Der Schuß im Nachtklub
an
Talbot, der noch immer auf dem Boden meines Badezimmers lag. Er begann mein
Problem Nummer eins zu werden. Ich hatte keine Lust, den Vorschriften der
Dienstanweisung zu folgen und den Mord zu melden, jedenfalls im Augenblick noch
nicht.
Ich goß mir noch ein Glas ein
und versuchte, nicht mehr daran zu denken. Es war nun kurz vor elf, und es
blieben mir nur noch knapp anderthalb Stunden bis zu meiner Verabredung mit
Midnight. Ich trank noch etwas Whisky, zündete mir eine Zigarette an, und in
diesem Augenblick klingelte es schon wieder.
Um ein Haar hätte ich die
Zigarette verschluckt. Es konnte Rena sein, die mit auf dem Höhepunkt befindlichen
primitiven Instinkten und einem Hackebeil in der Hand zurückkehrte. Es konnte
auch der große Zufall sein oder vielleicht Sheriff Lavers .
Während ich noch darüber nachdachte, klingelte es erneut, was den großen Zufall ausschloß .
Ich öffnete die Tür, und ein
großes rundes Gesicht unter einem braunen Derbyhut blickte mich ängstlich an.
»Hallo, Clarence«, antwortete
ich. »Was haben Sie verloren? Vielleicht Ihren Kontrabaß ?«
Er grinste zaghaft, und ich
sah, daß seine Finger noch immer an unsichtbaren Saiten zupften.
»Midnight hat mich gebeten, bei
Ihnen vorbeizukommen, Lieutenant«, sagte er. »Sie läßt Ihnen ausrichten, die
Verabredung fällt ins Wasser.«
»Sehr töricht von der kleinen
Midnight, so etwas zu sagen«, bemerkte ich zu Clarence.
» Mißverstehen Sie mich nicht«, sagte er rasch. »Sie meinte, Sie sollten sie lieber in ihrer
Wohnung aufsuchen, und es sei doch eigentlich sinnlos, daß sie deshalb die
halbe Nacht auf Sie wartet, und so wäre es vielleicht das beste ,
wenn Sie gleich kämen.«
»Ist der Betrieb denn so flau,
daß sie schon so früh zugemacht hat?« fragte ich.
Er sah mich ein paar Sekunden
lang verwundert an. »Sie sind wohl nicht auf dem laufenden, Lieutenant.
Midnight ist kurz davor, sich die Haare einzeln auszureißen.«
»Was ist denn passiert?«
Er schüttelte verwundert den
Kopf. »Dann wissen Sie es also wirklich nicht! Die Polizei hat das Lokal eine
Stunde vor Beginn geschlossen.«
»Was hat sie?«
»Jawohl«, sagte er. »Sie haben
eine Stange mit einem Schloß vor der Tür angebracht; und Mensch, mit der Musike ist es fini da unten.«
»Wer hat das veranlaßt?«
»Gibt’s da bei euch einen Hambone ?«
»Hammond?«
»Sie haben’s erraten!«
»Danke, Clarence«, sagte ich.
»Vielen Dank für die Neuigkeiten. Wie komme ich zu Midnight?«
Er gab mir die Adresse.
»Ich fahre in etwa zehn
Minuten«, sagte ich.
»Gut, Lieutenant«, antwortete
er. »Ich werde Midnight gleich anrufen, daß Sie kommen.«
»Auf Wiedersehen, Clarence.«
»Stets zu Diensten, Lieutenant!«
Ich schloß die Tür und ging zum
Telefon zurück. Ich rief die Mordkommission an und ließ mich mit Hammond
verbinden. »Wie ich höre, haben Sie heute abend das Goldene
Hufeisen schließen lassen?«
»Na und?«
»Hatten Sie einen Grund — oder
nur zuviel Magensäure?«
»Es besteht der Verdacht, daß es
als Zentrum für den Verkauf von Rauschgift diente«, sagte er. »Aber auf so was
würden Sie ja wohl kaum kommen, Wheeler, oder?«
»Wie sind Sie denn
draufgekommen?«
»John Landis war doch ein Marihuanaraucher , oder? Wo hat er das Zeug hergehabt? Warum
hat er stets in dem Lokal herumgesessen? Das ist doch wohl glasklar? Sogar für
Ihr lahmes Hirn!«
»Möglich«, sagte ich. »Stimmte
Ihre Vermutung?«
»Wir haben nichts gefunden,
wenn Sie das meinen.« Seine Stimme klang noch saurer als sonst. »Ich nehme an,
sie haben das Zeug gestern nacht aus der Kneipe
weggeschafft. Das bedeutet, daß ich sie morgen das Lokal wieder öffnen lassen
muß.«
»Doll«, sagte ich. »Wie ist die
Wetterlage?«
»Die wissen natürlich, daß
dicke Luft ist«, sagte er. »Aber keine Angst, ich bin sicher, daß es das
Frauenzimmer war. Es kann sich nur noch um Sekunden handeln, bis ich sie zum
Sprechen bringe.«
»Was Sie nicht sagen«,
entgegnete ich. »Wenn Sie mal den Mund halten würden, statt dummes Zeug zu
verzapfen, wären Sie direkt ’ne Schönheit.«
»Und weil wir schon von dicker
Luft reden«, fuhr er triumphierend fort. »Sie sitzen ganz schön drin. Dieser
Landis — der Vater — ist auf Ihren Skalp aus, und was ich hier so höre, wird er
ihn auch kriegen!«
»Sie sind falsch informiert, Lieutenant,
wie gewöhnlich«, sagte ich und hing ein.
Dabei dachte ich, daß Hammonds
Information diesmal wirklich stimmen konnte. Es war ein
Weitere Kostenlose Bücher