als ein
Mistkerl! Ein übler Lüstling, der Mädchen auflauert, jungen und—«
    »- unschuldigen Mädchen?« Ich
zog die Augenbrauen etwas hoch.
    »Ich werde Vater alles
erzählen!« keuchte sie. »Ich werde dafür sorgen, daß er dich fertigmacht. So
fertigmacht, daß du dir wünschst, niemals geboren zu sein! Ich werde dafür sorgen,
daß er...«
    »Und du erzählst ihm natürlich
auch, wie du zufälligerweise in meine Wohnung gekommen bist.«
    Sie sah mich eine Weile ratlos
an. »Ich habe ja gesagt, daß du ein mieser Kerl bist«, wiederholte sie
unsicher.
    »Der miese Wheeler«, sagte ich.
»Und nun erzähl mir mal, was in eurem Shakespeare-Schloß eigentlich vorgegangen
ist.«
    »Mein Vater und John sind
niemals gut miteinander ausgekommen«, erzählte sie. »Ich glaube, es war
hauptsächlich Vaters Schuld. Er kommandierte John herum, das tat er übrigens
mit uns beiden. John verlor jedes Interesse an allem, während er noch aufs
College ging, und als sie ihn dort hinauswarfen, kam er nach Hause zurück und
trieb sich nur noch herum.«
    »Bis dein Vater ihn hinauswarf.
Was war der Anlaß?«
    »Sie hatten sich über etwas
gestritten«, erklärte sie niedergeschlagen. »Ich weiß nicht, weswegen — dann
ging John, und ich sah ihn nicht wieder. Nicht daß ich ihn vermißt hätte.«
    »Was war mit Talbot?«
    Sie ergriff ihre Handtasche und
ging zur Tür.
    »Ich gehe jetzt«, sagte sie.
»Es ist mir gleichgültig, was für Lügen du einer Zeitung erzählst, ich gehe!«
    »War denn etwas zwischen dir
und Talbot?«
    Sie drehte sich um und sah mich
an, und ihre Augen funkelten grimmig hinter den Brillengläsern.
    »Ja, verdammt noch mal, wenn du
es unbedingt wissen willst!«
    »Wie lange hat es gedauert?«
    »Was möchtest du — eine
ergreifende Schilderung à la von der Küche ins herrschaftliche Schlafzimmer? Es
dauerte genauso lange, wie es mir Spaß machte. Und da du so interessiert bist, Lieutenant
Wheeler, das war nicht sehr lange. Es dauerte ungefähr zwei Wochen, und es war
vor langer Zeit schon zu Ende!«
    »Wie hat denn Talbot reagiert,
als alles vorbei war?«
    »Bildest du dir ein, ich hätte
mich nach seinen Gefühlen erkundigt?« Sie lachte beinahe spöttisch. »Er war der
Butler. Ein kleines Weilchen war er ein wenig mehr als ein Butler, und dann
kehrte er in sein Butlerdasein zurück.«
    »Ging das so einfach?«
    »Wäre es anders gewesen, hätte
ich Vater dazu gebracht, ihn rauszuschmeißen«, sagte sie mit beinahe sachlich
klingendem Unterton. »Und glaub nur nicht, Talbot wäre sich nicht darüber im
klaren gewesen.«
    Sie ging in die Diele hinaus,
und ich holte sie kurz vor der Wohnungstür ein und machte sie ihr auf.

     
    »Noch eine Frage, bevor du
gehst«, sagte ich. »Warum bist du heute morgen zum Hillstone -Sanatorium hinausgefahren?«
    Sie sah mich überrascht an.
»Woher weißt du das?«
    »Ich bin dir nachgefahren«,
antwortete ich.
    »Johnny hat es mir gegenüber
einmal erwähnt«, erwiderte sie. »Ich fragte mich, ob er zu einer Entziehungskur
oder irgendwas dort gewesen ist. Aber das war nicht der Fall. Ich habe durch
den Anstaltsleiter nachsehen lassen.«
    »Wann hat dein Bruder das
Sanatorium erwähnt?«
    »Damals, als er den großen
Krach mit Vater hatte, kurz bevor er aus dem Haus flog.«
    »Das hat mich noch
interessiert«, sagte ich.
    »Dann ist die Inquisition also
beendet«, sagte sie mit dramatischem Tonfall, »und ich kann mich jetzt
verabschieden, Lieutenant!«
    »Auf Wiedersehen, Rena«, sagte
ich. »Ruf mich doch gelegentlich an.«
    Sie sah mich an, einen
Augenblick lang zuckte es um ihren Mund. Dann lächelte sie plötzlich.
»Vielleicht tue ich es«, sagte sie leise. »Du bist wirklich der aufregendste
Mann, den ich kenne, Al!«
    Ich lauschte dem Klappern ihrer
hohen Absätze, während sie den Gang entlangging, kehrte dann in meine Wohnung
und zu dem Leichnam zurück, der nun zum Inventar gehörte.
    Ich suchte mir Midnights Nummer aus dem Telefonbuch heraus und wählte,
aber niemand nahm sich die Mühe, zu antworten. Ich dachte, vielleicht war sie
mit den neugierigen Gaffern im Lokal so beschäftigt, daß ihr für zehn Dollar
Umsatz entging, wenn sie den Telefonhörer abgenommen hätte.
    Ich legte auf und dachte nun

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