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Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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dann, wenn..."
    „Spannen Sie mich nicht auf die Folter!" unterbrach ihn das Mädchen. „Erklären Sie mir klipp und klar, was Sie von mir wünschen!"
    „Eine Entscheidung", sagte Lord Bramsey. „Eine schwere Entscheidung... zu schwer, als daß ich von Ihnen erwarten könnte, sie sofort zu treffen."
    „Reden Sie doch nicht um die Dinge herum! Sie behaupten, mein Vater sei nicht mein Vater?"
    „Ihr wirklicher Vater lebt in London... als ein stiller, bescheidener Gelehrter. Er hat ein mäßiges Vermögen und keine Sorgen — wenn man davon absehen will, daß er es nie verwinden konnte, seine einzige Tochter verloren zu haben. Seine Frau ist aus Kummer darüber gestorben."
    „Ich — ich soll die Tochter dieses Mannes sein?" fragte Janet heiser. „Das ist, das ist doch ausgeschlossen, völlig unmöglich!"
    „In diesem Haus gibt es einen Menschen, der die Richtigkeit meiner Angaben bestätigen kann — vorausgesetzt, daß er es zu tun wünscht."
    „Mama?"
    „Nein, Ihre ,Mutter' glaubt sicherlich fest daran, daß Sie ihr Kind sind." Er räusperte sich. „Ich spreche von Mr. Hoogan."
    „Charly?"
    „Sie lieben ihn?"
    Janet winkte erregt ab. Auf ihren blassen Wangen brannten zwei Flecken von hektischer Röte, die ihre innere Erregung anzeigten. „Woher sollte Charly wissen, daß..."
    „Von Ihrem Vater, von Ihrem Stiefvater, um genauer zu sein, obwohl nicht einmal dieser Ausdruck korrekt ist. Mr. Rodrigez hat Sie damals in London gekidnappt."
    Janet lehnte sich plötzlich entspannt zurüdc und stieß die Luft aus. „Einige Sekunden lang fürchtete ich, keine Luft mehr zu bekommen. Ich war drauf und dran, Ihnen zu glauben! Schließlich weiß ich, wie unähnlich ich meinen Eltern sehe. Aber Ihre Behauptung, Papa könnte mich gekidnappt haben, ist einfach absurd! Sie brauchen nur in das New Yorker Geburtenregister zu blicken, um sich davon zu überzeugen, daß ich hier ordnungsgemäß zur Welt gekommen bin!"
    „Ordnungsgemäß zur Welt gekommen ist eine Janet Rodrigez", bestätigte Lord Bramsey.
    „Ja, und das bin ich!"
    „Nicht ganz."
    „Hören Sie, Mylord, Sie können doch nicht so absurde Dinge behaupten, ohne sie zu beweisen!"
    „Gerade das wollte ich jetzt tun. Vorausgesetzt, daß Sie bereit sind, mir Ihre Aufmerksamkeit zu schenken und mich ernst zu nehmen."
    „Dazu kann ich noch nichts sagen, aber selbstverständlich werde ich Sie anhören."
    „Sie erinnern sich, daß Ihre Mutter nach der Geburt sehr krank war?"
    „Man hat es mir erzählt. Sie war zwei Jahre bettlägerig, und auch ich war nicht völlig gesund; es hieß sogar, daß man befürchtete, mich nicht durchzubringen."
    „Stimmt genau. Ihr Vater erkundigte sich daraufhin, wer der tüchtigste Spezialist auf diesem Gebiete sei und erfuhr, daß dafür nur ein Mann in Frage käme: Professor Lindley in London. Daraufhin fuhr Mr. Rodrigez mit der kleinen Janet nach England."
    „Richtig. Auch das habe ich gehört."
    „Was Sie nicht gehört haben, ist folgendes: Professor Lindley mußte zu seinem Bedauern feststellen, daß der kleinen Janet nicht mehr zu helfen war. Er gab ihr bestenfalls noch drei Monate zu leben. Ich weiß nicht, wie Mr. Rodrigez auf diese Nachricht reagierte, aber ich will zu seinen Gunsten annehmen, daß er verzweifelt war. Seine Frau, die er ganz sicher liebte, lag schwerkrank in New York. Er mußte damit rechnen, daß sie der Schock töten würde, wenn sie die Wahrheit erfuhr. Da entschloß er sich zu einem verzweifelten Schritt. Er kidnappte ein gleichaltriges Baby und fuhr mit ihm nach Amerika zurück!"
    „Und dieses gleichaltrige Baby, das soll ich gewesen sein?" fragte Janet flüsternd.
    Lord Bramsey nickte. „Ohne Zweifel."
    „Ich kann es nicht glauben."
    „Es kommt ein wenig plötzlich für Sie", räumte Lord Bramsey ein.
    „Wer — wer ist der Mann, der angeblich mein richtiger Vater sein soll?“
    „Sir Stafford, ein pensionierter Universitätslehrer."
    „Er ist schon so alt?"
    „Er hat sich aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig pensionieren lassen. Der Verlust von Frau und Kind hat ihm hart zugesetzt."
    „Warum hat er nichts dagegen unternommen? Warum hat er niemals versucht, das am gebliche Unrecht wiedergutzumachen?" fragte Janet.
    „Er weiß nicht, was ich weiß..."
    „Aber wie sind Sie denn dahinter gekommen?"
    Lord Bramsey zuckte die Schultern. „Ich muß vorausschicken, daß ich mich mit meinen eigenen Eltern nicht sonderlich gut verstand. Die meiste Zeit verbrachte ich in London... bei Sir

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