Der Schuß im Nachtklub
belebender Gedanke, der
mich auf dem ganzen Weg von der Wohnung bis zum Healey begleitete, der draußen
am Straßenrand parkte.
Dann machte ich mich auf den
Weg, um mich zu meiner Verabredung mit Midnight O’Hara zu begeben. Midnight um
Mitternacht. Ich fragte mich, ob sie für mich singen würde.
NEUNTES KAPITEL
S ie öffnete die Tür und sah mich
kalt an. Ich erwiderte ihren Blick mit großer Wärme.
Sie hatte sich ihr blondes Haar
aus der Stirn zurückgestrichen und es im Nacken zusammengefaßt .
Es gab ihr einen netten Anstrich von intellektueller Schlichtheit. Es paßte auch gut zu ihrem Négligé aus schwarzer Spitze, Straß und Midnight O’Hara.
»Kommen Sie lieber herein«,
sagte sie schroff, wandte sich um und ging mir in die Wohnung voran.
Ich folgte ihr und schloß dabei
die Wohnungstür hinter mir. Es war eine hübsche Wohnung, ungefähr dreimal so
groß wie die meine, und in jenem einfachen modernen Stil eingerichtet, den sich
heute fast jeder leisten kann, vorausgesetzt, er hat die fünftausend Dollar,
die man dafür springen lassen muß. »Ihre Wohnung gefällt mir«, erklärte ich im
Konversationston. »Wäre es Ihnen lieber, wenn ich meine Schuhe ausziehe?«
Sie zuckte die Schultern und
würdigte mich keiner Antwort.
»Ich habe Dale Carnegies Werk Wie
gewinne ich Freunde gelesen«, sagte ich, »aber ich habe das Gefühl, daß es
mir gar nichts nützt.«
Sie zündete sich eine Zigarette
an, drehte sich dann um und sah mich an.
»Ich glaube, Sie lachen noch
immer!« sagte sie.
»Und worüber?«
Ȇber Ihren brillanten Einfall
— sich mit mir für die Zeit nach meinem Auftritt zu verabreden. Der großzügige
Polizeibeamte, dem es nichts ausmacht, etwas zu warten, während sie bereits
darauf warteten, das Lokal zu schließen!«
»Ich wußte nicht, daß Ihr Lokal
geschlossen werden sollte«, erwiderte ich. »Ich habe erst von Clarence
erfahren, was geschehen ist. Es war nicht meine Idee, sondern die von Lieutenant
Hammond.«
Es machte keinen Eindruck auf
sie.
»Wenn Sie irgend
etwas zu sagen haben, Lieutenant«, begann sie, »machen Sie es bitte
kurz, denn ich bin müde.«
»Ich mache es kurz«, erwiderte
ich. »Das geht nämlich von meiner eigenen Zeit ab.«
Ich setzte mich in einen Sessel
mit Nylonbezug und zündete mir eine Zigarette an.
»Wollten Sie mir nicht etwas zu
trinken anbieten?« fragte ich hoffnungsvoll.
»Nein!«
»Es war auch nur so ein
Gedanke«, erklärte ich bedauernd.
»Sie sind offenbar nicht hergekommen,
um faule Witze zu machen«, sagte sie und tat einen tiefen Atemzug, der das Négligé an den richtigen Stellen zur Geltung brachte.
»Vielleicht hätte ich das
sollen«, sagte ich. »Sie haben mich angelogen, als ich Sie nach Johnny Landis
ausfragte. Sie behaupteten, ihn niemals zuvor gesehen zu haben.«
»Das habe ich ja Lieutenant
Hammond erklärt«, entgegnete sie müde. »Besprechen sich die einzelnen Leute bei
euch denn niemals, wenn sie an dem gleichen Fall arbeiten?«
»Haben Sie gelogen, weil Sie
wußten, daß es sich um Johnny Landis handelte?« fragte ich sie.
»Selbstverständlich«, sagte sie
ungeduldig. »Da ich wußte, wer sein Vater war, war mir klar, daß es Ärger geben
würde. Das alles habe ich ja Lieutenant Hammond auch schon erzählt!«
»Ich weiß«, antwortete ich.
»Vielleicht hat Hammond es sogar geglaubt — ich glaube es nicht.«
»Was wollen Sie damit sagen —
daß ich lüge?«
»Zum Teil«, sagte ich. »Hammond
hat Ihr Lokal geschlossen, weil er vermutete, es sei ein Zentrum für
Rauschgifthändler.«
»Ich weiß. Und er hat nicht soviel Rauschgift gefunden. Also ist erwiesen, daß er
unrecht hatte.«
»Vielleicht nicht«, entgegnete
ich.
»Hören Sie«, erklärte sie
verzweifelt, »der Kerl hat das Lokal wie mit einem Läusekamm durchgekämmt!
Jeder Winkel und jeder einzelne sind genau durchsucht worden! Sogar ich bin
durchsucht worden — sie hatten eine Beamtin bei sich!«
Sie tat erneut einen tiefen
Atemzug, der die Festigkeit einiger Nähte ihres Négligés ernstlich bedrohte. »Ich sage Ihnen also, wenn es irgendwelche Rauschgifte
gegeben hätte, hätten sie es gefunden!«
»Jedenfalls«, erklärte ich,
»hat Hammond gesagt, Sie können morgen wieder aufmachen.«
»Zu reizend von ihm!«
»Das heißt, wenn man bis dahin
kein Rauschgift gefunden hat«, fügte ich hinzu.
»Und ich habe Ihnen doch gerade
eben erst gesagt, daß man nichts gefunden hat!«
»Sie meinen wohl, noch nicht«,
sagte
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