Der Schuß im Nachtklub
uniformierten
Beamten, die draußen gestanden hatten, drängten an mir vorbei in die Wohnung.
Ich lief den Gang entlang und
raste die Treppe hinunter, immer drei Stufen auf einmal nehmend.
Ich warf mich in den Healey und
fuhr, als ich die nächste Kreuzung erreichte, bereits sechzig im zweiten Gang.
DREIZEHNTES KAPITEL
E inen roten Sportwagen zu
besitzen hat nur einen Nachteil: Man fällt den Leuten auf. Ebensogut hätte ich mit einer Neonanlage auf dem Kopf spazierengehen können, die mit blauem Licht »Al« und mit rotem »Wheeler« ausstrahlte.
Ich stellte den Healey auf
einen Parkplatz unten in der Stadt und ging ein paar Blocks zu Fuß zurück. Ich
betrat einen Drugstore und ging dort in die Telefonzelle.
Ich rief die Mordabteilung an
und sagte, ich hätte einige Informationen, die vielleicht dort interessieren
könnten. Ich erzählte ihnen im großen und ganzen
dasselbe, was ich Midnight O’Hara rund eine Dreiviertelstunde vorher mitgeteilt
hatte. Im Goldenen Hufeisen läge eine neue Leiche, falls sie sie sich
ansehen wollten. Der Sergeant am anderen Ende der Leitung fragte so lange, wer
denn am Apparat sei, daß mein Widerstand schließlich zusammenbrach.
»County-Sheriff Lavers «, sagte ich zu ihm und hing ein. Wahrscheinlich war
das ein Fehler.
Ich verließ den Drugstore
wieder und ging zur nächsten Bar. Dort genehmigte ich mir ein paar und ging
wieder weiter. Eine Viertelstunde später erreichte ich das Goldene Hufeisen. Aus der Entfernung sah ich, wie die Menge auf dem Bürgersteig sich zu
zerstreuen begann. Draußen vor dem Eingang standen zwei Streifenwagen. Der
vordere fuhr gerade los, als ich mich den ersten Zuschauern näherte. Der zweite
folgte etwa zehn Sekunden später.
»Was ist denn hier los?« fragte
ich den Nächstbesten.
»Nichts!« antwortete er mißgestimmt . »Die Polizei hat einen Anruf bekommen, da wäre
noch ’ne Leiche in der Kneipe. Da sind sie mit Sirenengeheul in voller
Kriegsbemalung angesaust gekommen, haben die ganze Spelunke durchsucht. Zwanzig
Minuten habe ich hier gestanden, um einen Blick auf die Leiche zu ergattern —
nichts.«
»Nichts?«
»Hat wohl ’n Irrer angerufen!«
sagte er verbittert. »Man sollte wirklich was gegen die Kerle unternehmen, die
anrufen und der Polizei solche Verrücktheiten aufbinden. Direkt gesetzlich
müßte man gegen die vorgehen! Sechs Monate Zuchthaus oder so was könnte gar
nicht schaden.«
»Und da war gar keine Leiche?«
»Nein«, antwortete er
verächtlich. »Keine Leiche, kein gar nichts!«
»Gemein!« sagte ich.
»Das kann man wohl sagen«,
brummte er. »Zwanzig Minuten habe ich nun hiergestanden, und was habe ich zu
sehen bekommen?«
»Nichts?«
»Nichts!«
»Man kann nie wissen, wann das
Glück einem begegnet«, tröstete ich ihn. »Auf Ihrem Heimweg sehen Sie
vielleicht, wie eine alte Dame von einem Bus überfahren wird.«
Ich ging noch einige Blocks
weiter, überquerte die Straße und kehrte auf der anderen Seite zurück. Als ich
zurückkam, hatte sich die Menge völlig verlaufen. Ich ging langsam weiter, bis ich
an das Ende des Häuserblocks gelangte, und wandte mich dann um.
Etwa zehn Minuten später begann
es, dunkel zu werden, und weitere zehn Minuten danach leuchtete das Neonlicht
auf. Ich blickte auf meine Uhr. Es war halb sieben. Noch fünfeinhalb Stunden bis
Mitternacht und bis Midnight um Mitternacht.
Ich stand im Eingang eines
geschlossenen Ladens und zündete mir eine Zigarette an. Während ich aufmerksam
auf das Lokal blickte, sah ich, wie sich die Tür des Hufeisens öffnete. Midnight
O’Hara kam heraus. Sie ging etwa zwanzig Schritte weiter bis zu einer schwarzen
Limousine, die am Straßenrand stand, und stieg ein. Ich beobachtete, wie der
Wagen abfuhr und dann aus der Sicht verschwand.
Ich blieb noch weitere fünfzehn
Minuten stehen und wartete. Wenn die Polizeibeamten das Lokal ebenfalls
beobachteten, dann stellten sie sich erheblich gerissener an als ich gestern,
denn ich konnte niemanden entdecken. Ich vermutete, daß sie allem Anschein nach
das Lokal nicht beschatteten. Lavers und Hammond
hatten bestimmt angenommen, daß die Geschichte, die ich durchtelefoniert hatte,
reine Phantasie war. Ihre Hauptsorge war zur Zeit eher, Tatbeweise gegen Wes
Stewart beizubringen und eines gewissen Lieutenants habhaft werden zu können,
der sie in einem Badezimmer eingesperrt hatte.
Ich überquerte die Straße, ging
am Hufeisen vorbei und in die verlassene Hinterstraße ,
die um die
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