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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hatte. Er setzte den Dekkel darauf und bedeutete Laura, sie solle den Karton nach oben tragen; unter anderem hielt Fat Jack nichts von Ritterlichkeit.
    Als Chris seiner Mutter die Tür von Fat Jacks Büro aufhielt, freute Laura sich über das Kreischen der Kinder in der Pizzeria. Es war das erste erfreuliche, normale Geräusch, das sie seit über einer halben Stunde hörte.
    »Hören Sie sich die kleinen Kretins an!« sagte Fat Jack. »Das sind keine Kinder, sondern rasierte Affen, die sich als Kinder ausgeben.« Er warf seine schallgedämpfte Bürotür hinter Laura und Chris ins Schloß.
    Chris wartete, bis sie auf der Rückfahrt ins Motel waren, bevor er fragte: »Was hast du mit Fat Jack vor, wenn diese ganze Sache erst mal hinter uns liegt?«
    »Ich gebe den Cops einen Tip«, antwortete Laura. »Allerdings anonym.«
    »Gut! Der Kerl ist verrückt.«
    »Er ist schlimmer als ein Verrückter, Schatz. Er ist ein Fanatiker.«
    »Was ist ein Fanatiker eigentlich genau?«
    Sie dachte kurz nach, bevor sie antwortete: »Ein Fanatiker ist ein Verrückter, der etwas hat, woran er glaubt.«
    SS-Obersturmführer Erich Klietmann beobachtete den Sekundenzeiger der Uhr des Programmierpults. Als der Zeiger sich der Ziffer 12 näherte, hob er den Kopf und schaute zu der Zeitmaschine hinüber. In dem vier Meter langen Stahlzylinder schimmerte etwas: ein verschwommener grauschwarzer Fleck, der sich zur Silhouette eines Mannes verdichtete, dann zu drei weiteren Männern, einer hinter dem anderen. Der Aufklärungstrupp trat aus dem Zylinder ins Hauptlabor, in dem er von den drei Wissenschaftlern, die das Programmierpult überwacht hatten, empfangen wurde.
    Die aus dem Februar 1989 zurückgekehrten Zeitreisenden lächelten, was Klietmann Herzklopfen verursachte, weil sie nicht gelächelt hätten, wenn es ihnen nicht gelungen wäre, Krieger, die Frau und den Jungen zu finden. Die beiden ersten in die Zukunft entsandten Mordkommandos – der Trupp, der das Haus bei Big Bear überfallen hatte, und der zweite, der in San Bernardino gewesen war – waren Gestapobeamte gewesen. Ihr Versagen hatte den Führer zu dem Befehl veranlaßt, das dritte Kommando aus SS-Männern zusammenzustellen, und für Klietmann bedeutete das Lächeln der Zurückkehrenden jetzt die Chance, mit seinem Trupp zu beweisen, daß die SS über besseres Menschenmaterial verfügte als die Gestapo.
    Das Versagen der beiden vorigen Kommandos waren nicht die einzigen Minuspunkte der Gestapo bei der Behandlung dieses Falls. Auch Heinrich Kokoschka, der Leiter des Sicherheitsdienstes des Instituts, war ein Gestapobeamter gewesen – und offenbar zum Verräter geworden. Alles verfügbare Beweismaterial schien die Theorie zu untermauern, er sei vor zwei Tagen gemeinsam mit fünf weiteren Institutsangehörigen in die Zukunft desertiert.
    Am Abend des 16. März hatte Kokoschka allein eine Zeitreise in die San Bernardino Mountains unternommen: mit der erklärten Absicht, Stefan Krieger in der Zukunft aufzuspüren und zu liquidieren, damit er nicht ins Jahr 1944 und ins Institut zurückkehren und Penlowski erschießen könnte. Dadurch hätte der Tod der führenden Köpfe des Projekts verhindert werden sollen. Aber Kokoschka war nie zurückgekommen. Einige Wissenschaftler vermuteten, Krieger sei am Ende doch siegreich geblieben, und Kokoschka habe im Jahr 1988 den Tod gefunden. Aber das war keine Erklärung für das Verschwinden der fünf Männer, die sich an diesem Abend im Hauptlabor des Instituts aufgehalten hatten: der beiden Gestapobeamten, die auf Kokoschkas Rückkehr warten, und der drei Wissenschaftler am Programmierpult der Zeitmaschine. Die fünf Männer waren spurlos verschwunden – und mit ihnen fünf der für die Rückkehr aus der Zukunft erforderlichen Gürtel. Das alles ließ auf eine Gruppe von Verrätern innerhalb des Instituts schließen,die zu der Überzeugung gelangt waren, Hitler werde den Krieg selbst mit aus der Zukunft zurückgebrachten Geheimwaffen verlieren, und deshalb lieber in die Zukunft desertiert waren, als weiter in der zum Untergang verdammten Reichshauptstadt auszuharren.
    Aber Berlin war keineswegs zum Untergang verdammt. Mit dieser Möglichkeit rechnete Klietmann überhaupt nicht. Berlin war das neue Rom; das Dritte Reich würde tausend Jahre lang bestehen. Jetzt, da die SS Gelegenheit erhielt, Krieger aufzuspüren und zu erledigen, würde der Traum des Führers sich erfüllen. Nach der Beseitigung Kriegers, der die größte Gefahr für die

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