Der Schuss nebenan Kommissar Morry
ich gefahren habe, ein Verbrecher ist. Er sah nicht so aus, aber es stimmt, daß ich ihn heute Nacht hier absetzte. Wer es war, kann ich nicht sagen. Er sprach wie ein Engländer..."
Bristow und Flappan wechselten einen kurzen Blick. „Wo haben Sie ihn abgeholt?" fragte Bristow.
„Vom Waldorf-Astoria."
„War er groß, schlank... distinguiert?" erkundigte sich Flappan.
Der Taxifahrer machte ein erstauntes Gesicht. „Sie kennen ihn?"
„Schon möglich. Wir werden Sie später noch einmal zur Gegenüberstellung brauchen. Vielen Dank, Mr. Fuller!"
Der Fahrer verließ das Zimmer.
„Lord Bramsey", sagte Bristow nachdenklich. „Da gibt es kaum einen Zweifel."
„Sollen wir ihn gleich verhaften?"
„Es wird am besten sein. Nur eins will mir nicht gefallen."
„Nun?"
„Wir wurden auf die Tote durch einen anonymen Anruf hingewiesen. Es ist also anzunehmen, daß der Anrufer Wert darauf legt, den Mord publik zu machen. Lord Bramsey ist, wie ich glaube, ein Einzelgänger. Was hätte ihn dazu verleiten können, den Mord bekannt werden zu lassen?"
„Er wird seine Gründe haben."
„Nein, nein. Da ist etwas faul. Lord Bramsey ist kein Dummkopf. Wenn er vorgehabt hätte, einen Menschen zu töten, wäre er gewiß nicht mit einem Taxi, dessen Fahrer ihn wiedererkennen muß, zum Tatort gefahren!"
„Vielleicht war es eine Kurzschlußhandlung."
„Daran glauben Sie doch selber nicht!"
„Fest steht, daß wir ihn vernehmen müssen, und zwar unverzüglich!"
Als der Schuß knallte, stand Hoogan auf und öffnete die Tür zum Nebenraum. „Was soll dieser Quatsch?" fragte er mit scharfer Stimme. „Da kann doch kein Mensch arbeiten! Als der Chef noch lebte, ist es dir auch nicht eingefallen, um diese Zeit auf die Scheibe zu ballern!"
Kingsley legte die Pistole aus der Hand. Dann griff er nach seinem Jackett, das über einer Stuhllehne hing, und schlüpfte hinein. „Reg' dich nicht auf", sagte er. „Es kann nicht schaden, wenn man ein wenig in Übung bleibt."
„Du fängst an..." begann Hoogan gereizt, unterbrach sich aber, als Janet das Büro betrat. Er schloß die Tür und wandte sich dem Mädchen zu. „Hallo, Janet, setzt du auch mal den Fuß an die Stätte meines rastlosen Schuftens?" fragte er mit dem Versuch, gutgelaunt zu erscheinen.
„Ich muß dich sprechen."
„Bitte, ich stehe zu deiner Verfügung."
„Stimmt es, daß ich in Wahrheit Simone Stafford bin?"
Hoogan schluckte. „Wer hat dich denn auf diesen albernen Gedanken gebracht?"
„Stimmt es oder stimmt es nicht?"
„Du bist Janet Rodrigez, das ist alles, was ich weiß!"
„Lord Bramsey ist anderer Meinung."
„Lord Bramsey?" Hoogan winkte ärgerlich ab. „Dieser Kerl scheint es als sein Lebensziel zu betrachten, Unruhe zu stiften. Du brauchst nur in die Zeitungen zu sehen, um zu erkennen, was das für ein Bursche ist! Willst du ihm wirklich glauben? Das wäre doch unsinnig!"
„Charly, du verschweigst mir etwas!"
„Du bist Janet Rodrigez. Egal, was Lord Bramsey dazu sagt", erklärte Hoogan.
„Wenn ich es nur genau wüßte", murmelte das Mädchen nachdenklich.
„Was wäre dann?" fragte Hoogan.
„Ich kann es noch nicht sagen. Erst muß ich den Mann kennenlernen, der angeblich mein Vater sein soll. Sir Stafford in London."
„Das wird deine Mutter nie zulassen! Und sie hat recht damit."
„Sie kann mich nicht daran hindern, die Wahrheit herauszufinden."
„Wem wäre denn damit gedient?" fragte Hoogan. „Deiner Mutter? Nein. Du würdest ihr das Herz brechen. Dir? Nein, denn du müßtest auf dein Erbteil verzichten. Sir Stafford? Nein, denn er sähe sich plötzlich mit der Notwendigkeit konfrontiert, eine erwachsene junge Dame als sein Kind zu akzeptieren! Ausgerechnet er, ein stiller Gelehrter!"
„Jetzt hast du dich verraten. Du weißt genau Bescheid!" sagte Janet.
„Ich habe mit Bramsey gesprochen."
„Du kannst mir auch nicht helfen", meinte das Mädchen traurig.
„Höre, Janet, wenn wir heiraten, zählen nur noch wir beide... du und ich! Dann ist es doch völlig gleichgültig, wer deine Eltern waren!"
„Da bin ich anderer Ansicht", meinte Janet und verließ das Büro. Hoogan wollte ihr folgen, blieb aber stehen, als sich hinter ihm die zum Schießstand führende Tür öffnete und Kingsley das Büro betrat.
„Eine interessante Unterhaltung", bemerkte Kingsley spöttisch.
„Du hast mitgehört?" fragte Hoogan ärgerlich.
„Es ließ sich nicht vermeiden."
„Die Tür ist schalldicht!"
„Sie war einen Spalt
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